Kreis Pinneberg. In Halstenbek wurde die 34. Ladestation für E-Autos im Kreis Pinneberg eingeweiht, auch die Zahl der Fahrzeuge steigt.

Claudius von Rüden steht vor dem schneeweißen BMW. Kritisch prüft er die Tanköffnung der Limousine. So recht überzeugt wirkt Halstenbeks Bürgermeister von dem schicken Elektroauto nicht. Gerade wird die neue Stromtankstelle der Gemeindewerke eingeweiht. Ein Pflichttermin für den Rathauschef. Ist er eingefleischter Elektro-Fan? Nicht so sehr, dass er tief in die Tasche greifen würde, um dem Abgas abzuschwören. „Die Autos sind im Vergleich immer noch zu teuer“, sagt von Rüden. „Leider“, schickt er hinterher. „Da muss noch einiges passieren.“ Dass er mit seiner Meinung nicht allein ist, belegt folgende Zahl: Von insgesamt 1,6 Millionen Fahrzeugen auf Schleswig-Holsteins Straßen, sind derzeit gerade mal 900 mit einem Elektromotor ausgestattet.

Bei Halstenbeks Gemeindewerken setzt man bereits auf E-Mobilität. Das macht deren Werkleiter Uwe Lamberti klar. „Wir haben fünf Fahrzeuge, wollen den Fuhrpark weiter ausbauen“, sagt er. Mit der neuen Schnellladestation auf dem Parkplatz des Möbelhauses Roller an der Gärtnerstraße ermöglicht Lamberti das komplette Auftanken eines E-Autos in weniger als einer Stunde. Eine Tankfüllung reicht für um die 250 Kilometer.

Fahrer von Elektroautos haben nun an 34 Standorten im Kreisgebiet die Möglichkeit, die Akkus ihrer Wagen mit neuer Energie aufladen. Noch vor einem Jahr waren es nur 23 Stromtankstellen kreisweit. Auch die Zahl der Elektroautos im Kreis steigt an. 291 Autos mit Elektromotor fahren mit PI-Kennzeichen. Anfang 2017 waren noch 224 derartige Fahrzeuge zugelassen. Der Halstenbeker Bill Kerby ist einer dieser E-Fans. Auch er ist zur Einweihung der neuen Ladestation gekommen. 35.000 Euro habe er vor drei Jahren für seinen Golf bezahlt – und nicht bereut: „Ich lade bei mir zu Hause per Photovoltaik auf.“

Kreisverwaltung setzt auf Elektromobilität

Drei der E-Autos mit PI-Kennzeichen gehören zum Fuhrpark der Kreisverwaltung, der insgesamt über 30 Fahrzeuge verfügt. „Die Nutzung der E-Autos im Fuhrpark nimmt erfreulicherweise stetig zu“, sagt Sabine Richter, die als Leiterin des Fachdienstes Service den Fuhrpark des Kreises verantwortet. Auch der stellvertretende Landrat Manfred Kannenbäumer ist ein Freund der umweltfreundlichen Antriebstechnik. „In einer Zeit, in der die Begrenzungen der CO²- und Feinstaubwerte notwendig sind, ist Elektromobilität für mich ein Schlüssel zur klimafreundlichen Umgestaltung der Mobilität.“

Der Staat fördert

Bis zu 4000 Euro zahlt der Staat für den Kauf eines reinen Elektroautos dazu, manche Hersteller legen noch etwas drauf.

Auch für Plug-In-Hybridautos – also Fahrzeuge mit extern aufladbarem Strom- und einem Verbrennungsmotor – gibt es bis Ende 2017 eine Prämie von 3000 Euro.

110 derartige Fahrzeuge sind aktuell im Kreis zugelassen.

1/3

Bereits Ende 2016 hat der Kreistag beschlossen, dass bei Neubeschaffung von Fahrzeugen nur noch Elektroautos in den Fuhrpark aufgenommen werden sollen. Weil die Fuhrparkverträge noch bis Ende 2019 laufen, kommen erst dann neue Fahrzeuge zur Kreisflotte dazu. Bis dahin dürfte auch das Netz der Ladestationen noch dichter sein. Fast überall im Kreis Pinneberg schießen derzeit Elektrotankstellen wie Pilze aus dem Boden. Allein im Oktober gingen drei neue Standorte ans Netz – in Elmshorn bei Teppich Kibek, in Tornesch auf dem P+R-Parkplatz an der
Lise-Meitner-Allee und jetzt in Halstenbek bei Roller. „Für uns ist das die zweite E-Tankstelle im Gemeindegebiet, die wir betreiben“, sagt Anja Liedtke, Sprecherin der Gemeindewerke. Der andere Standort befinde sich ebenfalls an der Gärtnerstraße, und zwar beim Autohaus Etehad. „Wir suchen uns Plätze aus, wo viele Leute hinkommen“, so Liedtke weiter. „Eine dritte E-Tankstelle ist in Planung.“

Die Stromtankstelle auf dem Roller-Parkplatz verfügt über mehrere Standardanschlüsse und ermöglicht eine Schnell-Ladezeit, die je nach Fahrzeugtyp 25 bis 40 Minuten dauert. Der Lade-Strom stammt aus erneuerbaren Energien und ist bis Ende März 2018 kostenlos. Im Anschluss können Gemeindewerkekunden beim Tanken direkt mit dem Unternehmen abrechnen, andere Nutzer können per eRoaming zahlen. Ein Abrechnungsmodell, das auch die Stadtwerke Tornesch für ihre drei Ladesäulen nutzen.

Die nunmehr vierte Ladesäule, die in Tornesch auf dem Pendlerparkplatz an der Lise-Meitner-Allee steht, gehört zum Bundesmodellprojekt „HansE“. 50 Standorte in der Metropolregion Hamburg werden im Rahmen dieses Pilotversuchs realisiert. „Drei davon betreiben wir im Kreis Pinneberg“, erläutert Christine Pinnow von HanseWerk, einem Partner von HansE.

Diese Ladesäulen in Schenefeld (Stadtzentrum), bei Teppich Kibek in Elmshorn und eben in Tornesch auf dem Pendlerparkplatz werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) finanziell gefördert. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) übernimmt die wissenschaftliche Begleitung, damit die Projektergebnisse später auf andere Regionen in Deutschland übertragen werden können.