Pinneberg. Viele Pinneberger Bürger, insbesondere im Norden der Stadt beklagen, dass Sendungen seit Wochen nur verspätet ankommen.
Siegmar Pache öffnet den Briefkasten, der neben seiner Haustür hängt. Leer. Schon wieder. Wie in all den zurückliegenden Wochen, sagt Pache. In der Wohnsiedlung Am Hang im Norden Pinnebergs, in der Pache in einer Doppelhaushälfte am Ende eines kleinen Weges wohnt, klagen mehrere Anwohner über eine seit Wochen unregelmäßige Postzustellung. Oft bekommen sie tagelang keine Post, sagen sie. Und das ist offenbar kein Einzelfall: In der ganzen Stadt, ja im gesamten Kreis Pinneberg werden immer wieder Beschwerden laut, dass keine Briefe mehr ankommen.
Dass das Ganze mit dem Standort seines etwas versteckt liegenden Hauses zusammenhängt, schließt Siegmar Pache aus. „Bisher ist es jedenfalls nie ein Problem gewesen, unsere Adresse zu finden“, sagt er. Trotzdem: Seit ungefähr sechs Wochen bleibt sein Briefkasten regelmäßig leer. Am meisten ärgere er sich darüber, dass er keinerlei Informationen bekomme. Ein Anruf bei der Deutschen Post führte ihn nur in ein Callcenter. Und ein Briefträger, den er einmal in der Stadt angehalten und befragt habe, sprach Paches Worten zufolge nur vage von Personalproblemen der Post im Raum Pinneberg.
Martin Grundler, Sprecher der Deutsche Post DHL Group, bestätigt das im Kern. „Der Stammzusteller im nördlichen Raum Pinneberg war vier Wochen lang krankheitsbedingt ausgefallen, und die Vertretungen waren mit dem Zustellbereich nicht besonders vertraut“. Das könne dann natürlich zu Verzögerungen führen. Allerdings habe sich die Personalsituation inzwischen wieder entspannt.
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Einen anderen Umstand als Ursache für Verzögerungen schließt Grundler aus: das neue, im August am Pinneberger Stadtrand und damit in derselben Wohngegend eingeführte sogenannte Verbundsystem. Briefe und Pakete werden nun in ein und demselben Fahrzeug transportiert und von ein und demselben Zusteller ausgeliefert. „In den ländlichen Regionen verfahren wir schon seit Jahrzehnten nach diesem Prinzip“, sagt Grundler. „Wenn es irgendwo neu eingeführt wird, kann es natürlich einige Zeit dauern, bis es sich dort eingespielt hat.“ Im Raum Pinneberg allerdings funktioniere es mittlerweile.
Grundlers Kollegin Maike Wintjen hebt hervor, dass die Post jetzt im Herbst generell viel zu tun habe: Viele Versandhäuser verschickten ihre Kataloge. Außerdem dauere die Zustellung generell länger: Das Paketaufkommen steige, die Zustellung von Paketen dauere länger als die von Briefen.
Dem pensionierten Berufssoldaten Siegmar Pache ist all das egal. Was für ihn zählt: Die Fernsehzeitschrift, die er abonniert hat, komme nun schon seit Ende August regelmäßig eine Woche zu spät. „Dann kann ich sie gleich entsorgen.“ Auch sein Nachbar Jürgen Drasdo bekommt kaum noch Post. „Es darf doch nicht sein, dass man tagelang auf wichtige Briefe wartet, und dann kommen die nicht an“, sagt er. Ihm sei es mittlerweile egal, wie die Deutsche Post dieses Problem erklärt, „hauptsache ich bekomme überhaupt wieder regelmäßig Post“.
Es gibt aber auch noch andere Gründe für die verspätete Zustellung. Das hohe Sendungsaufkommen führe unter anderem dazu, dass die Zusteller längst nicht alle Brief- und Paketsendungen während ihrer Arbeitszeit bei den Empfängern abgeben können. „Wenn ein Mitarbeiter die Höchstarbeitszeit von zehn Stunden erreicht hat, bricht er die Tour ab, muss aber am nächsten Tag dann dort wieder mit der Zustellung beginnen“, sagt Maike Wintjen. Sie meint: „Der Postbote kommt trotzdem täglich vorbei.“ Dass Sendungen überhaupt nicht zugestellt werden, schließe sie aus.
Die Anwohner der Siedlung Am Hang in Pinneberg warten indes trotzdem weiter auf ihre Post. Auch Angelika Mohme, die neben Siegmar Pache in der zweiten Doppelhaushälfte wohnt, wartet seit mehr als drei Wochen auf einen wichtigen Bescheid, aber „seit etwa Ende August fällt mir auf, dass der Briefkasten immer leer bleibt“, sagt sie. Von den Personalproblemen wie von der Umstellung des Zustellsystems habe sie übrigens nur zufällig erfahren. Mohme: „Das wurde nie kommuniziert, auch nicht auf Nachfrage.“