Rellingen. Vorsitzende Anja Radtke und neuer Geschäftsführer Christoph Rind ziehen Bilanz nach sieben Jahren. Sie fällt erfreulich aus.
Die Zahlen stimmen: Seit Gründung der Bürgerstiftung Rellingen vor sieben Jahren hat sich das Kapital nahezu verdoppelt. Das bestätigt der neue Geschäftsführer Christoph Rind, der Anfang dieses Jahres die Aufgabe von Klaus Parusel übernommen hat. Rind hat viel vor, will Sozialprojekte fördern und ist offen für Anfragen.
Ermöglicht wurde die Gründung einst durch ein Vermögen von 175.000 Euro, das die Rellingerin Irmgard Lüdt der Gemeinde vermacht hatte. „Eine zauberhafte Geschichte von einer Frau, die ihre Gemeinde bedacht hat“, sagt die Vorsitzende der Stiftung, Anja Radtke. Die Idee, das Geld als Gründungskapital für eine Stiftung zu verwenden, die allen Rellinger Bürgern zugute kommen sollte, stamme vom früheren Bürgervorsteher Albert Hatje und von Oliver Stolz, heute Landrat, damals Bürgermeister. „Die Politik wollte etwas Nachhaltiges schaffen.“ Dass dies gelungen ist, beweise das Engagement vieler freiwilliger Helfer.
Unabhängigkeit garantiert der Stiftungsbeirat
Für die parteipolitische Unabhängigkeit garantiert der Stiftungsbeirat. Ein wichtiger Punkt für Christoph Rind, dem nach Ende seiner beruflichen Laufbahn als Redakteur des Hamburger Abendblatts schnell klar wurde, dass ein kompletter Rückzug ins Privatleben nicht seine Sache war. „Nach einem Job, der mich etwa zehn Stunden täglich beschäftigt hatte, wollte ich wieder eine Aufgabe übernehmen“, sagt er. Die Rellinger Stiftung suchte einen Geschäftsführer, Rind eine sinnvolle Arbeit – es passte.
Vor seiner Zusage stellte er eine Bedingung: die Reduzierung der offiziellen Bürozeiten. Jeden Mittwoch von 9 bis 12 Uhr steht er als Ansprechpartner in dem kleinen Büro im Erdgeschoss des Rellinger Rathauses bereit, die weitere Zeit arbeitet er von zu Hause aus.
Rind und Radtke arbeiten Hand in Hand, tauschen sich persönlich, per E-Mail und am Telefon aus. Unkompliziert und bürgernah lautet die Devise der beiden. Dass die Chemie stimmt, ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Der hohe Bekanntheitsgrad der Stiftung spreche für sich. „Ich bin froh, dass wir hier angekommen sind“, sagt Anja Radtke, die sich auch nach ihrer Zeit als Bürgermeisterin weiter ehrenamtlich auf mehreren Ebenen für ihre Heimatgemeinde einsetzt. „Es ist der Reiz, etwas fortzusetzen, Gutes zu tun und zu motivieren“, sagt Radtke,
Wie sehr die Arbeit der Stiftung in der Mitte der Bevölkerung angekommen ist, erfahren die Verantwortlichen manchmal erst aus Traueranzeigen, wenn Hinterbliebene statt Grabschmuck um einen Spende für die Stiftung bitten. Eine Wirkung über das Leben hinaus zu haben oder etwas Beständiges für die Trauergemeinde zu schaffen, sei zum einen ein Bekenntnis zu sozialen Projekten und zum anderen zur Gemeinde, beschreibt Radtke die Motivation. Auch Geburtstage oder Feiern wie Weihnachten böten Anlässe zum Spenden.
Alle Projekte
Auf einer Wand vor dem Bürgermeisterzimmer sind die Namen der bedeutendsten Zustifter verewigt, das Logo zeigt bunte Felder, die ineinander greifen. „Ein Symbol für die Vielfalt der Ideen“, erläutert Radtke, das blaue Feld in der Mitte stehe für Irmgard Lüdt. Das Prinzip des Ineinandergreifens zeige sich auch bei der Vernetzung mit anderen Organisationen. Diese könnten auch einen Antrag auf Unterstützung für Projekte stellen. Voraussetzung für die Förderung sei der Bezug zu Rellingen. Es gehe immer um Projekte, die vielen und nicht nur einem Einzelnen zugute kommen: wie die Familienlotsin, die Hilfestellung für Familien mit Kind leiste, die Rellinger Lesewoche mit Angeboten an Kinder und Erwachsene und die Unterstützung der Rellinger Flüchtlingshilfe bei der Herstellung des Kalenders „So schmeckt Heimat“. Die Angebote sind vielfältig, das Interesse hoch, Förderungsanträge erwünscht.
„Wir haben null Verwaltungskosten“, sagt Christoph Rind, der nicht nur für das Buchhalterische, sondern auch für Kontaktpflege und Veranstaltungsvorbereitung zuständig ist. „Welche Stiftung kann das schon von sich sagen?“ Er könne jedem Spender zusichern, dass seine Spende zu 100 Prozent ihrem Zweck zugeht. „Die Leute sehen unmittelbar, was mit ihrem Geld passiert“, ergänzt die Vorsitzende. Leider werfe das angelegte Stiftungskapital zurzeit kaum Zinsen ab. Zur Finanzierung der laufenden Projekte sei die Stiftung daher auf Spenden angewiesen, sagt Christoph Rind: „Wir freuen uns über jeden kleinen Betrag.“