Norderstedt/Pinneberg. Helfen soll eine Konzentration aller Kräfte der Polizeidirektion Segeberg und eine überregionale Kooperation der Beamten.

50 Einsatzkräfte – ein Job: Einbrecher fangen. In Pinneberg hat zu Beginn des Monats die „Sonderkommission (Soko) Wohnung“ die Arbeit aufgenommen, die für die Kreise Pinneberg und Segeberg zuständig ist. „Wir wollen die Zahl der Wohnungseinbrüche reduzieren und die Aufklärungsquote deutlich erhöhen“, sagt Jan Lewering, Vize-Chef der zuständigen Polizeidirektion Bad Segeberg. Dafür ist sechs Monate Zeit. Ende März wird entschieden, ob die Soko Wohnung in eine ständige Einheit überführt wird.

1729 Einbruchstaten wurden 2016 in der Direktion aktenkundig – 950 im Kreis Pinneberg, 779 im Kreis Segeberg. Mit diesen Werten liegen beide Kreise landesweit an der Spitze. „Diese Zahlen sind nicht hinnehmbar“, sagt Lewering. Die Antwort: Analog zur „Soko Castle“ in Hamburg und einer ähnlich aufgestellten Einheit in Niedersachsen soll nun von Pinneberg aus eine schlagkräftige Mannschaft den Einbrechern das Fürchten lehren.

„Für uns war das ein Kraftakt“, so Lewering weiter. Kraftakt deshalb, weil keine geeigneten Räumlichkeiten zur Verfügung standen. „Unsere Gebäude sind alle voll bis obenhin.“ Um einen Flügel im Pinneberger Polizeigebäude freizuräumen, mussten dort viele Kollegen zusammenrücken.

Soko-Leiterin Sarah Lampe (v.l.), Kriminalinspektionschef Ingo Minnerop und Jan Lewering, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion, hoffen auf einen Erfolg der „Soko Wohnung“
Soko-Leiterin Sarah Lampe (v.l.), Kriminalinspektionschef Ingo Minnerop und Jan Lewering, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion, hoffen auf einen Erfolg der „Soko Wohnung“ © HA | Arne Kolarczyk

Geleitet wird die „Soko Wohnung“ von Sarah Lampe, die auch Chefin der Pinneberger Kripo-Dienststelle ist. „Wichtig ist, dass alle Mitarbeiter über den gleichen Informationsstand verfügen“, so Lampe. Das sei bisher nicht möglich gewesen, da sich die Kräfte auf vier Kripo-Dienststellen und sieben Reviere verteilt hätten. Künftig arbeiten alle Mitarbeiter zentral von einem Standort aus - mit einer Ausnahme: Aufgrund der Größe des zu betreuenden Gebiets gibt es einen „Satelliten“ in Bad Segeberg, wo sechs Ermittler arbeiten. In Pinneberg sind es 19. Hinzu kommen 15 Zivilfahnder und zehn Kräfte für Spurensicherung und Lageauswertung.

Gerade die Lageauswertung ist laut Soko-Chefin Lampe „von essenzieller Bedeutung“. Jeden Morgen um 9 Uhr treffen sich die Kräfte der „Soko Wohnung“ zur Lagebesprechung, die Außenstelle in Bad Segeberg ist per Telefonkonferenz zugeschaltet. Dort werden alle Kollegen in Kenntnis gesetzt, welche Einbruchs­taten sich über Nacht im Direktionsgebiet ereignet haben und wo Polizeistreifen verdächtige Personen kontrolliert haben. „Uns liegen zu diesem Zeitpunkt auch die Daten aus Hamburg und von der benachbarten Polizeidirektion Ratzeburg vor“, so Lampe.

Aus dem Abgleich der Daten erhoffen sich die Ermittler Hinweise auf mögliche Täterstrukturen. „Wir haben es mit einem hohen Anteil überregional und auch international agierender Täter zu tun“, berichtet die Soko-Chefin. Gerade diesen reisenden Tätern, die meist in Gruppen agieren, könne man nur mit einer entsprechenden Vernetzung auf die Schliche kommen. Daher bestehe zu den Sonderkommissionen der beiden Nachbarländer ebenso enger Kontakt wie zu den zuständigen Staatsanwaltschaften in Itzehoe (Kreis Pinneberg) und Kiel (Kreis Segeberg).

Aktuelle Zahlen

Im ersten Halbjahr 2017 sank die Zahl der vollendeten und versuchten Wohnungseinbrüche in Schleswig-Holstein im Vergleich zum Vorjahr um 898 polizeilich registrierte Fälle auf 2757 Fälle.

2016 waren es zu diesem Zeitpunkt noch 3655 Fälle. Auch in den Wintermonaten Januar und Februar, in denen die Tatbelastung normalerweise spürbar ansteigt, waren die Zahlen 2017 rückläufig.

In der Polizeidiktion Bad Segeberg lag der Rückgang aufs Jahr bezogen bisher bei 30 Prozent.

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Auch mit den sieben Polizeirevieren im Direktionsbereich, die Personal an die „Soko Wohnung“ abtreten mussten, steht Lampe in ständigem Kontakt. Schließlich sind die Aufgaben klar abgesteckt: Der Erstzugriff vor Ort und die Sofortfahndung nach den flüchtigen Tätern obliegt weiterhin der Schutzpolizei. „Wir sind teilweise auch in die Fahndung eingebunden, das ist aber nicht unsere Hauptaufgabe“, so Lampe weiter. Die „Soko Wohnung“ lege den Fokus ihrer Arbeit auf die Täter. „Wir haben es in aller Regel mit Serientätern zu tun“, so die Soko-Chefin. Die Schwierigkeit bestehe in der Zuordnung der Taten zu den Tätern. Durch den überregionalen Austausch der Erkenntnisse und der Bündelung der Kompetenzen in einer Dienststelle soll es gelingen, gerichtsfeste Nachweise zu erbringen und Serien aufzuklären.

Info-Veranstaltungen wurden von 5000 Menschen besucht

Zur Arbeit der Soko gehört es auch, im Fall einer Tathäufung in einer Region Großkontrollen der Polizei anzuordnen. Dieses Instrument war bereits in den vergangenen Jahren mehrfach angewandt worden. „Das hilft uns, ein Bewegungsmuster der Täter zu erkennen“, sagt Ingo Minnerop, dem als Chef der Kriminalinspektion alle Kripo-Dienststellen unterstehen. Diese Großkontrollen würden in der Bevölkerung auf positive Resonanz stoßen.

Das Gleiche gelte für die Präventionsarbeit der Polizei, die deutlich ausgebaut wurde. „Prävention ist das A und O“, sagt Minnerop. Wer Haus oder Wohnung gut sichert, sorge für den effektivsten Einbruchschutz überhaupt. 110 Veranstaltungen zu diesem Thema hat die Polizei im Direktionsbereich im vergangenen Jahr angeboten, sie wurden von 5000 Teilnehmern besucht.