In der Serie vor Anker erzählen wir Geschichten über interessante Menschen in den Sportboothäfen. Heute: Segler-Verein Elmshorn.
Obwohl es Sommer ist, trägt der Vorsitzende des Segler-Vereins Elmshorn, Hans Barzel, Mütze. Genauer gesagt eine wollene Seemannsmütze. „Ohne erkennen mich manche Leute auf der Straße gar nicht“, sagt er und lacht. Seit er vor 31 Jahren von Hamburg nach Elmshorn zog, ist er Mitglied. Seine Begeisterung für Boote und Segeln entdeckte der heute 71-Jährige in seiner Jugendzeit. „Überall in Hamburg wurde gebaut, in den Baugebieten bildeten sich Seen“, erzählt er. Aus Paletten, Betttüchern und Fantasie entstanden Flöße zum Segeln. „Schon da hat mich die Leidenschaft gepackt“, sagt Barzel. Aus der Leidenschaft wurde eine Liebe fürs Leben.
Mit der Liebe wuchsen auch seine Boote. Vom Paddelboot mit Besegelung über 15er-, 20er- und 30er-Jollenkreuzer bis hin zu seiner aktuellen Yacht: ein Segelschiff, 9,80 Meter lang, drei Meter breit, achteinhalb Tonnen schwer. Es liegt gerade mal nicht im Yachthafen, denn sein Sohn ist damit unterwegs. Auch in Hans Barzels beruflicher Laufbahn gab es immer wieder Bezüge zur See. Bei der Marine fuhr er auf einem Zerstörer, beim Seewetteramt eignete er sich als Wetterdiensttechniker Kenntnisse an, die er fürs Segeln gut gebrauchen konnte. Für seinen Job als Wirtschaftskriminalist beim Landeskriminalamt Hamburg erwies sich das Hobby als idealer Ausgleich.
Seine Vereinsarbeit setzte er nach der Pensionierung fort. 2007 rief er die „Grüne Mann“-Regatta ins Leben, benannt nach dem grünen Seezeichen, das sich an der Krückaumündung in die Elbe befindet. „Hat der grüne Mann nasse Füße, kann man bis Elmshorn durchfahren“, sagt Barzel.
Zwar wählten ihn die Vereinsmitglieder 2010 zum Vorsitzenden, doch offensichtlich lastete dieses Amt alleine den aktiven Mann nicht aus, denn 2013 gründete er mit anderen den Förderverein MS „Klostersande“. Bei einer Runde im Industriemuseum sei die Idee aufgekommen, das ehemalige Kölln-Frachtschiff für eine Ausstellung von Hamburg über die Dove-Elbe nach Elmshorn zurückzuholen, so Barzel. Das Vorhaben, das anfangs bei der Stadt Anklang fand, drohte zu scheitern, als Bedenken laut wurden, das Schiff könne auf der Fahrt aufgrund der Verschlickung des Gewässers steckenbleiben. Doch die Begeisterung der Elmshorner und das Interesse des NDR, die Fahrt filmisch zu begleiten, sorgten mit dafür, dass sie stattfand.
„Es gibt kein Binnenschiff mit so einem hübschen Bug“, schwärmt er. Der Yachtbug sei eine Sonderanfertigung auf Wunsch des Eigners. Das Ziel, das zur Gründung des Fördervereins führte, haben Barzel und seine Mitstreiter inzwischen erreicht: den Erwerb der „Klostersande“, die im Elmshorner Stadthafen liegt.
Im Schiff gibt’s sogar einen Raum für einen DDR-Offizier
Doch damit nicht genug. „Ich bin einer von denen, die das Schiff vor dem Verrotten bewahren“, sagt Barzel. Er legt mit Hand an, repariert, übernimmt Malerarbeiten, restauriert. „Alles Original-Design der 60er-Jahre“, sagt er stolz und zeigt auf die Instrumente auf der Brücke. Im Ursprungszustand sind auch der Maschinenraum, die Räume des Kapitäns und die Unterkunft für den DDR-Offizier, denn die „Klostersande“ holte den Hafer fürs Flockenwerk aus der brandenburgischen Elbstadt Wittenberge. Lediglich der Lagerraum im Bauch des Schiffes wird behutsam umgebaut, nagelneue Sanitäranlagen ermöglichen Veranstaltungen im Saal. Seit 2016 finden hier sogar standesamtliche Trauungen statt.
Der Hafen in Zahlen
„Jede Woche arbeiten sechs bis sieben Leute unserer Rentnercrew daran, die ,Klostersande‘ auf Vordermann zu bringen“, sagt Barzel. Kurz vor der letzten Fahrt im Mai nach Wittenberge brach die Antriebswelle für die Hydraulikanlage und musste ersetzt werden. „Rein theoretisch hätte ich auf der Fahrt steuern können, aber mir fehlt das Oberelbepatent“, bedauert er. Noch werde die „Klostersande“ als Motorschiff geführt. Doch der Verein strebe an, sie zukünftig als Traditionsschiff oder Dauerlieger im Elmshorner Hafen anzumelden, sagt Barzel. Spricht’s, dreht sich um und verschwindet im Schiffsbauch. Die Arbeit ruft, es gibt noch viel zu tun.
Die Umgebung
Nächste Folge: Montag, 28. August,
Moorreger Wassersportverein