Kreis Pinneberg. Wo A7 und A23 zusammentreffen, herrscht häufig Stillstand. Tausende Pendler sollen nun von einer neuen Verkehrsführung profitieren.

Christian Merl blickt übers Geländer. Knapp zehn Meter unter dem Mann in der Warnweste rauscht ein 40-Tonner vorbei. Wo sonst oft Stillstand herrscht, fließt an diesem Montagmorgen gerade der Verkehr. Merl gefällt, was er sieht. Kein Wunder, gehört die Situation rund um das Autobahnkreuz Nordwest für den Verkehrskoordinator der Stadt Hamburg doch zu den Fixpunkten seiner Arbeit. Vor wenigen Tagen hat Merl neue Schilder aufstellen lassen. Von der A 7 kommende Brummifahrer genießen seitdem ungewohnte Freiheiten. Sie dürfen nach dem Autobahnkreuz auf der mittleren Spur bleiben – bis auf Höhe Volkspark. Das soll das Einfädeln von der A 23 erleichtern, den allmorgendlichen Rückstau verkürzen, bestenfalls verschwinden lassen. Profitieren werden Tausende von Pendlern aus dem Kreis Pinneberg.

Im Autobahnkreuz Nordwest, das ohnehin schon seit Jahren allmorgendlich Staufalle ist, hat sich die Situation seit Beginn der Arbeiten am A-7-Tunnel noch einmal deutlich verschärft. Im Sommer 2016, als sich der Verkehr zuweilen bis nach Elmshorn zurückgestaut hatte, hatten die Planer auf einem Teilstück den Standstreifen für Autofahrer, die die Autobahn in Eidelstedt verlassen wollen, freigegeben. Ein erster Schritt. Vor zwei Wochen wurde dann die im Frühjahr 2016 eingerichtete Verengung vor dem Kreuz um rund 400 Meter in Richtung Süden verlegt. Nun also auch noch die Aufhebung des Rechtsfahrgebots für Lkw. „In der Summe erhoffen wir uns eine erhebliche Entlastung für die A 23“, sagt Merl.

Von unten ist ein Hupen zu hören. Der Hamburger Verkehrskoordinator blickt erneut über die Brüstung. Jetzt stockt es wieder auf den beiden aus Richtung Halstenbek kommenden Spuren, die auf Höhe Niendorfer Gehege auf eine verengt werden, um dann in die A 7 zu münden. Merl appelliert an die Geduld genervter Pendler: „Wir müssen eine Eingewöhnungsphase abwarten, bevor wir bilanzieren“, sagt er. Zwei bis drei Wochen könne es dauern, bis auch der letzte Brummifahrer begriffen habe, dass er nicht sofort hinterm Kreuz Nordwest auf die rechte der Spuren wechseln müsse. „Auch Autofahrer müssen sich erst darauf einstellen, dass auf einmal Lastwagen links neben ihnen unterwegs sind“, sagt der Baustellenkümmerer, der den Job Anfang des Jahres vom in den Ruhestand gewechselten Gerhard Fuchs übernommen hat. Geht es um Autobahnen, weiß Merl, wovon er spricht. Zuvor war er beim Unternehmen Via Solutions, das den A 7-Ausbau verantwortet, für Kommunikation zuständig.

Neuer Asphalt: Termin steht fest

Autofahrer, die auf der Autobahn 23 in Fahrtrichtung Hamburg unterwegs sind, müssen im Sommer erneut starke Nerven haben.

Dann wird zwischen Rellingen und Hamburg auf rund vier Kilometern der offenporige Asphalt erneuert. Laut Christian Merl steht der Terminplan für die Arbeiten bereits.

Ihm zufolge rücken die Baufahrzeuge am 21. Juli an, bis zum 26.August werde asphaltiert. Der Verkehr werde in Richtung Hamburg auf eine Spur verengt. Richtung Heide bleibe es bei zwei Fahrspuren.

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Sich an die neue Verkehrsführung rund ums Autobahnkreuz Nordwest zu gewöhne lohnt übrigens. Laut Karina Fischer von der Hamburger Verkehrsbehörde wird die jetzige Verkehrsführung bis zum Sommer 2018 Bestand haben. Richtung Norden war das Rechtsfahrgebot für Laster schon im Dezember aufgehoben worden. Laut Fischer mit der Folge eines besseren Verkehrsflusses. „Und es gibt weniger Unfälle.“

Klar ist schon jetzt, dass es im Juli auf der A 23 in Fahrtrichtung Norden wieder mal eng wird. Dann wird die Sanierung der Richtungsfahrbahn Heide bei Halstenbek in Angriff genommen. Der Verkehr in Richtung Hamburg wird für mehrere Wochen auf eine Spur verengt. Während der Sommerferien 2016 hatte das Land bereits in Richtung Hamburg saniert. Für das Umland, insbesondere Rellingen und Pinneberg, eine erhebliche Belastung, weil Pendler auf die Landstraßen auswichen. Merl wird nicht müde, davon abzuraten. Wer auf der A 23 bleibe, komme in der Regel schneller ans Ziel.

Weiterführende Pläne liegen längst in den Schubladen der Verkehrsplaner. So ist der sechsspurige Ausbau der A 23 mit höchster Priorität in den neuen Bundesverkehrswegeplan bis 2030 aufgenommen worden. Der Bund rechnet mit Ausbaukosten in Höhe von 145 Millionen Euro auf dem Teilstück zwischen Tornesch und der Landesgrenze. Es wäre eine Reaktion auf Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen: Die Zahl der Fahrzeuge zwischen Tornesch und Pinneberg-Nord ist von 2010 bis 2015 von täglich 53.400 auf 73.700 gestiegen.