Rellingen. In der Sozialstation am Appelkamp herrscht Raumnot. Stimmt die Politik zu, wird am Ellerbeker Weg neu gebaut. Ein Konzept liegt vor.

Reinhard Kinle ist ein vorsichtiger Mensch. Der Chef des DRK-Kreisverbands überlegt lange, bevor er auf Fragen antwortet. „Interessante Idee“ – immerhin so viel lässt sich Kinle entlocken, wenn es um den Bau einer neuen Sozialstation in Rellingen geht. Zweifellos seien Entwicklungsmöglichkeiten am Appelkamp, wo Rellingens Rotkreuzler seit 1995 Dienst tun, begrenzt. Kinle hat an einem Konzept mitgewirkt, über dessen Umsetzung die Politik jetzt entscheidet. Rellingens Rotkreuzler sollen eine neue Heimat bekommen. Am Ellerbeker Weg. In einem vom Elmshorner Unternehmer Theodor Semmelhaack geplanten Wohngebiet.

Es wäre ein Neuanfang nach 22 Jahren am Standort Appelkamp. 18 davon hat Nicole Giese als Leiterin der Rellinger Sozialstation miterlebt. Sie macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube: „Es ist schon so, dass wir hier an Grenzen stoßen.“ Dass die Tagespflege des DRK etwa im ersten Obergeschoss untergebracht sei – für Giese alles andere als optimal. Unmittelbarer Zugang zum Garten wäre für Besucher der Einrichtung ein echter Zugewinn.

Dass die defizitäre Tagespflege ohnehin dringend neu aufgestellt werden müsste, sieht man auch im Rellinger Rathaus ein, aus dem es heißt: „Bei einer Ausweitung der Tagespflegepflege von zwölf auf 16 Plätze wäre die DRK-Tagespflege kostendeckend zu führen.“

An dem ausführlichen Konzept für einen Neubau hat auch Giese mitgearbeitet. Ein Ziel der Sozialpädagogin liegt auf der Hand – noch bessere Arbeitsbedingungen für hauptamtlich Beschäftigte, Honorarkräfte und rund 50 bislang im Rotklinkerbau am Appelkamp tätige ehrenamtliche Helfer. Geht es nach dem DRK-Entwurf, der am Dienstag, 29. August, ab 19 Uhr während der Sitzung des Sozialausschusses im Rellinger Rathaus auf den Prüfstand kommt, entstehen in dem Neubau rund 630 Quadratmeter Nutzfläche. Bislang müssen die Rotkreuzler mit etwa 400 Quadratmetern auskommen. „Wir könnten unser Angebot erweitern“, so Giese. „Aber letztlich ist das eine Entscheidung der Politik.“

Die Frage, wer den Neubau bezahlen soll, müsste ohnehin noch abschließend geklärt werden. Denkbar ist, dass Gemeinde und Investor an einem Strang ziehen. Das DRK wird die Sozialstation nicht selbst bauen, das stellt Kreisgeschäftsführer Kinle schon mal klar. Das Rote Kreuz würde den Bau schlüsselfertig übernehmen und Miete zahlen. Die Miethöhe müsste noch ausgehandelt werden.

Laut Planung entstünden im Erdgeschoss der neuen Sozialstation mehrere Ruheräume und ein zentraler Platz für Veranstaltungen. Ergänzt würde das Erdgeschoss um eine Küche, einen Speisesaal sowie den Verwaltungstrakt. Im Obergeschoss wäre Platz für eine offene Galerie, eine Teeküche sowie zwei weitere Gruppenräume.

Ende 2016 waren die Pläne für das Neubaugebiet in einer zwischen Ellerbeker Weg und Tangstedter Chaussee gelegenen Baulücke von der Mehrheitsfraktion CDU öffentlich gemacht worden. Vor allem Senioren sollen ein Zuhause finden. Schon seinerzeit war der Bau einer neuen Sozialstation ins Gespräch gebracht worden.

Mittlerweile hat die Politik wichtige Weichen gestellt. Das ins Auge gefasste Grundstück im Flurstück Lohkamp ist rund 19.000 Quadratmeter groß. Vorgesehen ist die Erschließung vom Ellerbeker Weg aus vor. Geplant sind maximal 100 Wohneinheiten in 16 Häusern. Die Appartements werden komplett barrierefrei gestaltet. Mehr als 100 Parkplätze sollen entstehen. Befürworter erhoffen sich von dem Projekt eine Belebung des Ortskern, der fußläufig zu erreichen ist. Der Baubeginn wird für 2018 angepeilt. Eine erste öffentliche Info-Veranstaltung gab es bereits, das Interesse an den Wohnungen ist groß.

Stimmt die Politik dem Neubau einer Sozialstation am Ellerbeker Weg zu, stellt sich die Frage, was aus dem Grundstück am Appelkamp wird. Im Gespräch ist, das Gebäude zu erhalten und anderweitig zu nutzen – etwa für die Jugendarbeit.