Wedel. Tom Grucza liebt Wasser: Er segelt, verdient Geld mit den größten Yachten, spielt auf einem Schiff Theater und singt dort.

Mit Mega-Yachten und ihren reichen Besitzern kann Tom Grucza ebenso gut umgehen wie mit Kindern, die sich über Petterson, Findus oder Pippi schieflachen. Der Wedeler weiß, wie eine Crew schneller segeln kann und was trotz Flaute für gute Laune an Deck sorgt. Der 39-Jährige ist eng mit dem Wasser verbunden und in vielen Tätigkeitsfeldern zu Hause.

Hafenkonzert

Im Radio ist der Wedeler Tom Grucza am Sonntag, 3. September, zu hören.

Das Hamburger Hafenkonzert auf NDR 90,3 beschäftigt sich von 6 bis 8 Uhr mit „Tom Grucza – ein Leben am und auf dem Wasser“.

Dank seines weit verzweigten Netzwerkes fand der Wedeler den Weg ins Radio. Für die Moderatorin Kerstin von Stürmer gehört es zum Job, immer wieder nach prägnanten Persönlichkeiten zu forschen.

Unter anderem befragte sie den ehemalige Kieler Wirtschaftsstaatssekretär Frank Nägele, heute in gleicher Funktion in Hannover tätig.

Er kennt Grucza aus Seglerkreisen und gab den entscheidenden Tipp.

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Auf Deutschlands einziger Hochseeinsel hat der gebürtige Hamburger einen Teil seiner Jugend verbracht. Sein Vater war Kurdirektor auf Helgoland. „Eine sehr schöne Zeit“, sagt Tom Grucza rückblickend. Die bärbeißige Art der Insulaner hatte es ihm angetan.

Er verschlief – sonst wäre alles vielleicht anderes gelaufen

Der maritime Lebensweg war nicht vorgezeichnet. Eigentlich wollte sich Grucza bei der Bundeswehr verpflichten und Mediziner werden. Mit einer vorherige Ausbildung zum Krankenpfleger sollte der Weg geebnet werden. Doch einen Tag vor dem Beginn bot ihm die Wedeler Wrede Werft noch eine Ausbildung zum Industriekaufmann an. Die Entscheidung quälte ihn in der Nacht so sehr, dass er erst gegen 6 Uhr einschlafen konnte – und kurz nach 9 Uhr wieder aufwachte. Da hätte er schon als Krankenpfleger-Azubi anfangen sollen. Keine gute Idee, am ersten Tag zu spät zu kommen, befand er. Also entschied Grucza sich für Wrede. Dort sollte er erst um 10 Uhr erscheinen...

Tom Grucza (vorn) beim Segeln
Tom Grucza (vorn) beim Segeln © HA | privat

Nach der Ausbildung folgte ein kurzes Intermezzo als Immobilienmakler, bis die Seefahrt wieder rief. Er machte sich mit 27 Jahren als Consultant selbstständig. Anfangs ging es darum, im Auftrag der Eigner den richtigen Farbanstrich zu finden. Die Aufträge wurden größer, die Aufgaben vielfältiger, wobei ihm seine zweite Ausbildung als Bootsbauer zugute kam. Zwischendurch beriet er Eigner, die ihre bei Wettbewerben startenden Boote und ihre Crews verbessern wollten. Dabei kam ihm seine Erfahrung als Segler bei internationalen Meisterschaften zu Hilfe, die er in jungen Jahren gesammelt hatte.

Die Yachten wurden immer größer. Zusammen mit einem Kompagnon hat er sich vor Kurzem um das „Re-Fit“ der Luxusyacht „Lady Moura“ gekümmert. Die war 1990 bei Blohm & Voß als die erste Motoryacht gebaut wurde, die länger als 100 Meter ist. 200 Millionen Dollar soll ein saudischer Milliardär damals gezahlt haben. Die „Lady Moura“ musste nun zum Schiffs-TÜV, außerdem wurde sie nach den Wünschen des Besitzern aufgehübscht. Grucza und Partner beaufsichtigten das Projekt von der Auftragvergabe bis zur Endabnahme.

„Es gibt in dieser Branche viel Verrücktes“, sagt der Fachmann. Was allerdings in jüngster Zeit über die Sonderwünsche der Eigner und die verbauten Summen zu lesen war, etwa im Fall der Yacht des russischen Oligarchen Abramowitsch, hält er für übertrieben. Auf Yachten von 90 bis 140 Meter hat sich Grucza spezialisiert.

Ein weiteres Standbein schuf sich der Schifffahrtsberater in der Betreuung neu entwickelter Industrieroboter. Die können Schiffsrümpfe deutlich effizienter spritzen. Bei seinen Geschäftspartner hat Grucza den Ruf eines harten Verhandlers. Das hindert ihn allerdings nicht, freundlich mit den Menschen umzugehen und viel zu lachen. „Immer positiv sein“ ist sein Motto.

Zwischendurch trieb es Tom Grucza in die große weite Welt hinaus. Er heuerte beim Robinson Club als Entertainer an. Dort konnte er sein Naturell als „Bühnensau“ ausleben. Bei den abendlichen Shows spielte er am liebsten die Hauptrolle, weil er singen und schauspielern konnte. Meist musste er dann nicht tanzen, was auch nicht zu seinen Stärken gehört. „Ich hatte und habe keine Probleme, mich zum Narren zu machen“, sagt Grucza. Im Umgang mit Menschen habe er viel gelernt. Damals er auch seine heutige Frau. Um die Familie ernähren zu können, ging es zurück nach Wedel.

Tom Grucza auf der „Batavia“
Tom Grucza auf der „Batavia“ © HA | privat

Die ältere der beiden Töchter, Emely, sorgte dafür, dass der Papa seine Fähigkeiten auf der Bühnen wieder ausleben kann. Die heute Zwölfjährige bewarb sich auf dem Wedeler Theaterschiff „Batavia“, spielt in verschiedenen Kinderstücken. Nach und nach stieß die ganze Familie zu der Theatertruppe. „Es macht unglaublich viel Spaß, für die Kinder zu spielen“, sagt er. Demnächst tritt er zusammen mit seiner Gattin in einer amerikanischen Screwball-Komödie auf. Während des Sommerurlaubs am Strand gab es die ersten Textproben.

Sein Traum: ein Büro auf einem Motorboot auf der Elbe

Auf der „Batavia“ greift Grucza auch zur Gitarre und singt, wenn ein Künstler kurzfristig abgesagt hat. Fast hätte es für ihn zu einer Rockkarriere gereicht. Der Plattenvertrag war schon unterschrieben. Aus dem weiten Fundus der Hits der 70er- und 80er-Jahre schöpft der Tausendsassa, wenn Flaute herrscht und an Bord die Langeweile ausbricht. Dann lässt er sich Wunschtitel zurufen.

Tom Grucza besitzt kein eigenes Segelboot. Er hat genügend Freunde, die ihn mitnehmen oder ihm ein Boot leihen. Über einen verstorbenen Freund kam er an ein kleines Motorboot. Die „Tootsie“ war in einem „grässlichen Zustand“ und wird derzeit von ihm aufgemöbelt. Das Boot soll einen Liegeplatz im Hamburger Yachthafen in Wedel bekommen, direkt neben dem Gebäude der Wrede Werft, in dem seine Firma G-Con Consulting beheimatet ist. Der Vollblut-Seemann schwärmt schon davon, dass er dann mit der Tootsie auf die Elbe hinaus fährt, dort Anker wirft und per Computer und via LTE-Verbindung arbeiten kann.