Rellingen. Kritik der Woche: Judith Maria Michalski und Oliver Schmidt spielten Telemann, bei dessen Werken es auf Improvisation ankommt.
„Zu Ehren Georg Philipp Telemanns“ lautete die Überschrift über einem Kammerkonzert mit der Flötistin Judith Maria Michalski und Kantor Oliver Schmidt in der Rellinger Kirche am Sonnabend mit Werken des berühmten Barockkomponisten. „Es ist ein Konzert außerhalb der Reihe, aber mit einem besonderen Anlass: Der Todestag Telemanns hat sich zum 250. Mal gejährt“, sagte Schmidt. Er betonte die besondere Beziehung des Meisters zur Rellinger Kirche. Für deren Einweihung 1756 hatte Telemann die Kantate „Singet Gott“ geschrieben. Im Zusammenspiel mit Judith Maria Michalski wolle er den Komponisten aus dem Schatten Johann Sebastian Bachs und Georg Friedrich Händels holen, sagte Schmidt und setzte sich ans Klavier.
Vier Sonaten für Flöte und Basso Continuo und die Suite a-Moll in einer bearbeiteten Fassung für Flöte und Klavier hatten sich die beiden Musiker für ihr Programm ausgesucht, nur um Georg Friedrich Händels „Ankunft der Königin von Saba“ ergänzt. Kein Quoten-Telemann also diesmal, sondern ein Quoten-Händel, wie Schmidt humorvoll bemerkte.
Mit der Sonate in F-Dur gelang ein lebhafter Auftakt, fröhlich und schwungvoll, noch ohne allzu große technische Herausforderungen. Für das nächste Werk, die Sonate f-Moll, ließ sich das allerdings nicht mehr behaupten.
Das Werk, das hin und her changiert zwischen Verzweiflung und Aufbäumen, Lethargie und Neubeginn, zeigt viele emotionale Facetten und bot Platz für Michalskis fantasievolles Spiel. Mittels passgenauer Verzierungen entlockte die Musikerin ihrer Querflöte nicht nur geschmeidige Intonationen von interpretatorischer Kraft, sondern begeisterte auch die Zuhörer. Auch wenn die Gestaltung authentisch und original anmutete, verlieh die Flötistin den Stücken eine persönliche Note.
„Das Besondere an den kammermusikalischen Werken Telemanns ist das, was an barocken Verzierungen nicht in den Noten steht“, hatte Oliver Schmidt zuvor erklärt. Der Mangel an Vorgaben des Komponisten in dieser Hinsicht führe zu einer künstlerischen Freiheit, die sie fasziniere, sagte Flötistin Michalski nach dem Konzert. Es war ihrer Professionalität zu verdanken, dass während des Spiels nichts davon zu merken war, dass sie trotz Kapselrisses in einem Fingergelenk spielte. „Das war schon fies, da halfen nur Durchhalteparolen“, gab sie später zu.
Durchhalten hieß es auch bei der veritablen Länge der Suite a-Moll, die das Abschlussstück bildete. Beide Musiker bestachen in dem Konzert mit ihrem harmonischen Zusammenspiel, an dessen Ende eine gelungene Würdigung von Telemanns kammermusikalischen Werken stand, die das Publikum mit langem Applaus belohnte.
Konzert: Kantaten Telemanns, Titel „Guten Morgen, faules Glücke“, 19. September, 19 Uhr, Sopranistin Hanna Zumsande und die Hamburger Ratsmusik, Rellinger Kirche, Hauptstraße 27, Vvk. und Preise stehen noch nicht fest.