Wedel. Der CDU-Spitzenkandidat will das Heizkraftwerk in der Rolandstadt abschalten und wärmt Idee von einer Pipeline unter der Elbe wieder auf.
Daniel Günther, CDU-Spitzenkandidat bei der schleswig-holsteinischen Landtagswahl im Mai, hat das Kraftwerk Wedel als Thema entdeckt. Er fordere eine zügige Abschaltung der Anlage, sagte der Vorsitzende der christdemokratischen Fraktion im Landtag und Landeschef seiner Partei am Donnerstag. Sein Plan: Das Kraftwerk Moorburg könnte die in Wedel produzierte Wärme und so auch das mehr als 50 Jahre alte Kraftwerk am Elbufer ersetzen.
Moorburg sei nicht ausgelastet, dort seien in den zwei Jahren seit Inbetriebnahme ungefähr drei Terrawattstunden Wärme ungenutzt abgeführt worden. „Statt damit 180.000 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen, wird nur das Elbwasser aufgeheizt. Und wenige Kilometer weiter pustet das Wedeler Kraftwerk pro Jahr 1,3 bis 1,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre“, so Günther. „Diesem Wahnsinn muss sofort ein Ende gesetzt werden.“
Im Grunde genommen wärmt der Politiker damit ein vor knapp einem Jahrzehnt unter den damals CDU-geführten Landesregierungen Carstensen und von Beust geborenes Konzept wieder auf, will es nun zu Ende führen. Sie hatten sich einst darauf verständigt, Wärme aus dem Kraftwerk Moorburg auszukoppeln und mittels einer Fernwärmetrasse unter der Elbe damit den Hamburger Westen zu versorgen.
Die Anlage in Moorburg sei darauf auch ausgelegt, alle notwendigen Anschlüsse seien vorhanden, betonte Günther. „Nur die Wärmeleitung unter der Elbe, die muss noch verlegt werden.“ Auf Nachfrage bezifferte sein Stab die Kosten dafür auf etwa 200 bis 250 Millionen Euro.
Barbara Müller-Bukow, Sprecherin des Energiekonzerns Vattenfall, der Betreiber sowohl der Anlage Moorburg als auch der in Wedel ist, sagt dazu auf Anfrage dieser Zeitung: „Ja, technisch möglich ist die Wärmeauskoppelung. Aber politisch nicht gewollt.“
Tatsächlich haben sich die Rahmenbedingungen in der Hansestadt im Laufe der zurückliegenden knapp zehn Jahre grundlegend geändert. Gerade den Bau der Pipeline unter der Elbe verhinderten Bürgerinitiativen und Umweltschutzverbände juristisch – und schlussendlich auch politisch. Hinzu kommt, dass die Hamburger 2013 per Volksentscheid beschlossen, dass die Hansestadt die dereinst privatisierten Energienetze zurückkaufen muss.
Daniel Günther ficht das nicht an. Als Ministerpräsident werde er sich nach der Landtagswahl sofort in Verhandlungen mit dem Nachbarn Hamburg begeben und für die Moorburg-Lösung kämpfen. „Das ist ein typisches Projekt, von dem Schleswig-Holstein und Hamburg gemeinsam profitieren“, sagte er. Er sei zuversichtlich, in Verhandlungen mit dem Nachbarn kurzfristig zu einem Ergebnis zu kommen. Wörtlich sagte er: „Es wird eine Frage von Monaten sein, bis eine Lösung gefunden ist.“
Seine Landtagskollegin Barbara Ostmeier (CDU) aus Hetlingen kündigte unterdessen an, sie werde sich im gemeinsamen Ausschuss mit Hamburg für länderübergreifende Zusammenarbeit für eine zügige Abschaltung des Kraftwerks Wedel einsetzen. Ostmeier: „Mir geht es darum, die immer wieder auftretenden Belastungen der Anwohner zu beenden.“ Wedels CDU-Vorsitzender Michael Schernikau denkt unterdessen schon über eine Nachnutzung des Kraftwerksgeländes nach, etwa über einen Wohn- und Gewerbepark in attraktiver Lage.
Kerstin Lueckow von der Bürgerinitiative gegen das Wedeler Kraftwerk meint hingegen, dass die von Daniel Günther favorisierte Variante „eine unheimlich langfristige Lösung“ sei. Sie sagt: „Außerdem wollen wir nicht, dass Kohle gegen Kohle getauscht wird.“ Sie kritisiert außerdem, dass sich Günther in Wedel nicht einer öffentlichen Diskussion mit den betroffenen Anwohnern in der Kraftwerks-Nachbarschaft gestellt habe.