Halstenbek. In unserer Serie Steinalt stellen wir die ältesten Gebäude der Kommunen vor. Heute: Ein 1843 erbautes Reetdachhaus in Halstenbek.

Halstenbeks ältestes Gebäude ist das 1843 erbaute ehemalige Armenhaus, gelegen an der Königstraße 24. Das hübsche langgestreckte, mit Klinker gemauerte Gebäude mit den weißen Holzsprossenfenstern, den grün-weiß gestrichenen Fensterrahmen nebst Türen in der gleichen Farbgebung, dem reetgedeckten Dach und der stilvollen Bepflanzung rundherum ist im Besitz des Halstenbeker Baumschulers Jens Rix (59).

Seit dem Jahr 1996 steht das einstige Armenhaus unter Denkmalschutz. „Mein Ur-Ur-Großvater Hans-Friedrich Lüdt hat das Haus im Jahr 1876 für 2410 Mark von der Gemeinde Halstenbek erworben und es für seine Familie als Wohnhaus genutzt“, sagt Jens Rix. „Bereits 1875 wurde das Armenhaus hier aufgelöst, da sich Halstenbek dem neuen Gesamtarmenverband Rellingen anschloss und ein neues Armen- und Werkshaus in Kummerfeld errichtet wurde“, so der Halstenbeker weiter.

Ein Zufluchtsort für arme alleinstehende Menschen

Dieses Foto zeigt das Armenhaus in den 1950er-Jahren
Dieses Foto zeigt das Armenhaus in den 1950er-Jahren © HA | Cornelia Hösch

Rix ist sehr stolz darauf, dass das einstige Armenhaus sich nach wie vor in Familienbesitz befindet, auch wenn es von seiner Familie seit 1993 nicht mehr bewohnt wird. „Mein Bruder Klaus wurde 1951 in dem Gebäude geboren. Mit unseren Eltern Hans und Mariechen Rix haben wir dort bis Anfang der 1950er-Jahre gelebt.“

Rix’ Großmutter und seine Urgroßmutter wohnten in dem Gebäude bis zum Ende ihres Lebens, danach sein Bruder bis 1993. Zwei Wohnungen sind jetzt in dem Haus eingerichtet und vermietet. „Ich hänge sehr an dem Haus. Über sehr viele Generationen hat meine Familie dort gelebt“, erzählt der Halstenbeker.

Auch die Gaube auf dem Reetdach des Hauses ist ein Hingucker
Auch die Gaube auf dem Reetdach des Hauses ist ein Hingucker © HA | Cornelia Hösch

Gern erinnert er sich an seine Kinderzeit zurück, wenn er im Winter mit seinen Freunden draußen tobte, seine Großmutter den alten Ofen anheizte und es warme Milch und Kekse für die Kinder gab. „Fasziniert haben mich als kleiner Junge immer die Eisblumen an den Fenstern.“ Das könnten sich viele jüngere Menschen heute gar nicht mehr vorstellen, da die Häuser heutzutage alle gedämmt seien.

Besonders beeindruckt ist Rix immer wieder über die Bauweise des ältesten Halstenbeker Gebäudes. So sind etwa die einzelnen Klinkersteine mit sogenanntem Muschelkalk verputzt worden und nicht, wie heute bei gemauerten Häusern üblich, mit Mörtel. Im Inneren des Gebäudes sind noch die alten massiven Eichenbalken an den zwei Meter hohen Decken vorhanden.

„Das Haus hat für mich etwas heimeliges und gemütliches an sich“, sagt Jens Rix, der viele Informationen über das einstige Armenhaus von den Mitstreitern der Halstenbeker Geschichtswerkstatt erfahren hat. „Ich finde es schön, dass die Halstenbeker Geschichtswerkstatt sich mit dem Thema Armenhaus beschäftigt und es so auch für meine Kinder und Enkelkinder nachzulesen ist, um was es sich dabei handelt beziehungsweise gehandelt hat“, sagt Jens Rix.

Die Serie

Bauernhäuser, Kirchen oder auch ein Schloss , das eigentlich gar keines ist. Unsere Serie „Steinalt“, in der wir das jeweils älteste Gebäude einer Kommune vorstellen, bringt immer wieder spannende Details aus der Geschichte der Region zutage.

Bereits erschienen sind 37 Folgen. So haben wir über Appen, Barmstedt, Bilsen, Bönningstedt, Bokel, Bokholt-Hanredder, Borstel-Hohenraden, Brande-Hörnerkirchen, Bullenkuhlen, Haselau, Ellerhoop, Groß Nordende, Haseldorf, Hasloh, Heede, Heist, Hemdingen, Holm, Klein Offenseth-Sparrieshoop, Kummerfeld, Lutzhorn, Moorrege, Neuendeich, Osterhorn, Pinneberg, Prisdorf, Quickborn, Raa-Besenbek, Rellingen, Schenefeld, Seester, Seestermühe, Seeth-Ekholt, Tangstedt, Tornesch, Uetersen, Wedel und Westerhorn berichtet. Heute kommt der Serienteil aus Halstenbek dazu.

In der nächsten Woche stellen wir in unserer Serie „Steinalt“ das älteste Haus in der Gemeinde Heidgraben vor.

1/3

So war das Armenhaus laut den Aufzeichnungen der Geschichtswerkstatt nach Fertigstellung ein Zufluchtsort für arme alleinstehende Frauen, Waisen, Witwen und alleinstehende Männer. „Auf dem Grund des damaligen Hofbesitzers Krohn wurde das Armenhaus errichtet, in dem vier Familien leben sollten. Damals hieß die Königstraße noch Immelsweg“, so Jens Rix.

Charakteristisch für das Gebäude sind die halbrunden Dachfenster
Charakteristisch für das Gebäude sind die halbrunden Dachfenster © HA | Cornelia Hösch

In den Aufzeichnungen der Halstenbeker Geschichtswerkstatt heißt es über den Bau des Hauses unter anderem: „Auch wenn es sich ,nur’ um ein Haus für die Armen handelte, wollte man doch keinen Pfusch bauen. Die Steine sollten von der Fabrik zu Glinde sein. Für die Holzarbeiten sollte nur bestes schwedisches oder preußisches Kienholz verwendet werden. Und die Fenster mussten aus bestem böhmischen Glas, in starkes Blei verglast, hergestellt werden. Die halbrunden Dachfenster sollten mit Kitt verglast werden. Das Dach sollte 17 Zoll dick und aus Schof (Stroh) oder Reet sein. Vier Haustüren waren anzubringen. Vorplätze, Stuben und Kammern sollten mit Lehmdielen versehen werden, die Küche dagegen mit „Steindamm“. Die Bettstellen waren mit „Schleth“ auszustatten. Und in den Stuben wollte man Kachelöfen von drei Kacheln Höhe setzen lassen.“

Das Gebäude in Schuss zu halten und sich um die hübsche Bepflanzung rund um das Haus zu kümmern, macht sowohl Jens Rix als auch seiner Ehefrau Margret (59) Freude. „Uns beiden ist es sehr wichtig, dieses historische Gebäude zu erhalten“, sagt Jens Rix. Und er fügt hinzu: „Schließlich ist es ja Halstenbeks ältestes Gebäude.“