Moorrege/Neuendeich. Neue Regel für Skipper: Wer die Klevendeicher Drehbrücke passieren will, muss sich zwei Stunden zuvor anmelden – bei Autobahnmeisterei.
Früher war es für Freizeitskipper aus Uetersen einfach, ihrem Hobby nachzugehen. Wenn die Mitglieder des Wassersportvereins (WSV) in Richtung Elbe auslaufen wollten, mussten sie auf der Pinnau nur kurz vor der Drehbrücke Klevendeich hupen. Das historische Bauwerk, das die Seestermüher mit der Haseldorfer Marsch verbindet, schwang in Fahrtrichtung, öffnete sich so. Und die Wassersportfreunde konnten passieren.
Doch spontane Touren werden in Zukunft passé sein, Fahrten müssen gut geplant werden. Denn es gibt keinen Brückenwärter mehr, der von dem Wärterhäuschen auf der Moorreger Seite aus über das Geschehen auf dem Fluss wacht und auf die Hupsignale horcht. Er muss erst per Telefon angefordert werden, was mindestens zwei Stunden in Anspruch nimmt.
Der für die Drehbrücke zuständige Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) in Itzehoe hat die Arbeit des Brückenwärterdienstes neu geregelt. „Eigentlich ist es jetzt einfacher“, verteidigt der LBV-Niederlassungsleiter Kai-Uwe Schacht die Entscheidung. Er betont, dass die Regelung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt abgestimmt sei. Notwendig wurden die Änderungen, weil das frühere Brückenwärter-Ehepaar, das auch neben der Brücke gewohnt hat, in den Ruhestand gegangen ist. Die Brückenprotokolle belegten, dass der Wärter lange Zeit untätig in seinem Häuschen gesessen habe und nur in großen Zeitabständen Schiffe die Brücke passierten haben, nennt Schacht als wichtigsten Grund für die Änderung. Zudem seien die Regelungen für die alten Brückenwärter nach dem heutigen Tarifrecht nicht mehr erlaubt.
Aktuell ist die Autobahn- und Straßenmeisterei Elmshorn mit dem Öffnen und Schließen der Drehbrücke betraut. Ein Anruf der Telefonnummer im Brückenwärterhäuschen werde weitergeleitet, erklärt der LBV-Chef. Von dort muss sich ein Mitarbeiter auf den Weg nach Neuendeich machen, um die Brücke zu öffnen. Dafür hat er dann exakt die zwei Stunden Zeit, die sich ein Skipper vor dem geplanten Passieren der Drehbrücke bei der Dienststelle melden muss.
An Wochenenden ist die Autobahn- und Straßenmeisterei in Elmshorn allerdings nicht besetzt. Dann wird der Anruf im Brückenwärterhäuschen auf das Handy eines Mitarbeiters weitergeleitet, der Rufbereitschaft hat. Über dieses Diensthandy werde der Mitarbeiter auch in dem Fall informiert, dass sich auf der Autobahn ein schwerer Unfall ereignet hat und die Unfallspuren beseitigen werden müssen. Der Mitarbeiter der Rufbereitschaft muss jetzt auch die Drehbrücke öffnen.
Dies ist allerdings eine Zwischenlösung. Der Landesbetrieb habe intern die Stelle des Brückenwärters ausgeschrieben, sagt Kai-Uwe Schacht. Er geht davon aus, dass die interne Suche erfolgreich sein wird und in zwei Monaten die Stelle besetzt ist. Der neue Wärter wird allerdings nicht wie sein Vorgänger Position im Brückenhäuschen beziehen. Er soll ebenfalls mit einem Diensthandy ausgestattet werden und sich nur bei Benachrichtigung auf den Weg zum 1887 erbauten Industriedenkmal machen. Mit dem neuen Brückenwärter wird sich also nicht die Regelung ändern, dass die Skipper zwei Stunden vor dem geplanten Passieren der Brücke telefonieren müssen.
Bereitschaft ganzjährig rund um die Uhr
Knapp 300 Freizeitkapitäne sind Mitglied im Uetersener Wassersportverein. Sie nutzen die Häfen Klosterdeich hinter dem Pinnaudeich an der Deichstraße sowie den Stichhafen in der Nähe der Klappbrücke an der Bundesstraße 431. Der WSV-Vorsitzende Frank Wisch sieht die neuen Bedingungen für die Brückenöffnung gelassen. Er kann aktuell keine Probleme mit der Neuerung ausmachen. Bei einem Teil der Vereinsmitglieder gibt es allerdings Unruhe. Sie befürchten eine deutliche Verschlechterung, insbesondere an Wochenenden im Sommer, wenn mehrere Skipper nach einem Tag auf der Elbe wieder mit der Pinnau-Tide zurück in den Hafen fahren wollen. Außerdem befürchten sie, dass Gastlieger, die nicht oder nur unzureichend über die Veränderung informiert sind, die Häfen schlecht erreichen. Namentlich nennen lassen will sich allerdings keiner von ihnen. Denn wehren können sich die Segler und Motorbootfahrer gegen die behördlich verordneten Veränderungen ohnehin nicht.
Auf den einzigen gewerblichen Nutzer der Bundeswasserstraße, die Feldmühle-Papierfabrik in Uetersen, hat die Neuregelung übrigens noch keine Auswirkungen. Dort gibt es derzeit nach Auskunft eines Firmensprechers keine Anlieferungen per Schiff. Voraussichtlich im Herbst sollen wieder Lastenkähne auf der Pinnau verkehren. Es wird dann die Aufgabe des Schifffahrtsunternehmens sein, die Touren rechtzeitig anzumelden.