Wedel. Schulauer Fährhaus probt mit „soft opening“, um die Arbeitsabläufe zu testen. Gastronomen erwarten an diesem Wochenende ersten Ansturm.
„Die Mannschaft brennt“, freut sich Franz Jost, Küchenchef des Schulauer Fährhauses. Am heutigen Sonnabend startet das Traditionshaus in die Freiluftsaison — wie so viele Cafés und Restaurants im Kreis Pinneberg. Angesichts der Wettervorhersage mit fast sommerlichen Temperaturen erwarten die Gastronomen einen Ansturm der Gäste auf ihre Terrassen.
Mit einem „soft opening“ ist am gestrigen Freitag im Schulauer Fährhaus schon mal der Ernstfall geprobt worden. „Wir sind geöffnet, haben es aber noch nicht bekannt gemacht“, sagt PR- und Marketingleiter Björn Kunze. Als Eröffnungstermin für den Außenbereich war der 1. April angegeben worden.
„Mit dem ,soft’ opening wollen wir die Abläufe testen, um mögliche Probleme schon vorab beheben zu können“, sagt er. In Hochzeiten lassen sich bis zu 1000 Gäste täglich im Fährhaus verköstigen. Bis zu 25 Personen – vom Tellerwäscher bis zum Begrüßungskapitän – wollen ihnen dann einen angenehmen Aufenthalt bereiten.
Dass am gestrigen Freitag bereits gutes Wetter herrschte und einige Gäste im Fährhaus vorbeischauten, sieht der Küchenchef positiv. „So war etwas los, und wir konnten praktisch unter normalen Bedingungen testen“, sagt Jost. Mit dem Ergebnissen waren die Verantwortlichen jedenfalls zufrieden.
In die Terrassensaison 2017 geht die Fährhaus-Crew mit einer Neuerung. „Wir bieten jetzt einen Biergarten an“, sagt Kunze. 150 Plätze sind geschaffen worden. Auf der Terrasse haben noch einmal bis zu 250 Gäste Platz. Der Biergarten mutet mit seinen leuchtend gelben Liegestühlen wie ein Beachclub an. „Wir wollen damit eine Zielgruppe ab
25 Jahre ansprechen, Leute, die auch in Beachclubs gehen“, erklärt er. Der Biergarten soll zudem die Lücke zwischen der gehobenen Gastronomie im Fährhaus und der rustikaleren Fischbrötchenbude schließen.
„Wir sind ein Traditionshaus“, sagt Kunze. Die Wurzeln des Fährhauses reichen bis weit ins 19. Jahrhundert zurück. Es gibt viele Stammgäste, die auch aus Hamburg und sogar den angrenzenden Landkreises nach Wedel kommen. Das 2012 bei der Übernahme des Fährhauses durch René Schillag ausgegebene Ziel, jüngere Gästegruppen anzusprechen, ist umgesetzt worden. „Unter den Gästen sind viele Familien“, sagt Kunze. Und mit dem neuen Biergarten wollen die Macher des Fährhauses einen weiteren Schritt tun.
Bei Wetterwechsel müssen auch die Bürokräfte kellnern
Gebrochen wurde im Schulauer Fährhaus mit einer deutschen Gastronomietradition: Es gibt Kaffee nicht mehr in Kännchen. „Das ist aus einer früheren Zeit“, sagt Kunze. Außerdem gibt es logistische Gründe für die Umstellung. Es muss jetzt weniger Geschirr gereinigt werden. Und auf ein Tablett passen zwei Kännchen, aber vier Pötte Kaffee. Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei den Wegen, die auf der Terrasse und im Biergarten zurückzulegen sind. „Am Ende des Tages haben unsere Servicekräfte einige Kilometer auf dem Tacho“, sagt der Marketingspezialist.
Kaffee und Kuchen vom Rosenhof bis zum Münsterhof
Die Beobachtung der Wetter-Website gehört zur alltäglichen Arbeit im Fährhaus. So will das Team bei einem plötzlichen Temperaturumschwung vorbereitet sein. „Wir planen das Personal immer so, dass wir eine Reserve haben, sollte das Wetter unerwartet umspringen“, sagt Kunze. Sollte das nicht reichen, müssen auch die Bürokräfte mal kellnern.
Ohne die Bewertungsportale im Internet kommt auch eine Institution wie das Schulauer Fährhaus nicht mehr aus. „Ein Feedback ist schön, wir ermuntern die Gäste dazu“, sagt Kunze. Auf der Website findet sich ein Link zu TripAdvisor. Es gebe allerdings manchmal negative Bewertungen, da würde er sich nur wundern, sagt Kunze. Etwa monierte ein Gast, dass während seines Besuches keine Schiffe vorbeigefahren sind, was zu einer schlechten Beurteilung führte. „Wann Schiffe zu sehen sind, können wir leider nicht beeinflussen“, erklärt der PR-Mann süffisant.
Die Zahl der Schiffe, die am Fährhaus vorbeifahren, ist derzeit etwas geringer als üblich. „Sonst sind es tagsüber 30 bis 35 Schiffe“, erklärt Begrüßungskapitän Helmut Fensler der Schiffsbegrüßungsanlage „Willkomm Höft“. „Jetzt passieren uns nur 20 bis 25 Schiffe.“ Die Tide macht den „Sehleuten“ einen Strich durch die Rechnung. Nachmittags zur besten Kaffeetrinker-Zeit ist Niedrigwasser auf der Elbe. Die dicken Pötte brauchen aber Hochwasser, damit sie ein- oder auslaufen können, erklärt der Begrüßungskapitän. Sie schippern derzeit am frühen Morgen sowie abends über die Elbe.
Allerdings verändert sich Hoch- und Niedrigwasser etwa um eine Stunde täglich. Schon am kommenden Wochenende haben die Kaffeetrinker also wieder gute Chancen, einen Containerriesen zu Gesicht zu bekommen.
Die Terrasse des Schulauer Fährhauses, Parnaßstraße 29, ist ab 11 Uhr geöffnet und wird abends je nach Wetterlage spätestens um 23 Uhr geschlossen. Pott Kaffee: 3,40 Euro; Stück Torte: 3,80 bis 4,80 Euro.