Kreis Pinneberg . Problemfall Kunststoff: Müllexperten hoffen auf Sinneswandel bei den Verbrauchern und planen Tag der öffentlichen Aufklärung.

Es könnte doch so einfach sein: Wo Biomüll draufsteht, kommt nur Biomüll rein. Doch das hat im Kreis Pinneberg noch nicht jeder Bürger begriffen, wie Jens Ohde bestätigt. Und der muss es schließlich wissen.

Denn Ohde ist Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung (GAB). Er beziffert den Anteil sogenannter Störstoffe im Bioabfall der Region auf 2,4 Prozent. Vor allem Reste von Plastiktüten müssten anschließend mit viel Aufwand wieder aussortiert werden, da der Kompost, der auf dem GAB-Gelände in Tornesch-Ahrenlohe hergestellt und verkauft wird, sonst nicht zu gebrauchen wäre. „Wenn schon Plastik, dann gehört es in den gelben Sack“, sagt Jens Ohde.

Aber falsche Entsorgung ist nur eines der Probleme, die Plastik verursacht. In rauen Mengen findet sich der Kunststoff in den Weltmeeren. „Vor allem der Abrieb von Autoreifen ist ein großes Problem“, sagt Ohde. Im Meer wird der Stoff, der sich nicht abbaut, von dessen Bewohnern aufgenommen und kommt über die Nahrungskette letztlich wieder beim Menschen an. Für den GAB-Chef und seine Mitstreiter Grund genug, sich unter dem Motto „Plastik – kommt gar nicht in die Tüte“ bei der Planung eines Aktionstages vor dem Pinneberger Rathaus einzubringen.

Dort wollen Vertreter mehrerer Vereine und Verbänd am Donnerstag, 13. Juli, in der Zeit von 9 bis 12.30 Uhr wichtige Aufklärung betreiben – gepaart mit Musik, Aufführungen und einer Stadtwette.

Möglichst viele Menschen sollen Plastikdeckel von Getränkeflaschen sammeln und diese mit zum Rathausplatz bringen. Anlass ist eine Initiative der Rotarier, die gegen Kinderlähmung kämpfen. Für jeweils 500 Deckel spendieren sie eine Polio-Impfung.

Große Beteiligung

Alle zwei Jahre finden im Kreis Pinneberg die Kreisumwelttage statt. Erstmals wurden sie im Jahr 2009 angeboten, damals stellte die heutige Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms (Grüne) als Vorsitzende des Kreisumweltausschusses die Programmpunkte vor.

2015 wurden mehr als 1700 Kinder und Jugendliche mit den Angeboten erreicht. Insgesamt haben sich etwa 5000 Personen und zahlreiche regionale Bildungsakteure an der Veranstaltungsreihe beteiligt. Die Kreisumwelttage haben sich inzwischen fest etabliert und gelten als begehrtes Bildungsangebot.

Nähere Informationen zum Programm rund um die Kreisumwelttage unter www.klimaschutz.kreis-pinneberg.de im Internet.

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Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg übernimmt die Schirmherrschaft für den Anti-Plastik-Aktionstag vor dem Rathaus der Kreisstadt. Dass auch der Abwasserzweckverband Südholstein mit im Boot ist, hat einen triftigen Grund. Jede Menge Kunststoff wird durch Abflüsse und Klospülungen gejagt.

„Viele wissen gar nicht, dass Duschpeelings mit Kunststoffkügelchen hergestellt werden“, sagt Ute Hagmaier. „Richtige Entsorgung ist wichtig für uns“, sagt sie. „Wir müssen Zeichen gegen Ressourcenverschwendung und Berge von Plastikmüll setzen“, ergänzt Ohde. Es müsse darum gehen, „zum nachhaltigen Denken und Handeln“ anzuregen.

Dabei setzen die Organisatoren, zu denen auch die Awo Bildung und Arbeit mit ihren vier Sozialkaufhäusern im Kreis Pinneberg gehört, vor allem auf Kindergärten und Schulen. „Wir hoffen, dass in den Einrichtungen Projektarbeiten auf den Weg gebracht werden“, so Ohde. Es gebe vielfältige Möglichkeiten, sich mit dem Thema Wegwerfgesellschaft zu befassen. Herauskommen könnten dabei Aufführungen oder Ausstellungen, die im Juli gezeigt werden.

„Auf Wunsch kommen wir gern in der Kitas und Schulen, um die Initiative detailliert vorzustellen“, sagt Martin Meers, Geschäftsführer der Awo Bildung und Arbeit. Lehrer und Erzieher, die sich schlau machen wollen, bekommen schon jetzt unter der Telefonnummer 04101/561 70 bei Projektleiter Wolfram Gambke nähere Informationen.

Der Aktionstag in Pinneberg, bei dem sich auch die Stiftung Hamburger Arbeiter-Kolonie mit dem Appener Schäferhof beteiligt, ist nur ein Programmpunkt der Kreisumwelttage, die von Montag, 26. Juni, bis zum Freitag, 21. Juli, zum fünften Mal über die Bühne gehen. Unter dem Motto „Klimaschutz – Taten statt Worte“ sind 50 Veranstaltungen und Mitmachaktionen rund um das Thema geplant.

Das Angebot richtet sich überwiegend an Kindertagesstätten und Schulen. Eröffnet werden die Kreisumwelttage diesmal mit dem Film „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“, der am Sonntag, 25. Juni, um 11 Uhr im Burg Kino in Uetersen, Markstraße, startet.