Quickborn. Förderverein eröffnet den neuen 3,8 Kilometer langen Naturlehrpfad in Quickborn durch das größte Hochmoor des Landes.

Das größte Hochmoor in Schleswig-Holstein ist jetzt als Naturlehrpfad zu erkunden. Mit 100 geladenen Gästen im Quickborner Torfwerk eröffnete der Förderverein den 3,8 Kilometer langen Rundweg durch das Himmelmoor.

Er soll vor allem Kindergärten, Schulklassen und Naturfreunde für die einmalige Flora und Fauna in diesem 415 Hektar großen und von der Europäischen Union geschützten Natura-2000-Gebiet begeistern. 3000 Arbeitsstunden habe der Förderverein mit neun aktiven Leuten in 18 Monaten in dieses Projekt gesteckt. Das habe rund 150.000 Euro gekostet hat, sagte Vereinsvorsitzender Klaus H. Hensel.

Möglich machte diese Initiative die Vereinbarung der Landesregierung mit dem Torfwerkbetreiber aus Neumünster von 2006, dass der Torfabbau spätestens 2020 enden werde. Danach sollte das Moor wieder renaturiert werden, was angesichts des jahrhundertelangen Torfabbaus eine große Herausforderung sei, sagte Quickborns Bürgermeister Thomas Köppl. „Die Natur ist hier durch den Torfabbau stark gestört. Das muss sich jetzt erst wieder entwickeln.“

Die Biologin Olga Vybornova hat ihre Doktorarbeit über die Bedeutung des Klimas im Hochmoor geschrieben
Die Biologin Olga Vybornova hat ihre Doktorarbeit über die Bedeutung des Klimas im Hochmoor geschrieben © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Da der Torfabbau bereits im nächsten Jahr ein Ende haben soll, könnte dies früher geschehen. Die Stadt Quickborn hat zudem das alte Torfwerk im Himmelmoor gekauft. Es soll künftig für Veranstaltungen und kulturelle Zwecke genutzt werden soll.

Ziel des Moorlehrpfades müsse es sein, so Bürgermeister Köppl, zu zeigen, „wie einmalig unsere Natur und Landschaft hier ist.“ Weiter sagte der Verwaltungschef: „Wir wollen hier keinen Hotspot und kein Disneyland schaffen, sondern das Himmelmoor erlebbar machen“.

Um das mit einem bildungspolitischen Auftrag zu erreichen, sind jetzt entlang des ausgeschilderten Rundweges 17 Informations- und Erlebnisstationen eingerichtet worden, berichtet Rainer Naujox vom Förderverein. An diesen Haltepunkten werden die Pflanzen und Tiere des Moores, seine Geschichte und das einzigartige Klima wissenschaftlich beschrieben. In einem Mehrschichtenmodell wird die Zusammensetzung des torfhaltigen Bodens gezeigt, dessen Brenneigenschaften ganz unterschiedlich sind. Bei einer Art Glockenspiel aus verschiedenen Hölzern können die Besucher den unterschiedlichen Klang der Holzarten hören. Sie erfahren, welche Bäume und Sträucher im Moor wachsen. Es gibt Informationen über die Vögel, die dort brüten, die Insekten und den Moorfrosch, der auf allen Schautafeln die Leitfigur des Moorlehrpfades als Erkennungssymbol darstellt.

Vom höchsten Aussichtspunkt aus können Besucher mit einem Fernrohr die flache Landschaft näher betrachten. Für Kinder ist eine Matschkuhle geschaffen worden, über die sie balancieren können. Und damit die Besucher nicht an den morastigsten Stellen im Moor versinken können, wurde eigens ein 270 Meter langer Holzsteg aus je einen Zentner schweren Eichenbohlen errichtet. Auch die ursprüngliche Größe des Hochmoores, das seit der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren zwölf Meter hoch gewachsen ist, wird in seinen Dimensionen dargestellt.

Himmelmoor wird 2020 Naturschutzgebiet

Das Himmelmoor in Quickborn ist mit einer Größe von ursprünglich 600 Hektar Moorfläche das größte Hochmoor in Schleswig-Holstein. Es steht als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet unter dem Schutz der Europäischen Union.

Es gibt ausgeschilderte Rundwege für Spaziergänger und Reiter und jetzt auch einen Naturlehrpfad. Die Urbarmachung des Moores begann 1780 und wurde bis zu 5000 Quadratmeter große Parzellen an die Landwirte in Quickborn und den umliegenden Dörfern Bilsen, Hemdingen und Borstel-Hohenraden zum Torfabbau übertragen.

100 Jahre später begann der industrielle Torfabbau, der spätestens 2020 enden wird. Dann soll dieses Landschaftsschutzgebiet des Kreises Pinneberg auch zum Naturschutzgebiet erklärt werden.

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Sogar eine wissenschaftliche Begleitung hat der Moorlehrpfad bereits erfahren. Die Biologin Olga Vybornova vom Institut für Bodenkunde an der Uni Hamburg hat über die Bedeutung des Klimas im Hochmoor, das eine sehr wichtige Funktion bei der Bindung des Ozonkillers Kohlendioxid erfüllt, ihre Doktorarbeit geschrieben. Sie sagt: „Das Himmelmoor ist lehrreich und ökologisch bedeutend. Ich wünsche dem Naturlehrpfad immer eine volle Bude.“

Aber auch historisch gebe es ein schweres Erbe, führte Sabine Schaefer-Maniezki vom Verein Henri-Goldstein-Haus aus. Gut 100 Jahre lang hätten zunächst Straf- und später in den beiden Weltkriegen internationale Kriegsgefangene Torf abbauen müssen, darunter Russen, Franzosen und Juden wie jener Goldstein, nach dem das komplett erhaltene ehemalige Kriegsgefangenenlager benannt ist, das jetzt zur einzigen KZ-Gedenkstätte im Kreis Pinneberg erklärt werden soll.

Finanziert wurde der Moorlehrpfad mithilfe der Umweltlotterie, die 75.000 Euro beisteuerte, und der Metropolregion Hamburg, die 30.000 Euro dazu gegeben hat.

Der Moorlehrpfad kann individuell erkundet werden, sagt Initiator Klaus H. Hensel. Für Sonnabend, 7. Oktober, ist ein letzter geführter Rundgang geplant, der aber bereits ausgebucht ist. Die Termine für das nächste Jahr können unter der E-Mail-Adresse himmelmoor
@arcor.de angefragt werden.