Pinneberg. Hamid-Reza Mahoozi ist einer der wenigen Ärzte in Deutschland, die auch schwerste Lungenkrankheiten minimalinvasiv behandeln können.
Es ist nur ein kleiner Schnitt. Gerade einmal drei Zentimeter lang. Durch diesen Schnitt kann Dr. Hamid-Reza Mahoozi ganze Lungenlappen entfernen. Der Leitende Oberarzt für Thoraxchirurgie des Regio Klinikums Pinneberg ist einer von nur wenigen Ärzten in Deutschland, der die sogenannte uniportale videoassistierte Thorakopie beherrscht. Damit kann er schwerste Erkrankungen an der Lunge wie beispielsweise Lungenkrebs minimalinvasiv mit nur einem einzigen Schnitt operieren.
Vier bis fünf Tage nach der Operation nach Hause
Seit Anfang Juli ist Mahoozi am Regio Klinikum. Eine seiner ersten Patientinnen dort war Gudrun Haegele aus Wedel. Mit ihrem Lungentumor war die 66-Jährige eine geeignete Kandidatin für die Methode. „Damit ich sie anwenden kann, muss der Patient bestimmte Voraussetzungen erfüllen“, sagt Dr. Mahoozi. So dürfe der Tumor nicht in andere Organe gestreut haben und müsse technisch operabel sein.
Das traf auf Gudrun Haegele zu. Am 8. August wurde sie operiert, bereits zwei Tage später lief sie über den Krankenhausflur. „Das ist einer der Vorteile des Verfahrens. Die Patienten haben weniger Schmerzen und eine schnellere Genesung. Mal abgesehen von dem kosmetischen Aspekt“, so Mahoozi. Bereits vier bis fünf Tage nach der Operation können die Patienten dann schon nach Hause. Bei dem Verfahren mit einem großen Schnitt müssen sie doppelt so lange im Krankenhaus bleiben.
Gudrun Haegele geht es gut. „Das habe ich Ihnen zu verdanken“, sagt sie an ihren Arzt gerichtet. Sie betont, Dr. Mahoozi und sein Team seien jederzeit ansprechbar gewesen und hätten regelmäßig nach ihr gesehen. Das hat die Wedelerin auch schon anders erlebt. Seit Dezember war sie neun Mal im Krankenhaus, sieben Mal stand sie unter Vollnarkose. Der Tumor an ihrer Lunge wurde nur zufällig entdeckt, als sie wegen eines beginnenden Lungenemphysems im Krankenhaus war.
Gudrun Haegele ist eine von 35 Patienten, die Dr. Mahoozi bislang in Pinneberg mit dieser Methode operiert hat. Insgesamt hat er in den vergangenen drei Monaten 120 Operationen vorgenommen. Das minimalinvasive Verfahren bedürfe sehr viel Vorbereitung, so der 43-Jährige. Denn er hat dabei keinen direkten Blick auf die zu operierende Stelle, sondern sieht alles nur zweidimensional über die Kamera.
„Man muss sich mental gut vorbereiten und anatomisch sehr gut auskennen. Vor jeder Operation gehe ich im Kopf einmal alles durch – von Anfang bis Ende“, so Mahoozi.
Er hat die aufwendige neue Technik von Dr. Diego Gonzalez Rivas gelernt, dem Erfinder der Methode. Das Knifflige an der Technik ist, dass der Arzt nur sehr wenig Platz hat, um seine Schnitte auszuführen. Alle Instrumente und die Kamera werden durch den gleichen Einschnitt eingeführt. Bei Gudrun Haegele musste Dr. Mahoozi nur ein Segment eines Lungenlappens entfernen. Bei anderen Patienten entfernt er manchmal ganze Lappen, die er durch den drei Zentimeter langen Schnitt aus dem Thorax herauszieht. „Dafür benutze ich einen Bergebeutel, mit dem ich das Ganze dann herausziehe“, so Dr. Mahoozi.
Gudrun Haegele lauscht all dem fasziniert. Einige Wochen nach ihrer Operation sitzt sie mit am Tisch, als ihr Arzt das alles erklärt. Wie er dazu gekommen sei, das neue Verfahren zu erlernen, fragt sie. „Alle machten die Drei-Loch-Inzision. Dann kam Gonzalez und sagte, er brauche nur einen Schnitt. Ich wollte unbedingt sehen, wie er das macht. Es hat mich fasziniert“, erklärt Dr. Mahoozi. Er fing 2013 an, mit Gonzalez zusammenzuarbeiten, seit 2014 arbeitet er mit dem Verfahren.
In der Pinneberger Klinik ist das Verfahren Standard
Bevor Dr. Mahoozi nach Pinneberg kam war er Oberarzt am Thoraxzentrum des Ruhrgebiets in Herne. Am Regio Klinikum darf er nun die Thoraxchirurgie mitaufbauen. Das minimalinvasive Verfahren mit nur einem Schnitt gehört in der Pinneberger Klinik dank dem neuen Sektionsleiter zum Standard. In vielen anderen Kliniken werde das Verfahren zwar mittlerweile auch eingesetzt, aber nicht serienmäßig, betont Mahoozi.
Seine Patientin Gudrun Haegele hat noch eine Frage an ihren Arzt. Warum er überhaupt die Thoraxchirurgie als Fachgebiet ausgesucht habe? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Es ist eine Herausforderung. Für mich ist es das beste Fach der Welt“, sagt Mahoozi.