Uetersen/Hamburg. Die Uetersener Feldmühle kann nicht mehr vom Fluss aus beliefert werden. Schiffsschäden führten zum Rückzug der Reederei.

Die Uetersener Papierfabrik Feldmühle kann seit März nicht mehr über die Pinnau mit Rohstoffen versorgt werden. Die zunehmende Verschlickung der Bundeswasserstraße hat den gewerblichen Schiffsverkehr zum Erliegen gebracht. „Wir warten dringend darauf, dass der Fluss ausgebaggert wird“, sagt Thorge Kühl, Einkaufsleiter bei der Feldmühle. Die Pinnau schiffbar zu halten ist die Aufgabe des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes in Hamburg. Mit der Behörde befindet sich Kühl seit drei Jahren in kontinuierlichen Gesprächen – doch bisher ohne Erfolg.

Seit Anfang der 1950er-Jahre, als die Klappbrücke im Verlauf der B 431 eingeweiht wurde, nutzt das Unternehmen an der Pinnau den Schiffsverkehr. Bis zu drei Binnenschiffe fanden an der Anlegestelle Platz. Doch zum März diesen Jahres nutzte die damalige Reederei ihr Sonderkündigungsrecht. Selbst bei Hochwasser ist der Wasserstand so niedrig, dass Schäden an den Schiffen entstanden waren. Zudem sind insbesondere die Kurven des Flusses verschlickt, was die Manövrierfähigkeit der Schiffe stark einschränkte. Die Kapitäne kriegten die Kurve nicht mehr.

„Wir brauchen eine Menge Rohstoffe“, sagt Kühl. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Zellulose. 240.000 Tonnen werden jährlich angeliefert. 72.000 Tonnen sollten 2017 per Schiff kommen, 117.000 Tonnen per Bahn – Kühl lobt die gute Zusammenarbeit mit dem lokalen Bahnunternehmen neg – und der Rest per Lkw.

Zellulose kommt aus Finnland und Portugal nach Uetersen

Die Anlieferung auf dem Wasser hat für die Papiermacher viele Vorteile. Die Zellulose kommt per Küstenmotorschiff aus Finnland oder Portugal und wird in Glückstadt auf Binnenschiffe umgeladen. Die legen sich längsseits, und das Material wird aus den großen auf die kleinen Schiffe umgehoben. Das dauert einen Tag. Drei bis vier Tage sind dann noch notwendig, um die Zellulose in Uetersen zu löschen. Zweimal im Monat war diese Prozedur fällig.

Jetzt muss die Zellulose per Lkw aus Glückstadt nach Uetersen gebracht werden. Als weiteren Hafen nutzt die Feldmühle jetzt Brake an der Weser. Dort können größere Schiffe als in Glückstadt anliefern. Von der Unterweser wäre auch ein Transport per Deutsche Bahn nach Uetersen möglich. Zum Leidwesen von Kühl kann das ehemalige Staatsunternehmen jedoch nicht so viel Transportkapazitäten zur Verfügung stellen, wie benötigt werden.

Für die abgesprungene Redderei wurde bereits ein Nachfolger gefunden. Dort will man allerdings erst starten, wenn die Pinnau ausgebaggert ist. Der ohnehin schon ökologisch wertvolle Transport per Binnenschiff könnte mit dem neuen Anbieter noch effektiver im Sinne der Umwelt gestaltet werden. Per modernen Schubschiffen und Bargen könnte die Fabrik beliefert werden.

Das Problem der Feldmühle kann Detlef Wittmüß, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes in Hamburg, nicht nachvollziehen. „Die Pinnau ist gewerblich beschiffbar“, sagt der Chef der Bundesbehörde. Sie sei nur nicht zu jeder Zeit befahrbar, sondern nur bei Hochwasser. In einigen Kurven der Pinnau macht auch der Amtsleiter Probleme aus. Deswegen wurde 2016 eine Ausbaggerung ausgeschrieben, doch niemand hatte sich beworben. Für den Herbst plant die Bundesbehörde in Hamburg eine weitere Ausschreibung. Wann ein Ergebnis vorliegt und ob sich überhaupt ein Unternehmen für die Arbeiten bewirbt, vermag Wittmüß nicht zu prognostizieren.

Anders als auf der Elbe gibt es für die Pinnau – übrigens genauso wie für die Krückau – keine festgelegte Flusssohle, die eingehalten werden muss, streicht der Amtsleiter heraus. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt legt fest, wann der Fluss noch befahrbar ist und wann nicht mehr. Wittmüß verweist auf die Krückau, auf der es keinen gewerblichen Schiffsverkehr mehr gibt. Deswegen wird auch die Fahrrinne der Bundeswasserstraße nicht mehr für Binnenschiffe ausgebaggert.

„Die Feldmühle ist ein wichtiger Betrieb für Uetersen“, sagt Bürgermeisterin Andrea Hansen (SPD). „Und wir helfen, wo wir können.“ Bisher habe sich das Unternehmen jedoch noch nicht an die Stadt gewandt. Die Verwaltungschefin erinnert an die Gespräche, die rund um die Übernahme des Traditionsbetriebes im Jahr 2015 geführt worden sind.