Elmshorn. Elmshorner Traditionsfirma arbeitet seit Februar mit neuer Geschäftsleitung. Die Sanierung soll ohne weiteren Personalabbau gelingen.
Seit Februar gehört das frühere Elmshorner Familienunternehmen Döllinghareico dem Unternehmer Maximilian Tönnies, Sohn von Deutschlands größtem Wurst- und Fleischfabrikanten Clemens Tönnies in Nordrhein-Westfalen. Die 110 Jahre alte Traditionsfirma war in die Krise geraten. Mit dem neuen Eigentümer Tönnies, der an der Nordakademie studierte, habe das Unternehmen wieder „eine langfristige Zukunftsperspektive“, erklärte Claus Dölling den Verkauf an Tönnies-Junior.
Eine Aussage, die Betriebsratsvorsitzender Jürgen Beckmann nur bestätigen kann. „Dieser Verkauf ist das Beste, was uns passieren konnte“, sagt er. „Die Stimmung in der Belegschaft ist wieder gut.“ Statt des jahrelangen Schrumpfkurses gehe es jetzt wieder aufwärts, erklärt Betriebsleiter Norbert Tanck. „Es geht sogar schnell voran.“
Dafür sorgt der neue Geschäftsführer Axel Knau, der auch für die Mühlen-Gruppe von Tönnies verantwortlich ist, zu der die Böklunder und Redlefsen-Werke mit 1600 Mitarbeitern im Norden Schleswig-Holsteins gehören. Der Firma Döllinghareico mit seinen 170 Mitarbeitern am Fuchsberger Damm in Elmshorn bescheinigt er eine gute Zukunft. „Wir haben Lust auf Wurst“, ist Knaus Motto. Das positive Image müsse den Kunden von Döllinghareico wieder klargemacht werden.
Zuletzt war die Jahresproduktion auf 8800 Tonnen in 2016 gesunken und das Unternehmen „in Schieflage“ geraten, erklärt Knau. Mit besserer Qualität, Ausweitung des Sortiments und der Konzentration auf den Elmshorner Standort soll jetzt das Ruder herumgerissen werden. „Wir haben gute Mitarbeiter mit sehr viel Knowhow. Darauf lässt sich gut aufbauen“, ist der neue Chef von Döllinghareico überzeugt.
Allerdings lohne sich kein zweiter Produktionsstandort mehr. Den hatte Döllinghareico durch seine Übernahme von Hareico aus Halstenbek um die Jahrtausendwende mitgekauft. Hareico hatte kurz nach der Wende ein Werk in Lübz in Mecklenburg aufgemacht. Das werde nun zum 31. August geschlossen. Die 45 betroffenen Mitarbeiter würden nur zu einem geringen Teil in Elmshorn weiter beschäftigt werden können. Auch wenn Knau davon ausgeht, dass Döllinghareico bald wieder wachsen wird. Aber der deutsche Wurst- und Fleischmarkt sei „der schwierigste auf der Welt“. Nirgendwo sonst seien die Lebensmittel so preisgünstig, die Handelsunternehmen so stark.
Die Produktion in Elmshorn solle sich weiter auf die Salami- und Würstchenherstellung konzentrieren, kündigt der neue Döllinghareico-Chef an. Die Salami werde als Roh- und Brühwurst auf dem Markt angeboten und habe mit der Lotsenwurst auch eine gut eingeführte Marke. Die müsse noch besser beworben werden, findet Knau. „Wo gibt es denn bessere Luft als zwischen Nord- und Ostsee?“, fragt der Manager, der selbst in Eckernförde an der Ostsee lebt. Dieses gute Image müsste das Unternehmen in einem Urlaubsland wie Schleswig-Holstein gut vermarkten können, glaubt Knau. „So, dass die Feriengäste, wenn sie wieder zu Hause sind, dort auch die gut schmeckende Wurst essen wollen, die sie hier im Urlaub probiert haben.“
In den nächsten drei Jahren solle ein einstelliger Millionenbetrag in die Modernisierung des Elmshorner Werks investiert werden, kündigt der Döllinghareico-Chef an. Auch ergänzende Produktvarianten wie Mini-Salami oder andere Verpackungsgrößen seien denkbar. Jetzt bei dem wärmeren Wetter gehe es vor allem darum, die Supermärkte und Bedientheken ausreichend mit guter Grillwurst zu beliefern. „Angegrillt habe ich auch schon“, sagt Knau.