Wedel. Traditionsgeschäft Körner in Wedel schließt nach mehr als 60 Jahren. Immobilienfirma hat das Grundstück gekauft – und Pläne damit.
Wo noch Blumen sprießen, sollen schon bald Neubauhäuser mit Miet- und Eigentumswohnungen aus dem Boden wachsen: Das Wedeler Traditionsunternehmen Blumen Körner gibt auf. Die Inhaber Hans-Peter und Karin Körner haben das Grundstück an der Straße Breiter Weg im Norden der Stadt bereits an eine Immobilienprojektgesellschaft verkauft. Ende November schließen sie nach mehr als sechs Jahrzehnten die Türen ihres Geschäfts für immer.
Schon jetzt hängen Räumungsverkauf-Plakate in den Schaufenstern. Hans-Peter und Karin Körner wollen nach 30 Jahren im Geschäft in den Vorruhestand gehen. „Unsere Kinder sind jeweils in anderen Berufen sehr erfolgreich, und es gäbe sonst niemanden, der einen Blumenladen in dieser Größe pachten oder übernehmen würde“, sagt Gärtnermeister Körner. Deshalb haben sie das Grundstück mit einer Fläche von 4000 Quadratmetern verkauft. Mit der frisch gewonnenen Ungebundenheit schmieden die Körners jetzt Reisepläne, die Wedeler Firma Erdmann & Haas schmiedet Baupläne.
Das Geschäft
Die neuen Grundstückseigentümer beabsichtigen, die Gebäude der Gärtnerei abzureißen und sieben Mehrfamilienhäuser zu errichten. Im Wedeler Bauamt seien bereits Unterlagen eingereicht worden, sagt Bauherr René Erdmann. Das Grundstück liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplans 57 „Op’n Klint“, der dort ein sogenanntes Mischgebiet vorsieht. Das heißt, dass für das Grundstück sowohl die gewerbliche Nutzung als auch die von Erdmann geplante Nutzung zum Wohnen erlaubt ist. Ob die ersten Entwürfe der neuen Eigentümer auch sonst zu den Vorgaben des B-Plans passen oder ob das Vorhaben gegebenenfalls noch vom Planungsausschuss abgesegnet werden müsste, dazu äußern sich zum jetzigen Zeitpunkt weder Erdmann noch die Wedeler Stadtverwaltung.
Das Konzept geändert, eine Nische gefunden
Das Geschäft Blumen Körner ist in der Bevölkerung in Wedel tief verwurzelt: „Wir haben viele Stammkunden, die seit mehr als 60 Jahren und über die Generationen hinweg bei uns einkaufen“, sagt Floristikmeisterin Karin Körner. Und obwohl die Körners ihren Laden jetzt schließen, hätten sie im Allgemeinen eine positive Resonanz von den Stammkunden erfahren.
Mit ihrem Geschäftskonzept hatten die Körners anscheinend ihre Nische gefunden. Gelegentlich haben sie es auch anpassen müssen. Dekorations-, Geschenk- und Keramikartikel erweitern das Floristik-Sortiment. „Nur von Schnittblumen kann man nicht mehr leben“, sagt Karin Körner, „heute braucht man mehrere Standbeine.“ Nach allem hätten sie im Gegensatz zu vielen, die schließen müssten, das Glück, schließen zu können, ergänzt Hans-Peter Körner.
Denn generell hat es der Einzelhandel heute nicht leicht, wie Peter Ahrendt, Mitarbeiter der Industrie und Handelskammer (IHK) zu Kiel in Elmshorn im Bereich Unternehmensförderung und Existenzgründungen, sagt: „Durch das Internet, Franchise-Unternehmen und Filialisten ist der Einzelhandel heutzutage unter starkem Druck. Inzwischen sieht jede Innenstadt fast gleich aus, personengeführte Läden werden immer weniger.“ Der Leiter der Elmshorner IHK-Zweigstelle, Paul Raab, fügt hinzu: „Der Einzelhandel muss heute einen Spagat meistern. Einerseits müssen die Händler kreativ sein, Marktlücken erkennen und ein individuelles Konzept entwickeln, andererseits brauchen sie ein breites Angebot, um Laufkundschaft zu bedienen, die so wiederum zur Stammkundschaft gemacht wird.“
Und das macht es oft so schwer, Nachfolger zu finden. Dass ein Betrieb von der Familie fortgeführt wird, ist im Einzelhandel bald schon die Ausnahme. Peter Ahrendt: „Die traditionelle Familienübernahme gibt es nur noch in etwa 50 Prozent der Fälle.“