Kreis Pinneberg. Es wird immer schwieriger, die Einsatzbereitschaft sicherzustellen. Wedels Feuerwehr fordert mehr hauptamtliche Mitarbeiter.

Wenn es brennt, wenn umgefallene Bäume auf der Straße liegen oder eine Tür für den Notarzt geöffnet werden muss, sind die ehrenamtlichen Kräfte der Feuerwehr rund um die Uhr zur Stelle. Doch insbesondere wenn es tagsüber Alarm gibt, wird die Belastbarkeit der Wehren auf eine immer härtere Probe gestellt.

Denn die Feuerwehrleute, die bei Einsätzen am Tage alarmiert werden, müssen dafür von ihren Arbeitgebern freigestellt werden. Und weil inzwischen viele Feuerwehrleute außerhalb arbeiten, fehlt den Wehren tagsüber Manpower. Wedels Wehrführer Micheal Rein redete kürzlich auf der Jahreshauptversammlung Klartext. Eine Wehr dieser Größenordnung könne rein ehrenamtlich nicht ansatzweise optimal geführt werden.

Zusätzlich zu den drei hauptamtlichen Gerätewarten fordert der Wehrführer zwei weitere Hauptamtliche, die die Wehrführung unterstützen und die Brandschutzerziehung übernehmen sollen. Rein hält künftig mehr als 500 Einsätze für die Wehr pro Jahr für realistisch – spätestens wenn der Business Park und das Neubaugebiet Wedel Nord hinzukommen. Voriges Jahr rückte die Wehr 389 Mal aus. Bereits seit Ende 2015 verstärken Mitarbeiter der Stadtverwaltung als Feuerwehrhelfer die Wehr, die damit tagsüber an Schlagkraft gewinnt. Sie haben eine Kurzausbildung absolviert und helfen an der Einsatzstelle mit, legen etwa Schlauchleitungen und stellen so die Löschwasserversorgung sicher. An vorderster Front können sie nicht zum Einsatz kommen. „Die Idee der Feuerwehrhelfer hat sich bewährt“, sagt Dennis Renk, Sprecher der Feuerwehr Wedel. Mehrere der auf diese Weise angeworbenen Ratsmitarbeiter hätten „Blut geleckt“ und inzwischen die komplette Ausbildung durchlaufen, um vollwertiges Mitglied zu werden.

Elmshorn hat die Zahl der Hauptamtlichen verdoppelt

„Einen Königsweg, tagsüber die Einsatzbereitschaft sicherzustellen, gibt es nicht“, sagt Kreiswehrführer Frank Homrich. Er fände es sinnvoll, Städte und Gemeinden mehr in die Pflicht zu nehmen. So könnten etwa Bauhofmitarbeiter zur Feuerwehr stoßen. In Tornesch würden bereits fünf Bauhofleute die Wehr verstärken. Homrich: „Je mehr Hauptamtliche eine Wehr beschäftigt, desto teurer wird es für die Kommune. Und die müssen ja auch beschäftigt werden.“

2693 Einsatzkräfte

50 freiwillige Wehren, eine Betriebs- und eine Berufsfeuerwehr existieren im Kreis Pinneberg. 2693 Mitglieder versahen 2016 ihren Dienst. 2015 lag ihre Zahl noch bei 2706. Laut Kreiswehrführer Homrich „eine natürliche Schwankung“. Die 37 Jugendfeuerwehren im Kreisgebiet verfügten 2016 über 726 Mitglieder – 13 weniger als ein Jahr zuvor.

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In Elmshorn funktioniert das gut. 2012 hat die Wehr die Zahl der Hauptamtlichen von drei auf sechs verdoppelt. „Damit können wir die Einsatzbereitschaft am Tag sicherstellen“, sagt Wehrführer Stefan Mohr. Für kleinere Einsätze wie Containerbrände, Äste auf der Fahrbahn oder Tragehilfe für den Rettungsdienst rücken allein die hauptamtlichen Kräfte aus. „Das passt“, sagt Mohr, der mit seinen Kollegen 2016 insgesamt 442 Einsätze absolvierte.

In Pinneberg (380 Einsätze) verfügt die Wehr über zwei hauptamtliche Kräfte. Die Aufstockung um eine Person war angedacht, ist jedoch bis zur Vorlage des neuen Feuerwehrbedarfsplans vertagt. „Wir erwarten die Ergebnisse in zwei Monaten“, sagt Wehrführer Claus Köster.

In Halstenbek (159 Einsätze), wo es auch zwei hauptamtliche Gerätewarte gibt, existiert ein anderes Problem. „Wir verlieren viele junge, gut ausgebildete Feuerwehrleute, weil es keinen bezahlbaren Wohnraum im Ort gibt und die sich woanders niederlassen“, sagt Wehrführer Andreas Roman. Er fordert die Politik auf, bei öffentlich gefördertem Wohnungsbau Wohnungen für Feuerwehrleute zu reservieren.