Pinneberg. 2016 feierte die Stadt Pinneberg den Millionenbau, bis heute steht der leer. Nebenan leben Menschen in Uraltcontainern.

Es ist eine Posse, wie man sie sich kaum ausdenken kann: Da baut die Stadt Pinneberg für 1,05 Millionen Euro eine neue, dringend benötigte Unterkunft für Asylbewerber und Wohnungslose, feiert im September 2016 deren Fertigstellung – doch bis heute darf niemand in dem voll ausgestatteten Gebäude leben. Schlimmer noch: Keiner kann genau sagen, wann die ersten Bewohner einziehen dürfen. Skurril: Während die städtische Unterkunft leer steht, hausen ein paar Meter weiter Obdachlose – in heruntergekommenen Uraltcontainern.

Die Hängepartie um die Mitte 2016 gebaute Unterkunft für Asylbewerber in Pinneberg geht also weiter. Begründet hatte die Stadtverwaltung das Dilemma stets mit der Insolvenz des mit dem Bau beauftragten Generalunternehmers, der kurz vor der geplanten Abnahme des Gebäudes in finanzielle Not geraten war. Die unter anderem beim Brandschutz festgestellten Mängel hätten zunächst wegen der Pleite der verantwortlichen Firma nicht behoben werden können, so die Stadt.

Für Pinneberg bedeutet das Baudrama weiterhin ein handfestes Problem – die Stadt muss noch immer Flüchtlinge in Hotels und Pensionen unterbringen. Um 100 Menschen geht es laut Rathaussprecherin Maren Uschkurat aktuell. An der Müssentwiete wäre Platz für 38 von ihnen. „Die Freigabe des Hauses würde Kosten senken“, so Uschkurat.

Auf die Frage, wann die für 1,05 Millionen Euro an der Müssentwiete hochgezogene Unterkunft nun endlich bezogen werden kann, hat sie jedoch keine verbindliche Antwort: „Genau wissen wir das noch immer nicht.“ Es gebe weiterhin Probleme, etwa beim für das Haus vorgeschriebenen Schutz vor Blitzeinschlägen, zudem Lieferschwierigkeiten bei der Sicherheitsbeleuchtung. Laut Uschkurat wird eine Abnahme für Ende April ins Auge gefasst. Womöglich könnten im Mai, acht Monate später als geplant, die ersten Flüchtlinge einziehen. Ihre Hand lege sie dafür aber nicht ins Feuer, so Uschkurat.

Aus Reihen der Politik werden derweil Zweifel an der Version der Stadt hörbar. Laut Manfred Stache, der für Grüne & Unabhängige im Rat sitzt, spiele man im Rathaus „nicht ganz mit offenen Karten“. In einem Rundbrief spricht Stache davon, dass Verzögerungen auch darauf zurückzuführen seien, dass die zunächst eingebaute Feuermeldeanlage ausgewechselt werden musste, weil die Stadt erst im November festgestellt habe, dass Brandmelder her müssten, die im Notfall die Mitteilung direkt an die Pinneberger Feuerwehr senden. Wohl kaum sei das auf einen Fehler des Generalunternehmers zurückzuführen, so Stache, der offenkundig Planungsfehler im Rathaus vermutet. Dass die Verzögerung bei der Flüchtlingsunterkunft zum großen Teil auf die Insolvenz des Generalunternehmens zurückzuführen sei, hält der Ratsherr jedenfalls für „eine Legende“.