Norderstedt. Die Handwerkskammer half: 16 Jahre alte Helgoländerin lernt Segelmacherin in einem Norderstedter Betrieb für Segeltechnik.

„Das ist ein Glücksfall“, sagt Celia Sophie. Sie hat den ersten Schritt absolviert, ihre Hobbys zum Beruf zu machen. Die 16-Jährige von der Hochseeinsel Helgoland segelt gern und näht gern. Was liegt also näher, als eine Ausbildung zur Segelmacherin zu beginnen? Celia Sophie hat es geschafft. Seit dem 1. September arbeitet und lernt sie in Norderstedt bei der Firma Sven Lindstädt Segeltechnik an der Segeberger Chaussee. Auch Inhaber Sven Lindstädt ist froh, endlich eine Auszubildende gefunden zu haben. Wie fast alle Handwerker schafft er es nicht mehr, seine Ausbildungsplätze regelmäßig zu besetzen.

„Unser Spezialgebiet sind schnelle Segel für Katamarane, sagt Lindstädt, der seinen Betrieb 1993 gegründet hat und selbst mit Leidenschaft segelt. Am liebsten mit einem Katamaran. Ob auf Nord- oder Ostsee oder einem anderen Gewässer ist ihm fast egal.

Zusammengefunden haben er und seine neue Auszubildende durch die Handwerkskammer Lübeck. Vorangegangen war jede Menge Frust der jungen Helgoländerin. Zunächst hatte sie daran gedacht, den Beruf der Raumausstatterin zu lernen, weil sie auch dabei ihr Nähtalent anwenden kann. Sie bewarb sich bei Betrieben in Bremerhaven und Cuxhaven, jedoch ohne Erfolg.

Dann kam sie auf die Idee, Segelmacherin zu werden. Doch ausgerechnet auf Helgoland war kein Ausbildungsplatz zu finden. Ihre Bewerbung landete mit Hilfe des Vaters bei der Handwerkskammer, die sofort eine Lösung fand. „Passgenaue Besetzung“ heißt das Projekt der Lübecker Kammer, die Ausbildungsbetrieben und Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, ein breites Unterstützungsangebot bietet.

Für die Arbeit an unhandlichen Segeln muss die Auszubildende Celia Sophie eine Nähmaschine mit abgesenktem Sitz nutzen
Für die Arbeit an unhandlichen Segeln muss die Auszubildende Celia Sophie eine Nähmaschine mit abgesenktem Sitz nutzen © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Antje Gerdau, Beraterin im Projekt „Passgenaue Besetzung“, konnte helfen. Die Fachfrau für die Akquise und Besetzung von Lehrstellen kennt viele Ausbildungsbetriebe, weiß, welche Stellen noch unbesetzt sind und welcher Betrieb zum jeweiligen Interessenten passen könnte und umgekehrt. „Als Beraterin in der passgenauen Besetzung bin ich quasi die Vermittlungsstelle zwischen Jugendlichen und Betrieben“, sagt Antje Gerdau über ihre Tätigkeit bei der Handwerkskammer. Im Fall von Celia Sophie Bouquet schlug Antje Gerdau zunächst ein Praktikum in dem Norderstedter Betrieb vor, der außer der Herstellung von Segeln für Katamarane, Jollen und Yachten auch Reparaturen übernimmt. Hinzu kommen ein Ladengeschäft und ein Online-Shop.

Es ist nicht leicht, passende Auszubildende zu finden

Segelmachermeister Sven Lindstädt hat den Vorschlag der Kammer gern angenommen. „Es ist nicht einfach, passende Auszubildende zu finden. Der Beruf erfordert viel handwerkliches Geschick und Ausdauer“, sagt er.

Nicht immer verläuft die Vermittlung so einfach wie im Fall der jungen Helgoländerin, sagt Beraterin Antje Gerdau. Oft müssen die Fachberaterin und ihre Kollegen zunächst intensive Gespräche führen. Auch an Schulen sind die Berater aktiv. In den neunten und zehnten Klassen stellen sie die Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk vor. Daraus ergeben sich im Jahr mehrere Hundert Einzelgespräche mit Jugendlichen.

„Bei einer Ausbildung ist es ganz wichtig, dass die Chemie zwischen Betrieb und Lehrling stimmt. Durch die Gespräche können wir die Jugendlichen oft gut einschätzen und passende Betriebe vorschlagen“, berichtet Gerdau. Betriebe, die die „Passgenaue Besetzung“ in Anspruch nehmen wollen, können sich direkt an den für sie zuständigen Berater wenden. „Wir vereinbaren dann ein Erstgespräch, zu dem wir auch gerne in den Betrieb kommen“, sagt Antje Gerdau.

Celia Sophie muss sich noch ein wenig an das neue Leben gewöhnen. Sie hat eine kleine Wohnung in Norderstedt gefunden. „Leider habe ich keine Verwandten hier, bei denen ich unterkommen könnte“, sagt sie. Derzeit sind Oma und Opa in Norderstedt zu Besuch und unterstützen die 16-Jährige.

Städtisches Leben ist die gebürtige Insulanerin bereits gewöhnt. Bis zum mittleren Schulabschluss besuchte sie eine Schule in Schleswig. Noch jedoch ist Norderstedt ihr fremd. Doch das wird sich in den kommenden drei Jahren ihrer Ausbildung sicher ändern. Solange muss die Helgoländerin lernen, bis sie sich Segelmacherin nennen darf.

Das Team von „Passgenaue Besetzung“ ist unter Telefon 04321/ 60 28 78 40 und per Mail an agerdau@hwk-luebeck.de zu erreichen.