Schenefeld. Bürger der Stadt wählen Sonntag ihren Bürgermeister. Amtsinhaberin Christiane Küchenhof wird von Constantin von Piechowski herausgefordert
Am Sonntag haben die Schenefelder drei Stimmen. Zwei bei der Bundestagswahl, eine bei der Wahl des Bürgermeisters. Bei letzterem Entscheid können sich die Bürger der Stadt zwischen Christiane Küchenhof (49), die seit 2006 die Verwaltung leitet, und ihrem Last-Minute-Herausforderer Constantin von Piechowski (37) entscheiden, der am letzten Tag der Bewerbungsfrist seinen Hut in den Ring warf.
Beide Wahlen haben eine Gemeinsamkeit: So richtig in Gang gekommen ist der Wahlkampf nicht. Und im Gegensatz zur Bundestagswahl, wo sich Kanzlerin und SPD-Herausforderer zu einem TV-Duell trafen, hatten die Wähler in Schenefeld keine Möglichkeit eines direkten Vergleichs. Am 6. September blieb der Platz des Herausforderers leer, lediglich die Amtsinhaberin stellte sich den Fragen der Einwohner.
„Viele Bürger haben das bedauert“, sagt Küchenhof. Sie sei häufig gefragt worden, warum von Piechowski nicht erschienen sei. „Viele haben das nicht verstanden. Aber ich kann die Antwort auf diese Frage nicht geben.“ Nicht um eine Antwort verlegen ist Küchenhof, wenn die Frage auf ihren persönlichen Wahlkampf kommt. „Ich habe eine hohe Zustimmung für meine Arbeit erfahren.“ Dementsprechend gibt sich die 49-Jährige optimistisch. „Ich würde mich über eine breite Zustimmung freuen. Sie würde Ansporn und eine Rückendeckung für die weitere Arbeit darstellen.“
Das ist Christiane Küchenhof
60 Plakate hat Küchenhof aufstellen lassen. Darauf zu sehen sind ein großes Foto von ihr und der Schriftzug „Unsere Bürgermeisterin“, nicht jedoch ihr Name. „Ich wollte mich von den Plakaten zur Bundestagswahl abheben, sie sollten auffallen“, sagt sie. Ihr Bekanntheitsgrad sei nach zwölf Jahren im Amt so groß, dass weitere Angaben nicht nötig seien. „Die Resonanz auf die Plakate war positiv.“ Auch mit einem Flyer an alle Haushalte und einer Radtour durch die Stadt hat die Amtsinhaberin für sich sowie für eine Fortsetzung ihrer Arbeit geworben. Auf Hausbesuche verzichtete sie. „Ich finde es vermessen, nach zwölf Jahren im Amt noch bei den Bürgern zu klingeln und sich vorstellen zu wollen. Das führt zur Frage, ob ich nichts anderes zu tun habe.“
Die Stadtkernentwicklung nennt Küchenhof als ihr Kernthema für die nächsten sechs Jahre. „Und zwar so, wie wir es bisher unter großer Beteiligung der Bürger diskutiert haben – mit einem Bürgerzentrum und sozialem Wohnraum.“ Die Schaffung bezahlbarer Wohnungen und die Gewerbeentwicklung sind laut der Amtsinhaberin weitere wichtige Zukunftsthemen. Sie wolle außerdem die von ihr eingeführte Form der Bürgerbeteiligung fortsetzen und nach der Kommunalwahl 2018 zu einem weiteren Bürgerkongress einladen. Auf eine eigene Homepage hat die Amtsinhaberin verzichtet.
Ihr Herausforderer hat gleich zwei – und er hat viel zu sagen: Wer die inhaltsgleichen Webseiten www.bürgermeisterwahl2017.de oder www.constantinvonpiechowski.de besucht, erfährt nicht nur alles über den Lebenslauf des Bürgermeisterkandidaten, sondern auch über seine neun Visionen von der Zukunft der Stadt. Unter anderem plädiert der 37-Jährige für eine Abkehr von der bisherigen Stadtkernentwicklung, will lieber ein verkleinertes Bürgerzentrum, viele Ziergärten, einen Stadtpark sowie ein Schwimmbad auf dem Grundstück der ehemaligen Post.
Das ist Constantin von Piechowski
Von Piechowskis Kernidee ist es, Schenefeld zur Familienstadt zu machen. Dafür will er unter anderem die Betreuungssituation und die baulichen Voraussetzungen in den Schulen verbessern, große Teile der Stadt inklusive der LSE rund um das Stadtzentrum zur Tempo-30-Zone machen und ein Stadtticket beim HVV schaffen. In der Verwaltung soll es mehr Service geben – etwa eine verbesserte Homepage, einen Live-Chat oder individuelle Newsletter.
150 Plakate mit seinem Konterfei und dem eigens kreierten Familienstadtlogo hat der FDP-Mann selbst aufgehängt, das Logo ziert auch das Auto des Rechtsanwalts. „Das ist mein Bürgermeistermobil“, sagt von Piechowski. Er habe auf dem Wochenmarkt und zuletzt täglich im Stadtzentrum Präsenz gezeigt. „Es haben sich viele interessante Gespräche ergeben, auch darüber, was verbessert werden muss. Zum Beispiel die nachschulische Betreuung.“
Briefwahlrekord
Ein Flyer, der am Mittwoch per Wochenblatt verteilt wurde, und mehrere Veranstaltungen komplettieren den Wahlkampf des Herausforderers. „Ich habe alles gemacht, was ich mir vorgenommen habe, bis auf die Hausbesuche.“ Diese habe eine Meniskusoperation Ende August verhindert. Von Piechowski verteidigt sein Fernbleiben von der Diskussionsveranstaltung am 6. September. „Ich habe frühzeitig gesagt, dass ich da nicht mitmache.“ Er habe von Beginn an auf einen friedlichen Wahlkampf gesetzt. „Die Veranstaltung hätte demgegenüber die Möglichkeit für inhaltlichen Sprengstoff gegeben.“