Im Interview mit dem Abendblatt spricht Pinnebergs CDU-Kreisvorsitzender über den Wahlsieg der CDU und mögliche Koalitionspartner.

Hamburger Abendblatt : Herr von Boetticher, Landtagswahl gewonnen. Ein Tag der Freude bei der CDU?

Christian von Boetticher: Ja, natürlich, große Freude. Wir sind ja aus der Hinterhand gekommen. Die SPD war mit Martin Schulz noch im März im Aufwind, niemand wusste, wie lange der Hype anhält. Aber das ist das Tolle an der CDU: Alle Wahlkreis-Kandidaten und ihre Unterstützer haben bis zuletzt daran geglaubt, dass wir stärkste Kraft werden können. Das ist nun der Lohn eines großen Wahlkampfes.

Haben Sie diesen Erfolg dem Spitzenkandidaten Daniel Günther zugetraut?

von Boetticher : Ja, doch. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir stärkste Kraft werden können. Seit Peter Harry Carstensen 2005 Heide Simonis geschlagen hat, sind wir das immer in Schleswig-Holstein gewesen. Man muss aber auch sagen, dass die SPD eklatante Fehler im Wahlkampf gemacht hat. Denn es war ja keine richtige Wechselstimmung in der Bevölkerung da. Aber Albigs Interview in der „Bunten“ hat ihm geschadet. Wenn ein Ministerpräsident ganz Privates öffentlich macht und sagt, er habe zu Hause keine Ebene mehr mit seiner Frau als Hausfrau gehabt, dann haben sich auch die SPD-Frauen gefragt, was der denn für ein Frauenbild hat. Das geht nicht. Und nach dem persönlichen Angriff im Fernsehinterview gegen Daniel Günther hätte man klare Worte von Albig erwartet. Aber der wollte sich die Hände nicht schmutzig machen. Zum Unglück kam dann noch Pech dazu, als die Medien direkt vor der Wahl Albig mit Ralf Stegner, Martin Schulz und Manuela Schwesig im Zug fotografierten, wo alle schlecht aussahen. Da sagte sich der Wähler, „auf diesen Loser-Zug will ich nicht aufspringen“. Die CDU hat 1,2 Punkte im Vergleich zu 2012 hinzugewonnen. Wir freuen uns darüber. Aber in erster Linie hat die SPD die Wahl verloren.

Wie kann die CDU nun eine mögliche Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP verhindern?

von Boetticher : Erst einmal hat jetzt Daniel Günther den Regierungsauftrag. Das weiß auch Albig. Die SPD ist der Wahlverlierer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki sich mit der SPD an den Kabinettstisch setzt, die gerade krachend die Wahl verloren hat. Dann braucht die FDP in fünf Jahren in Schleswig-Holstein gar nicht erst wieder anzutreten. Die CDU hat jetzt das beste Blatt, sie darf es aber auch nicht überreizen. Der Koalitionspoker beginnt ja erst. Die Gefahr besteht, zu viel auf einmal zu wollen.

Was sollte inhaltlich für die CDU am Ende unbedingt herauskommen?

von Boetticher : Die Bildungspolitik einschließlich der Bildungsministerin war eine zentrale Forderung des Wahlkampfes. Die CDU hat sich für eine Unterrichtsgarantie und die Rückkehr zum G9-Abitur auf den Gymnasien stark gemacht. Das muss sie jetzt auch durchhalten. Und auch der Fortbau der A20 ist ein zentraler Punkt, von dem die CDU nicht abweichen darf.

Soll Barbara Ostmeier aus dem Kreis Pinneberg nun die erste Justizministerin aus dem Wahlkreis werden?

von Boetticher : Erst müssen die inhaltlichen Fragen geklärt sein, die Ämterverteilung kommt zum Schluss. Aber als Mitglied des Kompetenzteams verdient es Barbara Ostmeier auch, dass sie an maßgeblicher Stelle eine künftige Aufgabe erhält. Das könnte außer dem Ministeramt auch eine Aufgabe im Fraktionsvorstand oder in der Fraktionsgeschäftsführung sein. Es muss eine Aufgabe sein, die ihrer guten Arbeit und Erfahrung gerecht wird. Wer A sagt, muss auch B sagen.

Sind Sie selbst in die weiteren Verhandlungen eingebunden?

von Boetticher : Als CDU-Kreisvorsitzender bin ich nicht direkt eingebunden. Aber im Landesausschuss bin ich dabei. Ich gehe davon aus, dass Daniel Günther sein Personaltableau im Kopf hat und bin gespannt, was er da vorschlägt. Vor allem werden nun auch die Koalitionsverhandlungen spannend werden. Da ist es wichtig, dass sich Daniel Günther ausgebuffte Strategen wie Klaus Schlie an die Seite holt, die schon Koalitionsverhandlungen mitgemacht haben, um gegen Kubicki und Robert Habeck eine gute Verhandlungstaktik zu führen.