Elmshorn. Kritik der Woche: Schauspieler Dominique Horwitz begeistert mit den NDR Radiophilharmonikern in der Elmshorner Reithalle.

Ein Konzert wie ein grandios musikalisch unterlegter Episodenfilm mit kleinen Geschichten und großen Gefühlen: Das erleben Besucher des Schleswig-Holstein Musik Festivals am Freitag in der Elmshorner Reithalle. Schauspieler Dominique Horwitz interpretiert Chansons von Jacques Brel, für die NDR Radiophilharmonie behutsam und gleichzeitig kraftvoll arrangiert von Dirigent Enrique Ugarte, der das Orchester mit großem Gespür dafür leitet, wann zarte Zurückhaltung oder glanzvolles Auftrumpfen gefragt sind.

Er widme den Abend nicht Brel, sondern seinen Figuren, ihren Leidenschaften und ihrer Lebenskraft, sagt Dominique Horwitz. Wie jeder neuen Aufgabe habe er sich den Liedern mit Vorsicht und großem Respekt genähert. Diese Vorgehensweise dürfte einer der Gründe sein, dass Brels Geist und der Zauber seiner Chansons an diesem Abend von der Bühne aus ihren Weg ins Publikum finden.

Großes Familienereignis

An besonders berührenden Stellen wischt sich der ein oder andere Gast verstohlen die Augen. „Bei ‘Ne me quitte pas’ muss ich mich sehr zusammennehmen“, bekennt auch Jens Karsten, der mit seiner Frau Birgit, Eltern und Schwiegereltern im Publikum sitzt. Das Konzert sei ein großes Familienereignis und Horwitz’ „geniale Anmoderation“ erlaube es auch nicht Französisch sprechenden Zuschauern, dem Inhalt der Lieder zu folgen.

Dank der außergewöhnlichen schauspielerischen Fähigkeiten des Interpreten ist nicht einmal die kurze Einführung nötig, die er sehr charmant und individuell an jeden Titel angepasst vorzutragen weiß. Ein glänzender Entertainer auf der Bühne, verkörpert Horwitz mit jeder Faser seines Körpers sowie seiner Stimme und – wo es angebracht ist – auch mit einer gehörigen Prise Komik die Figuren, deren tiefe Sehnsucht, lodernde Leidenschaft, tragische Verzweiflung, aber auch absurde Irrungen und aufgebrachte Schimpftiraden er zum Leben erweckt. Er gestikuliert, grimassiert, strahlt wie ein Kind, zeigt eine tieftraurige Miene, fuchtelt mit den Armen, wagt ein paar Tanzschritte und sogar den großen Pathos: Die Performance gleicht einem Orkan, zieht an und hält in Atem.

Die Seele der Chansons mache ihre Musik aus, so Horwitz. Seine volle Stimme ist ebenso wandelbar wie der Künstler und wird diesem Anspruch vollends gerecht. Trotz der Zugaben, die die Zuschauer mit stehenden Ovationen und rhythmischem Klatschen, das den Bretterboden des Reitstalls erbeben lässt, einfordern, trägt sie bis zum letzten Ton Emotionen ins Publikum.

„Das ist jetzt die Zugabe, wenn der Abend richtig törnt“, kündigt Horwitz vor dem letzten Stück an. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Kreisweit letzte SHMF-Tickets für Konzerte: Im Haseldorfer Rinderstall, Hauptstraße 26, spielen unter dem Titel „Ravel und die Basken“ das Ensemble Basque und Oreka TX am Di 22.8., um 20 Uhr. Tickets: T. 0431/23 70 70