Kummerfeld. Netzbetreiber hat das Umspannwerk in Kummerfeld aufgerüstet. Letzte Etappe in der Region ist der Leitungsbau ab Haseldorf.
Carsten Schmidt und Peter Hilffert stehen zwischen Metallmasten. Über ihren Köpfen verlaufen Stromleitungen. Sie stehen im sogenannten Schaltfeld des Umspannwerks Kummerfeld. Bis Ende des Jahres wird hier noch gebaut. Dann ist die Umrüstung von 220 auf 380 Kilovolt (kV) abgeschlossen, und das einzige Umspannwerk im Kreis Pinneberg kann mehr Energie transportieren und abführen. Ein wichtiger Schritt, damit die in Schleswig-Holstein gewonnene erneuerbare Energie unter anderem in die Verbrauchszentren im Süden Deutschlands gelangt.
Das Umspannwerk am Auweg ist Teil des elektrischen Versorgungsnetzes, das der Stromnetzbetreiber Tennet derzeit ausbaut. Als Gesamtprojektleiter für den Bereich Leitungen ist Carsten Schmidt auch für den Kreis Pinneberg zuständig. Peter Hilffert ist Referent für Bürgerbeteiligung bei Tennet.
Bei einem Rundgang über das Gelände betonen beide, dass das Umspannwerk ein wichtiger Baustein beim Netzausbau ist. „Kummerfeld ist einer der zentralen Punkte in der Region. Das Umspannwerk liegt auf der Trasse von Dollern in Niedersachsen bis nach Dänemark“, sagt Schmidt. Diese Trasse, sie ist eine von drei Höchstspannungsleitungen, die Tennet plant und baut.
Das Umspannwerk gehört zu den ganz kleinen
Der Abschnitt vom Umspannwerk Hamburg/Nord bei Henstedt-Ulzburg bis Dollern ist ein separates Vorhaben des Stromnetzbetreibers, seit 2014 wird auf diesem Stück gebaut. Zwischen Hamburg/Nord und Heist wurde ein Teil der neuen 380-kV-Leitung bereits 2015 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Das Umspannwerk in Kummerfeld war der nächste Schritt für den Projektabschnitt.
Anfang 2015 wurde mit dem Umbau begonnen. Die gesamte Anlage musste Stück für Stück ab- und an gleicher Stelle neu aufgebaut werden. Dafür war viel Planung nötig. Um einige Arbeiten auszuführen, musste die Anlage abgeschaltet werden. Das ging nicht ohne Koordination. Denn um die Stromversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, müssen von fünf Trafos vier in Betrieb sein. Tausende von Kilometern Leitungen wurden in Kummerfeld verbaut. Dabei gehört das Umspannwerk trotz seiner großen Bedeutung zu den ganz kleinen im Land. „Es ist sehr überschaubar und übersichtlich“, betont Claus Schmidt.
In der Nähe der Stromleitungen ist ein Knistern zu hören. „Das ist das Korona-Geräusch“, sagt Carsten Schmidt. Das Geräusch entstehe durch Feuchtigkeit und Schmutzpartikel. „An trockenen Tagen und ohne Baustelle würde man das gar nicht hören.“ Doch es nieselt gerade, und ein kleines Stück weiter wird noch ordentlich gebuddelt. Zwar wurde die neu errichtete Anlage schon im April in Betrieb genommen, aber derzeit wird dahinter noch ein weiterer Teil errichtet. Tennet hatte dafür zusätzliche Flächen neben dem Werk erworben. Mit der Fertigstellung des Umspannwerks in Kummerfeld zum Jahresende ist der Großteil der Arbeiten im Kreis Pinneberg ist erledigt. „Der letzte Abschnitt ist der zwischen Haseldorf und der Elbe“, erklärt Hilffert. Die Mastarbeiten sollen im März 2018 starten.
Der Transformator steht auf Schienen
Die Höchstspannungsleitung zwischen dem Umspannwerk Dollern und dem in Dänemark gibt es schon seit den 1960er-Jahren. Ihre Übertragungskapazität ist aber nicht mehr ausreichend, um die Einspeisung erneuerbarer Energien abzuleiten. Aus diesem Grund wurde es nötig, die Übertragungskapazität zu erhöhen. Mit den Umbauarbeiten ist die Energiewende im Kreis Pinneberg angekommen.
Einige Meter weiter auf der Anlage wird aus dem Knistern ein lautes Brummen. Es kommt vom Transformator, dem Herzstück des Umspannwerks. Die Anlage wandelt die Spannung um, transformiert sie also herauf oder herunter. Der Transport war die größte Herausforderung beim Umbau der Anlage. Denn der Trafo hat ein Gewicht von 2000 Tonnen. Damit der riesige Kasten an die richtige Position geschoben werden konnte, musste er auf Schienen gesetzt werden. Per Schwertransport war der Transformator im vergangenen Jahr in den Auweg gekommen.
Der neue Trafo sei sehr leise, betont Schmidt. Zudem liegt das Umspannwerk weit vom Ortskern entfernt, selbst das Gewerbegebiet ist ein ganzes Stück entfernt. Dennoch muss auf die Einhaltung der Grenzwerte geachtet werden. „Sonst müssen Maßnahmen zum Lärmschutz ergriffen werden“, so Hilffert.
Mitarbeiter, die das Brummen stören könnte, gibt es in Kummerfeld nicht. Mit dem Ende der Bauarbeiten verschwinden auch die Arbeiter. Im Normalbetrieb braucht das Umspannwerk kein Personal. Die Anlage wird aus Hannover fernüberwacht.