Pinneberg. Nach massiven Protesten stellt City-Manager Dirk Matthiessen umstrittene Pläne zurück. Er will Alternativen der Kundenzählung prüfen.

Kunden in Pinnebergs City müssen nicht länger fürchten, dass ihre Handys geortet und Daten abgegriffen werden. Pläne von City-Manager Dirk Matthiessen, über die WLAN-Schnittstelle Kundenströme zu erfassen, hatten massive Proteste zur Folge gehabt. Sie sind jetzt vom Tisch, wie Matthiessen am Dienstag mitteilte.

Zuletzt hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann gar angekündigt, mit Andrea Voßhoff die höchste Datenschützerin in Deutschland einzuschalten. Pinnebergs Sozialdemokraten hatten Matthiessen mit deutlichen Worten aufgefordert, das Projekt zu begraben, weil es dem Image der Stadt eher Schaden zufüge als dass es nutze.

Das Abendblatt hatte den Plan von Dirk Matthiessen vor zwei Wochen öffentlich gemacht. Das Konzept, das bereits in Eckernförde angewandt wird, setzt auf elektronisch gesammelte Daten, die für zeitgemäßes Stadtmarketing fraglos von Nutzen sein können. Doch viele Menschen fürchten offenkundig um ihre auf dem Smartphone gespeicherten persönlichen Daten. Matthiessen hatte versichert, dass die geschützt seien – der öffentliche Druck war nach einem landesweiten Medienecho dennoch immer weiter gestiegen.

Vor dem Hintergrund einer unerwartet intensiv geführten Diskussion über die Relevanz des Datenschutzes im Zusammenhang mit der Personenzählung hätten sich Vorstand und Geschäftsführung des Vereins Stadtmarketing/Citymanagement Pinneberg nunmehr dazu entschlossen, die Maßnahme zurückzuziehen und auch zukünftig keine WLAN-basierten Messungen in Pinneberg auf den Weg zu bringen, so Matthiessen am Dienstag. Und weiter: „In den letzten Tagen hatte es Nachfragen besorgter Bürger und politische Statements zu diesem Thema gegeben. Das Stadtmarketing hat bisher lediglich Geräte liefern lassen und Messstandorte vorbereitet – Daten wurden zu keiner Zeit erhoben“, sagt der City-Manager.

„Wir haben uns vorab auf die technische und juristische Expertise unseres Lieferanten verlassen, der zahlreiche weitere Standorte in Deutschland mit entsprechenden Einrichtungen problemlos versorgt hat. Allerdings haben uns die sensiblen Reaktionen der hiesigen Öffentlichkeit und die Aufmerksamkeit, die wir hiermit auch beim Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz erlangt haben, umdenken lassen“, so der Stadtmanager in seiner Erklärung.

Selbst wenn sich die Unbedenklichkeit der Messmethode auch nach intensiverer juristischer Prüfung noch bestätigen ließe, so würde die vorherige Diskussion den Wert der Ergebnisse doch dauerhaft überschatten. Darüber hinaus solle jede erdenkliche Verunsicherung – berechtigt oder nicht – ausgeschlossen werden. Der Stadtmarketing-Verein nehme Datenschutz sehr ernst.

Matthiessen wollte mit Unterstützung von Einzelhändlern und Immobilieneigentümern der Innenstadt das gewonnene Datenmaterial zur Akquise von Neuansiedlungen verwenden, Investoren verlässliche Parameter über die Besucherfrequenz in der City bereitstellen und damit schließlich zur Eindämmung der Leerstandsproblematik beitragen.

Darüber hinaus sollten die Messungen den Erfolg der traditionellen Großveranstaltungen in der City bestätigen und dem Marketing Hinweise zur Optimierung verschiedener Maßnahmen geben. Diese Absicht sei keineswegs aus der Welt. „Sicher nicht“, beteuert
Matthiessen. „Wir werden im neuen Jahr alternative Messmethoden eingehend prüfen und auf das Thema zurückkommen“. Zu einem modernen Stadtmarketing gehörten Besucherkennzahlen zwingend dazu, so Pinnebergs City-Manager.