Halstenbek. Helmuth Ahrens ist Halstenbeks Bürgervorsteher – und Geschäftsführer der Holding, die die Landesbank nach deren Krise abwickeln soll.
Er ist Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Kreistages und Bürgervorsteher in Halstenbek. Er gehört dem Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP an. Jetzt ist der 65 Jahre alte Helmuth Ahrens auch noch zu einem der beiden Geschäftsführer der Holding der HSH Nordbank ernannt worden, die nach EU-Vorgaben die Anteile der Landesbank bis Anfang 2018 verkaufen und sie so abwickeln soll. Im Interview mit dem Abendblatt erklärt Ahrens, was auf ihn zukommt.
Herr Ahrens, retten Sie jetzt die HSH Nordbank?
Helmuth Ahrens: Oh je, natürlich werde nicht ich die Bank retten. Aber ich werde an einer Lösung mitarbeiten. Ich war viele Jahre in verantwortungsvoller Position in der HSH Nordbank AG beschäftigt. Diese Aufgabe hat mir immer sehr viel Freude bereitet. Viele ehemalige Kollegen engagieren sich tagtäglich, um die Bank erfolgreich zu machen, insofern fühle ich mich auch verpflichtet, in dieser neuen Aufgabe den von der EU-Kommission vorgegebenen Weg zu begleiten und meinen Teil zur Problemlösung beizutragen.
Welche Aufgabe haben Sie genau bei der Landesbank übernommen?
Ich bin nicht bei der Landesbank beschäftigt. Einer Entscheidung der EU-Kommission folgend, wurde die HSH Nordbank AG in einen operativen Teil, die eigentliche, am Markt tätige HSH Nordbank, und eine Holding, die HSH Beteiligungs Management GmbH, aufgespalten. Diese Holding hält rund 95 Prozent der Aktien der HSH Nordbank AG und hat die Aufgabe, den Verkauf ihrer Aktien bis Ende Februar 2018 in einem offenen, diskriminierungsfreien und transparenten Ausschreibungsverfahren durchzuführen. Diese Holding hat zwei Geschäftsführer, einer davon bin ich.
Wie lange dauert Ihr Engagement dort und welche Zielsetzung gibt es?
Zielsetzung ist ein Verkauf, der den Vorgaben der EU-Kommission und dem Vermögensinteresse der Eigentümer entspricht. Der Prozess wird durch die Länder als Haupteigentümer gesteuert und ist auf einem guten Weg. Wir werden im Herbst 2017 eine finale Entscheidung treffen, mit welchem Bieter abschließende Vertragsverhandlungen geführt werden. Ich werde an Bord bleiben, bis der Verkaufsprozess insgesamt abgeschlossen ist.
Warum sind gerade Sie dafür ausgewählt worden? Sind Sie nicht bereits als Banker in den Ruhestand getreten?
Ja, ich war im Ruhestand und habe mich mehr anderen Tätigkeiten gewidmet. Sicherlich spielten bei den Überlegungen der Eigentümer, mich in diese Position zu bringen, meine Kenntnisse über die Bank und meine berufliche Erfahrung eine Rolle.
Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Ich war fast mein gesamtes Berufsleben sehr eng mit der Bank verbunden. Ich bin dankbar, dass die Bank mir Gelegenheit gegeben hat, mich so zu entwickeln, mir viele Chancen und Perspektiven gegeben hat. Die große Mehrzahl der Mitarbeiter steht auch heute loyal zum Unternehmen. Sie verdienen unser aller Respekt. Ich persönlich habe der Bank sehr viel zu verdanken, und ich hoffe, dass ich mit meinem Engagement etwas zurückgeben kann. Bei einer solchen Aufgabe fragt man nicht, was habe ich davon, sondern: wie kann ich helfen, eine gute Lösung zu finden?
Gibt es irgendwelche Verbindungen zu Ihrer politischen Aufgabe als Bürgervorsteher in Halstenbek und Abgeordneter des Pinneberger Kreistages?
Nein.
Bis zu 17 Milliarden Euro versenkt
Was macht denn mehr Spaß: Kommunalpolitik oder Finanzwirtschaft und warum?
Eine schwierige Frage. Beide Aufgaben beinhalten etwas, was ich bereits beschrieben habe. Wir müssen sowohl als Arbeitnehmer als auch als Bürger etwas zurückgeben. Das Thema HSH habe ich bereits beschrieben, aber auch in der Kommunalpolitik wird für mich sehr viel von der Politik gefordert. Die Bereitschaft, mitzuarbeiten, zu gestalten, Entscheidungen vorzubereiten oder an Entscheidungsprozessen mitzuarbeiten, ist leider nicht sehr ausgeprägt. Gerade die Kommunalpolitik lebt von dem ehrenamtlichen Engagement, von der Bereitschaft der Bürger, sich einzubringen. Ich möchte keine Wertung abgeben, was mehr Spaß macht. Diese ist sogar tagesformabhängig. Nach Beendigung der HSH-Aufgabe werde ich mich wieder mehr in kommunalpolitische Themen einbringen.
Ist die HSH Nordbank denn jetzt wieder in ruhigem, gesichertem Fahrwasser?
Die Bank arbeitet gut und erfolgreich; die Kernbank erwirtschaftet Gewinne. Mein Kompliment dafür allen Beteiligten. Der Verkaufsprozess hat natürlich etwas mit der Bank zu tun. Sie tut alles dafür, die Eigentümer in dem Verkaufsprozess zu unterstützen und den zum erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Wie hoch ist das Defizit, das die beiden Länder Schleswig-Holstein und Hamburg vermutlich tragen müssen?
Diese Zahl wird erst am Ende des Prozesses feststehen. Derzeit ist alles dazu nur Kaffeesatzleserei.
War die Hamburger Reederei Rickmers nicht mehr vor der Insolvenz zu retten?
Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten, da sich diese auf die operative Tätigkeit der Bank bezieht.
Waren Sie daran beteiligt?
Nein.
Werden Sie künftig solche Aufgaben wieder übernehmen?
Mit der derzeitigen Aufgabe und Politik bin ich gut ausgelastet. Meine ganze Kraft, mein volles zeitliches Engagement richte ich auf die erfolgreiche Privatisierung der Bank. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, in dieser Richtung ein weiteres Engagement einzugehen.
Könnten Sie nicht auch bei den Regio Kliniken helfen, das alljährliche Millionen-Defizit zu senken?
Da werden wir andere kompetente Beteiligte haben, für diese Aufgabe stehe ich aktuell und sicherlich auch zukünftig nicht zu Verfügung.