Kummerfeld. Im Kummerfelder Ruheforst sind seit Anfang April Bestattungen möglich. Förster Klaus-Dieter Schmidt führt regelmäßig durch das Ostholz.

Zweige knacken, Blätter rascheln. Vogelgezwitscher ist zu hören. „Das sind Buchfinken, das ist der häufigste Vogel hier im Wald“, sagt Klaus-Dieter Schmidt. Der Förster ist als Revierleiter bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten für den Kummerfelder Ruheforst zuständig. Regelmäßig führt er Besucher durch die vier Hektar große Waldfläche – bei Rundgängen oder um Plätze für eine Beisetzung auszusuchen.

Auf den ersten Blick wähnt man sich in einem gewöhnlichen Wald. Es ist ruhig und friedlich. Viele Spaziergänger sind hier nicht unterwegs. Erst der Andachtsplatz verrät, dass an diesem Wald doch etwas besonders ist. Ein großes Holzkreuz, eine Handvoll Bänke mit Blickrichtung aufs Moor, in dem derzeit das Wollgras blüht.

Mit sicherem Tritt führt Schmidt ins Ostholz hinein, angelegte Wege gibt es im Ruheforst nicht. Und auch die Grabstellen sind nicht sofort zu erkennen. „Die Kennzeichnung der Bäume ist auf der Rückseite, um Vandalismus zu minimieren und auch damit die Spaziergänger unbelastet ihre Runden drehen können“, sagt Schmidt.

Unter jedem ausgewiesenen Baum gibt es zwölf Plätze

Ruheforst in Kummerfeld
Ruheforst in Kummerfeld © HA | Mirjam Rüscher

Farben und Nummern der Markierungen verraten dem Fachmann etwas über die Preiskategorie und die Art der Ruhestätte. „Gelb steht für Gemeinschaftsbiotop, grün sind Familien- und Freundschaftsbiotope“, erklärt der
62-Jährige. Unter jedem gekennzeichneten Baum gibt Platz für zwölf Urnen. Die Beisetzungsstellen werden in zwei Kreisen um die Bäume herum angeordnet. „Bei Ehepaaren werden fast immer Männer im Außenkreis beigesetzt, als Beschützer für die Frau. Das sagt mir meine Erfahrung aus sechseinhalb Jahren“, erklärt Schmidt.

Der Förster ist auch für den Ruheforst in Glücksburg zuständig, 2900 Ruhestätten hat er dort schon vergeben. Im Ostholz in Kummerfeld haben seit der Eröffnung Anfang April fünf Beisetzungen stattgefunden. Etwa 50 Plätze hat Schmidt auf dem vier Hektar großen Areal bereits vergeben. Insgesamt sind 350 Bäume im Ruheforst als Beisetzungsstellen ausgewiesen. „Die Biotope sind ganz unterschiedlich: gerade, krumme, dicke und dünne Buchen oder Eichen, Totholz und auch Steine.“

Waldführungen

Bei einer kostenlosen Waldführung gibt es die Möglichkeit, sich über die Bestattung im Ruheforst zu informieren und dabei die naturnahe Waldwirtschaft kennenzulernen.

Der nächste Termin ist am Dienstag, 26. Juni, um 14 Uhr. Treffpunkt ist am Parkplatz Waldweg in Kummerfeld.

Ansprechpartner für Einzel- und Gruppenführungen sowie Beisetzungen ist Förster und Revierleiter Klaus-Dieter Schmidt von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, telefonisch erreichbar unter 04123/683 19 13.

www.kummerfeld-ruheforst.de

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Am Boden glitzert etwas in der Sonne, wie ein Film hat es sich über das Laub gelegt. „Das muss eine Weinbergschnecke gewesen sein, die da gelegen hat“, erklärt Schmidt. Vor einem Stück Totholz bleibt er stehen. „Die Löcher stammen vom Specht, davon gibt es hier im Wald fünf verschiedene Arten. Und da, in dem Spalt hat sich ein Zaunkönig ein Nest eingerichtet. Totes Holz ist voller Leben. Aus diesem Grund belassen wir es auch hier im Wald.“

Ruheforst in Kummerfeld
Ruheforst in Kummerfeld © HA | Mirjam Rüscher

Im Ruheforst in Kummerfeld wird keine Forstwirtschaft mehr betrieben. Der Wald ist ein FFH-Gebiet, ein spezielles europäisches Schutzgebiet, das nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurde. „Das, was die sogenannte saubere Waldwirtschaft vernichtet hat, kann hier wieder neu entstehen“, so Schmidt. Entsprechend schonend wird bei den Beisetzungen vorgegangenen. Wurzeln von Bäumen dürfe nicht beschädigt werden. Die Namen der Beigesetzten kommen zusammen auf Plaketten. „Die Urnen verrotten. Das einzige, was übrig bleibt, ist die Aschekapsel mit Kennnummer und Namen. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass jede Urne wieder auffindbar sein muss“, erklärt Schmidt.

Für den Förster ist der Ruheforst eine stimmige Sache. Er kennt Menschen in Glücksburg, die ihren Biotop-Baum besuchen und eine Beziehung zu dem Ort herstellen. Auch Schmidt selbst ist von dieser Form der Bestattung überzeugt: „Im Wald kann man frei durchatmen, er ist positiv besetzt. Das ist bei einem Friedhof anders.“