Halstenbek. Stau-Chaos im Kreis Pinneberg nach Horrorunfall auf Höhe Halstenbek-Krupunder und weiterem Unfall auf Autobahn Richtung Heide.

Es sind grausame Szenen, die sich am Dienstagabend auf der A 23 abspielen. Kurz vor 20 Uhr überspringt ein Mann auf Höhe der Anschlussstelle Halstenbek-Krupunder die Begrenzung zur Autobahn. In der Dunkelheit stürmt er zwischen den mit Tempo 100 vorbeirasenden Fahrzeugen auf die Straße. Bis zur Mittelleitplanke schafft er es unbeschadet, Sekunden später stirbt der 34-jährige Hamburger.

Zwei in Richtung Heide fahrende Autos überrollen den Mann, der zuvor im nahen Elektronikhandel der Kette Media-Markt bei einem Diebstahl ertappt worden sein soll. Die Autobahn muss für Stunden voll gesperrt werden – wie schon am späten Nachmittag wegen eines weiteren Unfalls in Höhe Pinneberg-Nord. Eine Nervenprobe für Tausende Pendler aus dem Kreis Pinneberg. Sie stehen im Stau, viele für mehrere Stunden.

Unfallopfer war zuvor bei Diebstahl erwischt worden

Nico Möller, Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg, bestätigte am Mittwoch das tragische Geschehen vom Dienstag. Der getötete 34-Jährige habe vor seiner Flucht in dem Elektronikmarkt unweit der Autobahn eine Auseinandersetzung mit einem Detektiv gehabt. Er sei bei einem Diebstahl erwischt worden, so Möller. Unter Anwendung von Gewalt habe der Hamburger jedoch vor dem Detektiv flüchten können. „Er lief dann über die Gärtnerstraße zur Anschlussstelle der Autobahn, wo er die Grünfläche der Auf- und Abfahrt überquerte und schließlich auf die Fahrbahn trat“, so der Polizeisprecher.

Der Ladendieb sei auf seiner Flucht zunächst von einem herannahenden Fiat Punto erfasst und auf die Fahrbahn geschleudert worden. Im weiteren Verlauf habe auch ein nachfolgender Volvo den am Boden liegenden Mann überrollt. „Beide Insassen lenkten ihre Wagen sofort auf den Standstreifen, andere Autofahrer hielten an, um Erste Hilfe zu leisten und den Notruf zu wählen“, so Jan Bartsch vom Autobahnrevier Elmshorn.

Autofahrer mit Schock ins Krankenhaus

Die kurz darauf eintreffenden Rettungskräfte konnten jedoch nichts mehr für den Hamburger tun. Der 34-Jährige sei noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen erlegen, bestätigt Möller. Der 41-jährige Autofahrer aus Hamburg sowie die 30-jährige Fahrerin des nachfolgenden Volvos aus dem Kreis Steinburg hätten beide einen Schock erlitten. Sie seien mit Rettungswagen in ein Krankenhaus transportiert worden. Die Polizei habe die beiden an dem Unfall beteiligten Fahrzeuge sichergestellt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Itzehoe sei zudem ein Unfallsachverständiger hinzugezogen worden.

Gegen den Detektiv, der bereits vernommen wurde, wird laut Polizei nicht ermittelt. Es gebe keinen Hinweis auf fahrlässige Tötung, so Möller. „Wir sind äußerst bestürzt über den dramatischen Vorfall“, so eine Media-Markt-Sprecherin auf Anfrage. Mehr wollte sie unter Hinweis auf weitere erforderliche Aufklärungen nicht sagen.

Bei der Autobahnpolizei in Elmshorn hatten am Dienstag bereits Stunden zuvor die Drähte geglüht. Die Beamten hatten schon am späten Nachmittag alle Hände voll zu tun, weil auf der A 23 mitten im Feierabendverkehr Stillstand herrschte. Auf dem Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Pinneberg-Nord und Tornesch hatte es gegen 16.20 Uhr gekracht – auch in Fahrtrichtung Heide. Und ebenfalls mit der Folge einer Vollsperrung. Ein eher alltäglicher Unfall mit zwei Leichtverletzten. Aber ein Crash mit erheblichen Auswirkungen für all jene, die gen Norden wollten – weil die Fahrbahn so stark verschmutzt war, dass die Polizei sie lange nicht freigeben konnte. Pinnebergs Freiwillige Feuerwehr unterstützte bei den Aufräumarbeiten, die Stunden in Anspruch nahmen.

Auch Mitarbeiter der Autobahnmeisterei in Elmshorn mussten angefordert werden. Zudem rückte das Technische Hilfswerk aus, um Autofahrer mit Schildern rechtzeitig vor dem sich schnell auf eine Länge von mehr als zehn Kilometern aufbauenden Stau zu warnen. „Zeitweise standen die Autos bis zurück nach Othmarschen“, so Autobahnpolizist Bartsch.

Auch wer versuchte, am Dienstagabend sein Glück auf Ausweichstrecken im Umland zu finden, tappte in die Staufalle. Autofahrer etwa, die die Landesstraße Schenefeld-Elmshorn (LSE) nutzen wollten, um schneller in den Norden und Westen des Kreises Pinneberg zu kommen, steckten spätestens ab dem Pinneberger Ortseingang fest. Auf dem Westring, dem Damm und der Elmshorner Straße ging zuweilen gar nichts mehr. Nicht anders sah es rund um die Anschlussstelle Pinneberg-Nord aus, wo schon nach dem ersten Unfall eine Blechlawine von der A 23 abgeleitet wurde.

Das Verkehrschaos im Kreis Pinneberg zog sich am Dienstag bis in die späten Abendstunden hinein. Die Vollsperrung der A 23 auf Höhe der Anschlussstelle Halstenbek-Krupunder konnte erst gegen 23.15 Uhr aufgehoben werden.