Kreis Pinneberg. Laut einer aktuellen Studie steht den vielen Diebstählen in der Region eine besonders niedrige Aufklärungsquote gegenüber.
Der Kreis Pinneberg gilt bundesweit als Hochburg für Fahrraddiebe. Das Vergleichsportal billiger.de hat die Top 30 der gefährlichsten Kreise ermittelt – und der Kreis Pinneberg liegt mit 668 Taten je 100.000 Einwohner auf Rang sechs. Was die Aufklärungsquote von 4,3 Prozent angeht, ist der Kreis sogar Schlusslicht der Tabelle.
2053 Fahrräder wurden im vorigen Jahr kreisweit als gestohlen gemeldet. Laut der Kriminalstatistik war sogar ein leichter Rückgang von 2,7 Prozent gegenüber 2015 zu verzeichnen, als 2110 Räder abhanden kamen. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines solchen Diebstahls zu werden, ist in den drei größten Städten Pinneberg, Elmshorn und Wedel am höchsten. In den drei Kommunen wurden 2016 zusammengerechnet 1160 Fälle registriert, was 56,5 Prozent aller Diebstähle im Kreis entspricht.
559 Fahrräder wurden allein in der Stadt Pinneberg geklaut
Besonders beliebt bei Fahrraddieben ist Pinneberg. Dort nahm die Polizei voriges Jahr 559 solcher Diebstähle auf (2015: 517). „Die beiden Bahnhöfe, Schulen, Sporthallen, aber auch Fitnessstudios waren Schwerpunkte“, sagt Revierleiter Matthias Wieske. Auch der Bereich rund um das Rathaus sei bei den Dieben eine Zeit lang sehr beliebt gewesen. „Zuletzt waren die Tatorte über das gesamte Stadtgebiet verteilt.“ So hätten die Täter vermehrt Geräte- und Gartenschuppen ins Visier genommen. Wieske: „Die sind häufig schlecht gesichert und daher leicht zu knacken. Und die dort aufbewahrten Räder sind in der Regel nicht abgeschlossen.“ Die Diebe hätten es auf Räder aller Preisklassen abgesehen.
Zumeist seien organisierte Banden am Werk. „Die meisten Räder sind weg, die tauchen nie wieder auf.“ Häufig würden sie in Richtung Hamburg abtransportiert – gerne auch mit der S-Bahn. Wieske: „Wir haben schon den Fall gehabt, dass Täter Räder im Fahlt zwischenlagern, um sie dann später mit der Bahn nach Hamburg zu bringen.“ Teilweise würden die Diebe auch mit Transportern vorfahren und dort reihenweise Räder einladen. „Gegen einen Bolzenschneider haben die meisten Schlösser keine Chance.“
Elmshorn, obwohl von der Einwohnerzahl größer als Pinneberg, ist für Fahrradbesitzer zumindest ein wenig sicherer. 2016 meldeten sich 425 Opfer eines derartigen Diebstahls bei der Polizei. 23 Fälle konnten die Beamten aufklären, das entspricht 5,4 Prozent. Noch 2015 kamen in der Krückaustadt 538 Räder abhanden, damals lag die Aufklärungsquote bei 5,0 Prozent. Als Schwerpunkte nennt die Polizei den Bereich rund um den Bahnhof sowie die Straße Zum Krückaupark, wo sich Badepark, Gymnasium und Jugendzentrum befinden. Außerdem gilt das Umfeld der KGSE am Hainholzer Damm bei Dieben als beliebt. Die Polizei will mit verstärkten Streifen sowie der Ausweitung der Videoüberwachung am Bahnhof gegensteuern.
In Wedel kamen 2016 insgesamt 176 Räder abhanden (2015: 168). „Jeden zweiten Tag ereignet sich eine Tat. Ich halte das für ein erträgliches Maß“, sagt Revierleiter Hartwig Ridder. Die Tatorte seien über das ganze Stadtgebiet verteilt. Ridder verweist auf eine Aufklärungsquote von 6,3 Prozent in 2016 und dass seine Kollegen zuletzt kurz hintereinander drei Fahrraddiebe auf frischer Tat ertappt hätten.
„Wir hätten es leichter, wenn mehr Fahrradbesitzer ihre Räder codieren lassen würden“, sagt Pinnebergs Revierleiter Wieske. Angesichts der teilweise immensen Anschaffungskosten müsse die Codierungsgebühr von zehn Euro doch drin sein. „Bei der Codierung bekommt das Rad quasi ein Nummernschild, sodass wir gefundene oder sichergestellte Räder dem rechtmäßigen Besitzer zuordnen können.“ Wer keine Codierung möchte, dem empfiehlt Wieske, wenigstens das Rad und die Rahmennummer zu fotografieren, um der Polizei im Fall des Diebstahls die Arbeit zu erleichtern.