Wedel. Polizei verhaftet einen 36-jährigen Hamburger. Er soll einem Komplizen den Auftrag gegeben haben, den Gebäudekomplex anzuzünden.

Es war eines der größten Feuer im Kreis Pinneberg – und es war gelegt: Fast fünf Monate nach dem Großbrand von Wedel hat die Polizei den Drahtzieher ermittelt. Ein 36 Jahre alter Hamburger, der eine der Flächen in dem riesigen Gewerbekomplex an der Rissener Straße gemietet hatte, soll der Schuldige sein. Das teilte die Polizei am Freitag mit und machte damit auch erstmals öffentlich, dass es sich um eine Brandstiftung handelt.

Das Dachgeschoss ist durch das Feuer zerstört worden
Das Dachgeschoss ist durch das Feuer zerstört worden © Michael Bunk | Michael Bunk

Das verheerende Feuer war gegen 3 Uhr in der Nacht zum 25. Mai (Himmelfahrt) im Obergeschoss des riesigen Komplexes, der unter anderem Disco, Spielhalle, Restaurant, Autovermietung sowie weitere Gewerbeeinheiten enthielt, ausgebrochen. Dafür soll laut den Ermittlungen ein 37 Jahre alter Mann, der im Kreis Pinneberg wohnt, verantwortlich sein. Er erhielt den Auftrag vom 36 Jahre alten Mieter der Räumlichkeiten. Sein Motiv: Er wollte die Versicherungssumme kassieren.

Der Drahtzieher wurde nun in Hamburg festgenommen. Gegen ihn besteht ein dringender Tatverdacht, sodass ein Richter einen Haftbefehl erließ. Der 36-Jährige befindet sich inzwischen in einer Untersuchungshaftanstalt.

Der eigentliche Brandstifter bleibt auf freien Fuß

Hinweise darauf, dass es sich dabei um den Betreiber der Diskothek handeln solle, wollte Peter Müller-Rakow, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Itzehoe, weder bestätigen noch dementieren. Er bestätigte jedoch, dass sich der eigentliche Brandstifter auf freien Fuß befindet. „Gegen ihn lagen keine Haftgründe vor, sodass es nicht zum Erlass eines Haftbefehls gekommen ist.“

Dieses Bild bietet sich seit dem Feuer am Himmelfahrtstag: Der riesige Komplex an der Rissener Straße als eingezäunte Ruine
Dieses Bild bietet sich seit dem Feuer am Himmelfahrtstag: Der riesige Komplex an der Rissener Straße als eingezäunte Ruine © HA | Arne Kolarczyk

Die Ermittlungen gestalteten sich schwierig, weil das Obergeschoss durch den Brand völlig zerstört wurde. Das Dach stürzte kurz nach Beginn der Löscharbeiten ein. Der Schaden beträgt mehrere Millionen Euro. Den Fall übernahm die Kriminalinspektion Bad Segeberg, wo sich eine Abteilung mit komplexen Ermittlungsaufgaben befasst. Der Brandort wurde diverse Male durch Gutachter begangen – darunter auch Spezialisten vom Landeskriminalamt.

Durch Löschwasser und Ruß sind auch die Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss nicht mehr nutzbar. Dort betrieben Nadine und Sven Lange eine Autoglaserei sowie eine Autovermietung. „Ich bin schockiert und entsetzt, dass jemand das Feuer gelegt hat. Dadurch sind ganz viele andere in Mitleidenschaft gezogen worden, an dem Objekt hängen Existenzen dran“, sagt Nadine Lange.

Monatelang konnten sie und ihr Mann ihr Geschäft nur provisorisch betreiben. Erst vor einem Monat fanden die Langes am Kronskamp 131 Flächen, wo die Glaserei und die Autovermietung untergekommen sind. „Ich kenne andere Mieter, die auch jetzt erst neue Räume beziehen konnten.“ Das einzig positive sei, „dass jetzt die Versicherungen in die Regulierung eintreten und es mit dem Gebäude wieder vorangeht“.

Köche im Gebäude

180 Feuerwehrleute kämpften stundenlang gegen die Flammen. Zwei von ihnen wurden verletzt. Durch das Feuer brannten auch mehrere Pkw aus.

Elf Stunden nach Ausbruch des Brandes wurden von Polizisten in den Räumen eines Restaurants zwei vietnamesische Köche entdeckt, die sich zum Schutz vor den Flammen in einer Toilette verschanzt hatten. Sie blieben unverletzt. Einer von ihnen hielt sich illegal in Deutschland auf.

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Nach Abschluss der Ermittlungen ist die Ruine, die seit dem Feuer wie ein Mahnmal unverändert blieb, freigegeben. Noch diesen Monat will sich der aus Hamburg stammende Hausverwalter, der die Immobilie im Auftrag des Eigentümers verwaltet, mit der Versicherung zusammensetzen und das weitere Vorgehen besprechen. Wahrscheinlich wird komplett neu gebaut.