Pinneberg. Der mehrfach vorbestrafte Hamburger hatte in der Kreisstadt sowie in Wedel zugeschlagen. Er brauchte das Geld für den Drogenkauf.

Insgesamt 950 Mal waren Einbrecher 2016 im Kreis Pinneberg aktiv. Nur 60 dieser Fälle konnte die Polizei aufklären. Einer, der erwischt wurde, ist Philippe N. aus Hamburg. Jetzt musste sich der 37-Jährige vor dem Schöffengericht Pinneberg verantworten. Zwei Taten warf ihm die Staatsanwaltschaft vor – eine im Herbst 2015 in Pinneberg, eine im Februar 2016 in Wedel.

In Handschellen an einen Justizbeamten gefesselt, betrat der Angeklagte den Gerichtssaal. Seit April 2016 sitzt er in der Hansestadt in Haft. Nicht zum ersten Mal. Hehlerei, schwere räuberische Erpressung, Diebstahl, Raub, Sachbeschädigung – und immer wieder Einbruch. Die Strafakte des 37-Jährigen füllt gleich mehrere Seiten. „Es ging eigentlich immer um Drogen“, räumte der Angeklagte freimütig ein.

Schon seine Mutter sei heroinabhängig gewesen. Er habe seine ersten Erfahrungen mit Rauschmitteln im Alter von zwölf Jahren gemacht und sei einen Großteil seines Lebens süchtig gewesen. „Zuletzt war ich stabil bis zu dem Streit“, so der 37-Jährige. Gestritten hatte sich der Angeklagte mit seiner Ehefrau. Die Hochzeit fand im Oktober 2015 statt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Philippe N. in einem stationären Drogenentzug, den das Gericht als Bedingung für eine vorzeitige Haftentlassung angeordnet hatte. Drei Wochen später brach er die Therapie ab – und seine Ehefrau setzte ihn vor die Tür. Inzwischen läuft das Scheidungsverfahren und N. sitzt seine Reststrafe ab.

„Ich war wohnungslos und bin wieder in die alte Struktur reingeraten“, räumte der Hamburger ein. Die alte Struktur – damit war ein Dealer in Pinneberg gemeint, den Philippe N. aufsuchte. Auf dem Weg dahin will er am 4. November in einem Garten der Kreisstadt einen Kuhfuß entdeckt haben. Damit verschaffte sich der Angeklagte gewaltsam Zutritt zu einer Wohnung an der Hebbelstraße. „Das war eine Spontantat“, beteuerte er vor Gericht. Die Beute – mehrere goldene Ringe, teilweise mit Brillanten besetzt, sowie eine goldene Uhr – will er gegen Drogen eingetauscht haben.

Auch den zweiten Vorfall, der sich am 17. Februar 2016 in der kleinen Straße An der Windmühle in Wedel abspielte, räumte der Angeklagte ein. „Es stimmt aber nicht, dass ich der Einbrecher war. Ich habe nur auf dem Balkon Schmiere gestanden.“ Von der Beute in Höhe von 70 Euro habe er die Hälfte abbekommen. „Ich bin erwischt worden, nun muss ich auch dafür bestraft worden“, gab der Angeklagte zum Besten.

Als „sehr sympathisch“ bezeichnete Staatsanwalt Jan-Hendrik Schwitters diese Einstellung. Dennoch verfüge der Mann über 19 einschlägige Vorstrafen, er sei sehr hafterfahren und habe sich von keinem Gefängnisaufenthalt abschrecken lassen. „Es bleibt nur zu hoffen, dass sie auf den rechten Weg zurückfinden, wenn sie diese Strafe abgesessen haben, sonst werden sie noch zum Knacki-Opa“, gab Schwitters dem Angeklagten mit auf den Weg. Er forderte für die beiden Einbrüche eine Haftstrafe von einem Jahr und sieben Monaten, eine Bewährung sei ausgeschlossen.

Verteidigerin Alma Diepoldt regte eine geringere Bestrafung an. „Die Abhängigkeit meines Mandanten war der Motor für seine Taten.“ Dies habe seine Steuerungsfähigkeit reduziert. Außerdem sei das umfassende Geständnis strafmildernd zu bewerten. Außerdem forderte Diepoldt das Gericht auf, ein Signal zu geben, dass die Strafe zugunsten eines stationären Entzugs zurückgestellt werden könne. Zuvor hatte Philippe N. versprochen, sich einer erneuten Drogentherapie unterziehen zu wollen.

Richter Jens Woywod stellte eine Zustimmung des Gerichts in Aussicht. „Sehen sie zu, dass sie die Kurve kriegen“, riet er dem 37-Jährigen. Letztlich entschied das Schöffengericht auf eine Haftstrafe von 14 Monaten ohne Bewährung. Staatsanwalt, Verteidigung und Angeklagter nahmen das Urteil an.