Tangstedt. Der TV-Star drehte am örtlichen Gasthof für die Miniserie “Jennifer – Suche nach was Besseres“. Die Wirtin hatte auch eine Meinung.

Auf dem Parkplatz von Sellhorns Gasthof in Tangstedt ist am Dienstagmittag besonders viel los, Menschen wuseln durcheinander, überall technisches Equipment und Mikrofone. Der NDR dreht gerade eine Szene für die zweite Staffel der Friseurcomedy „Jennifer - Suche nach was Besseres“. Mittendrin: die Hauptdarsteller Katrin Ingendoh und Klaas Heufer-Umlauf. Nur ein Drehtag ist vorgesehen, entsprechend konzentriert arbeitet das ganze Team um Regisseur Lars Jessen, der auch bei den Filmen „Fraktus“ und „Dorfpunks“ Regie führte.

Regie führt der Macher von Fraktus

In der aktuellen Szene befindet sich Friseurgehilfin Jennifer (Ingendoh) neuer Chef Ingo (Heufer-Umlauf) in einer äußerst unbequemen Lage. Stress gibt’s gleich von mehreren Seiten, einer trauernden Witwe, der Friseursalon-Belegschaft und Manni dem Lockenkopf: „Ingo, du hast so was von keine Eier in der Hose“, brüllt Manni Ingo so laut an, dass es übers ganze Set zu hören ist. An der Straße sorgen zwei Männer während der Szene dafür, dass die Autos nicht am Gasthof vorbeifahren und die Tonaufnahmen stören. Kurze Zeit später sorgt ein „Danke, das war’s“ des Regisseurs dafür, dass das Sprechverbot am Drehort aufgehoben wird und auch die Autos wieder fahren dürfen.

Alle Erfordernisse der Szene sind hier in Tangstedt erfüllt: „Wir brauchten einen Landgasthof mit einer Bushaltestelle und einem Parkplatz davor“, sagt Autor Harald Wehmeyer. Seit 6.30 Uhr morgens ist Sellhorns Gasthof ganz auf Film eingestellt. Besitzerin Martina David nimmt’s gelassen: „Es ist sehr wuselig, aber auch sehr nett“, sagt sie. Die Nachbarn seien am Wochenende über die Dreharbeiten informiert worden. „Alle vom Team sind freundlich, höflich und es ist angenehm, sie um sich herum zu haben“, betont sie. Das stehe so ganz dem entgegen, was man Filmleuten häufig nachsage. Von den Darstellern kenne sie keinen, gibt sie zu, nur „den älteren Herrn“ aus dem „Großstadtrevier“ und der ZDF-Serie „Herzensbrecher“ - gemeint ist Wilfried Dziallas.

Doch im Fokus des medialen Interesses steht vor allem der Neuzugang der Serie, Klaas Heufer-Umlauf. Er schlüpft in die Rolle des neuen Friseursalon-Besitzers. Schauspieler Olli Dittrich stieg nach der ersten Staffel 2015 aus. „Die Handlung stand schon, da ist Olli abgesprungen, was wir sehr bedauert haben“, sagt Wehmeyer, der als Grund Terminschwierigkeiten Dittrichs nennt. Wie gut, dass Klaas Heufer-Umlauf inzwischen Gefallen an der Serie gefunden hatte und sein Interesse an einer Rolle bekundete.

„Klaas ist sehr angesagt“, so Wehmeyer, das komme der neuen Staffel zugute. „Er verleiht dem Ganzen einen juvenilen Touch und sorgt dafür, dass die Trutschigkeit entweicht“, findet NDR-Redakteur und Autor Andreas Altenburg, der die Serie zusammen mit Harald Wehmeyer erdacht und geschrieben hat. Die beiden Autoren, die 2011 den Deutschen Radiopreis für ihre Hörfunkserie „Frühstück bei Stefanie“ bekamen, sind ebenfalls zu den Dreharbeiten gekommen und schauen Regisseur Lars Jessen bei seiner Arbeit immer wieder über die Schulter und auf den Monitor.

„Es ist fast herzzerreißend, wenn man sieht, mit wie viel Liebe das hier umgesetzt wird“, sagt Altenburg, der mit Jessen gemeinsam zur Schule ging. „Es ist genau so, wie es sein soll“, findet auch Wehmeyer. Die Chemie stimmt offensichtlich, auch zwischen den Autoren. „Er ist ein alter Bernhadiner und ich der kleine Kläffer, der ihn immer wieder anbellt“, erzählt Altenburg. Das sei dann die Aufforderung zum nächsten gemeinsamen Projekt und eine willkommene Unterbrechung von Wehmeyers selbst gewähltem Ruhestand.

Die Idee zur Serie sei schon vor „Frühstück bei Stefanie“ entstanden. „Die Titelheldin war zuerst vorhanden“, erinnert sich Autor Wehmeyer. „Wir haben sie dann in eine Welt von Imbissbuden und Friseursalons gestellt.“ So wie das echte Leben eben so spiele. Witz sei ein positiver Nebeneffekt, eine Pointe kein Muss. Beide Autoren arbeiten am liebsten mit einer schönen Fallhöhe und Skurrilität. Wenn die Zuschauer darüber schmunzeln können, um so besser.

Inzwischen ist erst einmal Mittagspause am Set. Aber nur kurz, die Dreharbeiten sollen bis 18.30 Uhr beendet sein - und dann wird nach einem aufregenden Tag wieder das ganz normale Tangstedter Dorfleben einkehren. Für die Serie war das Team zuvor bereits südlich der Elbe in Neu Wulmstorf unterwegs.