Pinneberg. Und im Frühjahr 2018 gehen sie wieder an. Denn dann soll gegenüber der Parkstadt Eggerstedt ein Neubau für 360.000 Euro eröffnet werden

Jahrelang wurde geflickt, übertüncht und weggeschaut. Jetzt, da das Jugendzentrum Komet in Pinnebergs Süden weitgehend von Möbeln geräumt ist, gibt es nichts mehr zu kaschieren. Ein Blick in die metallenen Container an der Straße An der Raa macht klar, unter welchen Bedingungen Hunderte Kinder und Jugendliche pädagogisch betreut wurden. Dem Betrachter offenbaren sich spakige Teppichreste, eklige Ecken und vergilbte Wände – doch das hat ein Ende. Derzeit werden Kartons gepackt und geschleppt. Das Team um Saim Cetinkaya räumt die Containerburg gegenüber der Parkstadt Eggerstedt. Im Komet gehen die Lichter aus – um bald wieder angeknipst zu werden. Für die Jugendarbeit im südlichen Pinneberg bricht 2018 eine neue Zeitrechnung an.

Und zwar im Frühjahr. Wenn alles gut läuft, wird auf dem beschaulichen Gelände nahe dem Friedhof dann ein Neubau stehen. In Holzbauweise. Und mit schrägem Dach, geplant vom Ingenieurbüro Henning. „Die Zusammenarbeit mit dem Architekten und der Stadt klappt prima“, sagt Cetinkaya, der schon seit Jahrzehnten mit Pinnebergs Jugend arbeitet. 19 Jahre davon in dem stetig um Container wachsenden Komet. In den vergangenen Jahren hatten immer wieder Eltern ihrem Ärger Luft gemacht, auf die katastrophalen Bedingungen für Kinder, Jugendliche und Pädagogen hingewiesen. Das Haus platzte vor allem im Winter aus allen Nähten, vernünftigen Schallschutz gab es nicht. Gespielt wurde in trockener Heizungsluft, die Jungen und Mädchen teilen sich winzige Klos. Teammitglieder mussten Eltergespräche bei anhaltendem Lärm führen.

Mit der Entstehung der von hochwertigen Wohnungen und Stadtvillen geprägten Parkstadt, die auf der anderen Straßenseite liegt, war der öffentliche Druck auf die Stadt gewachsen: Weil Familien in die Kreisstadt ziehen und der Betreuungsbedarf für die offene Jugendarbeit im Quartier somit steigt. Die CDU hatte das Thema schließlich besetzt, Planungen für ein neues Jugendzentrum vorangetrieben – und eine politische Mehrheit bekommen.

Der ursprüngliche Plan, in zwei Abschnitten zu bauen, wurde mittlerweile verworfen. Zunächst war nur von einer Erweiterung um 100 Quadratmeter ausgegangen worden. Einige der sieben baufälligen Container sollten erstmal stehenbleiben. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Die maroden Metallkästen landen allesamt auf dem Schrottplatz.

Für 360.000 Euro, die von der Politik freigegeben wurden, entsteht ein funktionaler und barrierefreier Neubau auf einem Betonsockel. Mit 15 Räumen inklusive der sanitären Einrichtungen auf 200 Quadratmetern wird der Komet gehörig wachsen. Im Gebäude werden eine Küche sowie Räume für Mädchen und Jungen eingerichtet. Ein großer Raum von 70 Quadratmetern wird als Gruppenbereich dienen. Für Eltern- und Teambesprechungen stehen weitere 30 Quadratmeter zur Verfügung. Der Garten wird ein wenig schrumpfen.

Das Team um Cetinkaya plant bereits den Start in die neue Zeitrechnung, der 2018 angemessen gefeiert werden soll. Schließlich wird der Komet dann auch runde 20 Jahre alt. Als der Standort eröffnet wurde, galt die Gegend als soziales Brennpunktviertel. Das ist Geschichte, wohl nicht zuletzt dank der Arbeit der Pädagogen mit Kindern und Jugendlichen, die Cetinkaya liebevoll nur „seine Gurken“ nennt.

Die kommenden Monate müssen Sozialarbeiter und deren Schützlinge ohne Haus überbrücken. Was draußen an Jugendarbeit funktioniert, wird dort geleistet. „Das kriegen wir schon hin“, sagt Cetinkaya zuversichtlich. Er hat Übung: Improvisation gehörte im Containerdorf während der vergangenen 19 Jahren ohnehin zum Alltag.