Kreis Pinneberg. Gastronomen in der Region hoffen auf viele Fans am Freitag – und auf den Sender Eurosport, der nach dem Chaosstart Besserung gelobt.
Als André Hahn den HSV am zweiten Bundesliga-Spieltag in Köln in Führung schießt, können viele Fans in der Region das nicht sehen. Die Premiere des Senders Eurosport, der die Freitagsspiele der Bundesliga im Internet überträgt, ist wegen technischer Probleme zum Desaster geworden. An diesem Freitag werden die Kneipen wieder voll sein. Erneut spielt der HSV, diesmal gegen Leipzig. Der Sender hat Besserung gelobt, die Wirte zittern jetzt mit Eurosport. Denn die Gastronomen im Kreis Pinneberg, einer Hochburg der HSV-Fans, trifft es besonders hart, wenn sie die Spiele nicht live zeigen können.
So geht es auch Benjamin Gadow, der die Begas-Bar in Pinneberg betreibt. Sein Laden war bei der Premiere mit 65 Fußballfans brechend voll. Der Bildschirm indes blieb dunkel. Gadow musste gar das Radio anwerfen, um die Fans zumindest akustisch am Auswärtssieg teilhaben zu lassen. Wie seine Kollegen hofft er nun, dass Eurosport die Probleme schnell in den Griff bekommt. Am Freitag gibt er dem Sender die zweite Chance: „Hoffentlich kommen auch die Fans trotz der schlechten Premiere wieder.“
Beamer organisiert
Dicke Luft herrschte während der Eurosport-Premiere auch in Elmshorn. In der ersten Halbzeit funktionierte noch alles, dann war das Bild plötzlich weg, so die Wirtin Agnes Schirmacher. In ihrem Flora Stübchen in der Reichenstraße war kein Platz leer geblieben. Schirmacher hatte Laptop und Beamer organisiert. „Über Sky können wir den Sender HD+ nicht dazubuchen und über das Internet funktioniert es nicht“, so die wütende Wirtin.
Immerhin: Eurosport schickte ihr nach dem Spiel in Köln eine Mail. Zehn Euro würden zurückerstattet. Für Schirmacher kein Trost: „Zehn Euro nutzen mir herzlich wenig, wenn es beim nächsten Spiel wieder nicht klappt. Das machen die Gäste nicht lange mit.“ Für die Zukunft überlegt sie nun schon, ob sie sich noch einen HD+ Receiver zulegt, um die Freitagsspiele über Satellit zeigen zu können. Dazu müsse sie 120 Euro investieren. „Ansonsten können wir nur abwarten.“
Das muss auch Betty Behrend vom Barcode 23 an der Pinneberger Bahnhofstraße. Für sie geriet der erste Freitagsauftritt des HSV ebenfalls zur Nervenprobe. Denn auch im Barcode ging erst mal nichts. Der Versuch, bei Eurosport telefonisch Auskunft zu bekommen, scheiterte. „Ich hatte dann das Glück, Gäste zu haben, die helfen konnten“, sagt Behrend. Sie habe das Spiel über Amazon gebucht, das habe funktioniert. In den vergangenen Tagen habe sie immer wieder ausprobiert, ob der Eurosport-Player mittlerweile zuverlässig laufe: „Ich hoffe, dass ich das HSV-Spiel am Freitag zeigen kann.“
Unter den Gastronomen gibt es auch Gewinner
Fraglos gibt es unter Wirten auch Gewinner. Alles richtig gemacht hat etwa der Inhaber der Highlight-Sportsbar in Wedel, Johannes Kunze. Der Restaurantchef investierte gleich in den zusätzlichen Receiver und legte sich ein HD+-Abo für zusätzliche zehn Euro zu. Aufs Internet ist das Highlight nun nicht mehr angewiesen. „Wir hatten hervorragenden Empfang“, sagt Kunze. Die Sportsbar, die vor allem an Wochenenden auf Fußball setzt, konnte sich über bis zu 300 Fans freuen. Für die nächsten HSV-Spiele überlegt der Wirt, ob er angesichts des Ansturms Voranmeldungen der Fans annehmen sollte. Auch in der Gastronomie des VfL Pinneberg lief die Übertragung.
Bei Eurosport glühten nach dem in weiten Teilen versemmelten Start, der auch viele Privatabonnenten verzweifeln ließ, die Drähte. Auch in sozialen Netzwerken schimpften Nutzer, die sich während des Gastspiels des HSV in Köln gar nicht erst einloggen konnten. „Gemeinsam mit unseren Technologie-Partnern konnten wir in der Zwischenzeit die Gründe für die Ausfälle identifizieren und das Problem beheben“, so Sprecher Dominik Mackevicius. Fehlerbehaftete Kommunikation innerhalb einer technischen Schnittstelle habe die Bildausfälle verursacht. Die Rückerstattung von zehn Euro an alle betroffenen Eurosport-Player-Kunden erfolge automatisch.
Zehn Euro zurück – Wirt Benjamin Gadow lächelt nur müde. „Wenn das am Freitag nochmal so schlecht läuft, werde ich enttäuschten Gästen wohl einen Schnaps ausgeben und den Eurosport in Rechnung stellen“, sagt der Gastronom. Er macht aber auch klar, dass die neue Rechteaufteilung für Wirte Chancen birgt, weil viele Privatleute nicht bereit sind, sich nur für Freitagsspiele nach dem Sky-Abo auch noch Eurosport ans Bein zu binden. Da sei viel Potenzial für Kneipen.