Wedel. Kritik der Woche: Heinz Rudolf Kunze und Freunde begeistern mit einem Live-Hörspiel Kinder und Erwachsene in Wedel.

Wie viele Namen mit „Q“ würden einem schon einfallen? Rocksänger Heinz Rudolf Kunze erfindet gleich eine ganze Quallenfamilie. Da ist Quentin, der Held der Geschichte. Oma Querolante. Die Brüder Quotan und Quadalbert. Schwester Quendola. Mutter Quadriga (macht die beste Algensuppe der Welt) und Vater Querinus (Chefarzt in der Notquallmedizin). Nur der Quallenopa trägt den geheimnisvollen Namen Gert. „Warum, weiß ich nicht“, sagt Kunze. Er hoffe, ihm falle für den nächsten Teil der Kinderbuchreihe noch eine gute Geschichte dazu ein. Auch ohne Erklärung steckt „Quentin Qualle“ voller Wortwitz.

Von Kunze („Dein ist mein ganzes Herz“) stammen die Idee und die Songtexte der beiliegenden Lieder-CD. Den Bilderbuchtext sowie die passende Musik dazu hat Bandkollege und Debütautor Jens Carstens geschrieben. Illustratorin Julia Ginsbach gab Quentin sein Gesicht. Drei Teile gibt es bereits, der vierte steht kurz vor der Veröffentlichung. Am Sonntag haben die Drei in der Mensa der Gebrüder-Humboldt-Schule in Wedel die bunte Unterwasserwelt vor mehr als 300 Kindern und Erwachsenen mit einer musikalischen Lesung zum Leben erweckt.

Kunze und Carstens laden zum Mitsingen ein: Sie stimmen ihre für die Kinderbuchreihe komponierten Lieder mit Ohrwurm-Potenzial an: Von „Ich bin Quentin Qualle“, über „Das Kofferradio“ bis hin zur „Glibberfamilie“ und der Ballade „Gabriele die Garnele“ („wunderhübsch und frech wie Kabeljau“).

Die Kinder klatschen begeistert und schnipsen mit den Fingern im Rhythmus, laufen zur Bühne, und einige tanzen vergnügt. Wenn sie unruhig werden, fangen Kunze und Co. sie geschickt wieder ein, indem sie das Publikum zu Laola-Wellen und Jubelrufen auffordern. Nur eines schaffen sie nicht: Als die Väter gefragt sind, mit ihren Kindern zu tanzen, tauchen sie – frei nach dem Motto Unterwasserwelt – lieber in der Menge ab.

Illustratorin Ginsbach zeichnet während des Hörspiels zwischendurch auf einem Flipchart. Mit flinken Strichen lässt sie die Fabelwesen aus Kunzes Lied erscheinen, während er vom Möhrschwein, Karamel, Knitteraal („er fraß ein Lineal und wurde ganz gerade“) und Pinguin singt. Wenn sie nicht zeichnet, spielt das Allroundtalent Geige, Querflöte, Tamburin oder gibt Garnele Gabi – Quentins beste Freundin – eine Stimme. Denn zwischen den Liedern lesen die Akteure mit verteilten Rollen aus den Büchern vor.

Schlagzeuger Carstens, der in Wedel wohnt und mit Heinz Rudolf Kunze auf Tour war, hatte den Auftritt initiiert. Carstens fühlt sich mit der Familienbildung Wedel verbunden, hatte mit seinem Kind dort eine Krabbelgruppe besucht. Die Familienbildungsstätte war zusammen mit der Stadtbücherei Wedel Veranstalter des Mitmachkonzerts.

Die Kinderbücher und -Lieder sprechen auch die Eltern an. „Ich wollte was machen, das allen Generationen Spaß macht“, sagt Kunze. „Wir haben kleine Kalauer für Erwachsene eingebaut, die die Kinder vielleicht nicht verstehen, damit es beim Vorlesen nicht langweilig wird.“ Kunze spielt gern mit Worten. Das kommt beim erwachsenen Publikum gut an. So sorgt die Erwähnung des Auftritts der Band Status Q mit ihrer Sängerin Helene Fisch beim „Rock am Riff“ durchaus für Heiterkeit. Die wahren Entdeckungen stecken aber in den Illustrationen: von Fan-Plakaten zu Haino, Kate Barsch, Petro Maffhai oder auch „Juni“ mit „Die perfekten Welle“.

Bücher: „Quentin Qualle – Die Muräne hat Migräne“, „Quentin Qualle – Halligalli bei Zirkus Koralli“, „Quentin Qualle – Rock am Riff“, Loewe-Verlag, je 14,90 Euro