Kreis Pinneberg. Der Familientherapeut Jürgen Seeba rät, in der Erziehung Körperlichkeit und Autonomie zu betonen. Er bittet zum Palaver.

Jürgen Seeba ist zweifacher Vater. Und er ist Familientherapeut beim Diakonischen Werk in Pinneberg. Seeba sollte also wissen, wovon er spricht, wenn es um Erziehung geht. Sein Wissen will er teilen, sich mit anderen Männern austauschen. Unterstützt wird der Therapeut dabei von Pinnebergs Gleichstellungsbeauftragter Deborah Azzab-Robinson, die betont, wie wichtig sie von Männern für Männer initiierte Projekte findet. Projekte wie das sogenannte Väterpalaver, zu dem Seeba erstmals für Donnerstag, 23. Februar, ins Sozialcafé Pino an der Bahnhofstraße bittet.

Von einer klassischen Selbsthilfegruppe will der Therapeut nichts wissen, daher auch der etwa lax klingende Name des Gesprächskreises. Sein Angebot richte sich keineswegs nur an Männer, die Schwierigkeiten mit ihrer Rolle in Familie haben. „Das soll kein Problemding werden, alle Väter sind auf der Suche und können voneinander lernen“, ist der Familientherapeut überzeugt. „Wir wollen uns an persönlichen Geschichten und Meinungen orientieren“, erklärt Seeba den Ansatz des Palavers, das nach zwei Stunden im Sozialcafé auch gern in einer nahen Gaststätte beim Bierchen fortgesetzt werden könne. Seeba setzt auf ein Spannungselement: „Väter leben heutzutage in unterschiedlichen Konstellationen, alleinerziehend, in Patchwork- sowie in klassischen Familien. Und diese Vielfalt wird die Runde bereichern“, ist der Therapeut überzeugt.

Geht es um das Auftreten des Vaters bei der Erziehung, betont Seeba eher Elemente eines klassischen Rollenverhaltens. Männer seien wichtig, wenn es darum gehe, körperliche Aktivitäten zu fördern, die Autonomie des Kindes hervorzuheben, den Familienalltag zu strukturieren und Regeln aufzustellen. „Väter müssen nicht auch noch basteln, sie sollten ihr Ding machen.“ Dergleichen sei heute besonders wichtig, da männliche Erzieher und Lehrer in Kindergärten und Grundschulen noch immer unterrepräsentiert seien. „Der Einfluss des Vaters ist eine große, bislang in ihrer positiven Wirkung weitgehend ungenutzte und unterschätzte Ressource“, sagt Seeba, der Männern eine Art Lehrerfunktion zuschreibt. Und den Hang, ihrem Nachwuchs Eigenständigkeit zu vermitteln. „Mütter ziehen ihr Kind dick an, Väter warten auch mal, bis das Kind selbst merkt, dass ihm kalt ist.“

Für sein erstes Palaver hat Seeba das Motto gewählt. „Schöne Zeit mit den Kindern verbringen“, lautet es. Wenn es gut läuft, soll sich die Gruppe regelmäßig treffen. „Einmal im Monat wäre gut“, sagt der Therapeut. Laut Seeba ist es schwierig, Männer zum Mitmachen zu bewegen. Mit einem Schmunzeln blickt er nach Großbritannien, wo ein unkonventioneller Weg beschritten worden sei. Dort sei es Sozialarbeitern gelungen, den Anteil von Männern in Eltergruppen von zehn auf 15 Prozent zu steigern, indem in Pubs und Wettbüros für diese Angebote geworben wurde. Ganz so weit will der Pinneberger Therapeut nicht gehen – der Kneipenbesuch danach darf es immerhin schon mal sein.

Väterpalaver: Do 23.2., 19.30 -21.30 Uhr, Café Pino, Bahnhofstraße 12 in Pinneberg, Anmeldungen: 04101/505 58 60