Kreis Pinneberg. Die Sportangler im Kreis Pinneberg holen den Fisch nicht nur raus, sondern bringen Artenreichtum in Krückau, Pinnau und Co. zurück

Schon als kleiner Junge begleitete Thies Klingenberg seinen Vater zum Angeln. Der Reiz, in der Natur zu sein, die Aufregung, wenn ein Fisch anbeißt und die Freude am Fang hat er sich bis heute bewahrt. Seit elf Jahren hat der Appener den Vorsitz für den Sportangelverband Rellau mit etwa 780 Mitgliedern, davon 100 Jugendliche. Der 1923 gegründete Angelverein gehört damit zu den zehn mitgliedsstärksten in Schleswig-Holstein.

Angeln ist immer noch ein männlich dominiertes Hobby. „Der Frauenanteil liegt derzeit nur bei fünf Prozent“, sagt Klingenberg. Ob das am Urinstinkt des Mannes als Jäger liegt oder daran, dass Frauen den glitschigen Fisch oder Regenwürmer nicht anfassen mögen, vermag er nicht zu sagen. Doch die Damen holen auf. „In den vergangenen Jahren registrieren wir mehr Frauen im Angelsport.“

Der Verein bewirtschaftet 13 Gewässer, insgesamt knapp 50 Hektar im Kreis Pinneberg. Fast alle bekannten heimischen Süßwasserfischarten kommen darin vor: Aale, Karpfen, Schleien, Barsche, Hechte, Zander, Brassen und Rotaugen, aber auch Kleinfischarten, die auf der Roten Liste stehen und damit besonders geschützt sind, wie Moderlieschen oder Gründlinge.

Und damit das so bleibt, wird der Fisch nicht nur gefangen, sondern auch ausgesetzt. Denn der Angeldruck ist im bevölkerungsreichen Kreis besonders hoch. „Unser Verein kauft jährlich sieben Tonnen Fisch für mehrere Tausend Euro vorrangig von Züchtern aus Mecklenburg-Vorpommern und setzt sie hier aus“, sagt Thies Klingenberg. Finanziert wird der Besatz ausnahmslos aus Mitgliedsbeiträgen. So werde sowohl das ökologische Gleichgewicht als auch die Artenvielfalt in den Gewässern erhalten.

Angler sorgen dafür, dass seltene Arten zurückkehren

Im November jeden Jahres werden die Bestände aller Vereinsgewässer aufgefüllt. Die Fischart hängt natürlich von der Art des Gewässers ab. So braucht die Schleie kleine Gewässer mit Kraut, weiß Klingenberg. „Schleie, ein relativ unbekannter, alter heimischer Fisch, besetzen wir viel.“ Sein Bestand ist empfindlich und geht beispielsweise dort zurück, wo viele Brassen vorkommen.

Im Verein geht es um mehr als nur ums Angeln. Neben einer umfangreichen Jugendarbeit sind vorrangig ökologische Schutzmaßnahmen Thema. Jedes Gewässer wird durch mehrere Warte betreut. In jährlichen größeren Einsätzen werden die Gewässer und Grundstücke im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes gepflegt. „Rund 1000 Arbeitsstunden werden jedes Jahr an den Vereinsgewässern ehrenamtlich erbracht“, so Klingenberg.

Und das trägt Früchte. So hat er beim Angeln auch schon Fischotter an der Pinnau beobachten können, ein Indikator für saubere Gewässer. Auch Eisvögel leben hier, ein Hinweis auf eine artenreiche Fischfauna.

Dass Eisvögel auch Brutplätze vorfinden, dafür sorgen unter anderem auch die etwa 1000 Mitglieder des Sportangelvereins Elmshorn-Barmstedt. Der im Kreis Pinneberg größte Angelverein bewirtschaftet insgesamt 24 Gewässer und legt mitunter künstliche Steilufer an.

Dabei handelt es sich um zehn Teiche. Die 14 restlichen Fließgewässer sind alte Auen, künstlich angelegte Entwässerungsgräben, die in den Marschlanden auch Wettern genannt werden. Genauso vielfältig wie die Form der Gewässer ist auch die Ausbeute. Von der schlichten Plötze bis zur seltenen Meerforelle lässt sich hier alles fangen. Neben dem Spaß am Fischen ist auch hier der Umweltschutz ein wichtiges Anliegen. Flora und Fauna werden instand gesetzt, Kiesbetten als Laichplätze angelegt, Gewässerabschnitte renaturiert, Nistkästen angelegt und Müll gesammelt. Auch bei der Wiedereinbürgerung der Lachse und der Meerforelle wirkt der Verein vorbildlich.

Jährlich werden circa 600 Arbeitsstunden dazu aufgewendet, um Fische an der Wassermühle am Rantzauer See zu fangen, abzustreifen und deren Eier in Bruthäusern aufzuziehen und auszuwildern. Es handelt sich um die größte natürliche Forellenzucht in Schleswig-Holstein. So werden 130.000 Meerforellen und Lachsbrütlinge Jahr für Jahr in die Flüsse entlassen. Der Sportangelverein Elmshorn-Barmstedt setzt die Brütlinge nicht nur in von ihnen gepachtete Gewässer aus. Sie gelangen so in Krückau, Pinnau, Mühlenau, Bilsbek und Gronau. Durch diesen unermüdlichen Einsatz sind Meerforelle und Lachs hier wieder heimisch geworden, und sein Bestand wächst kontinuierlich. Als nächstes Projekt haben die Angler beschlossen, den fast ausgestorbenen Nordseeschnäpel wieder soweit einzubürgern, bis eine natürliche Vermehrung möglich ist. Ein Projekt, das auf zehn Jahre angelegt ist.

Ein seltener Wasserbewohner hat den Weg bereits zurück in Pinnau und Krückau gefunden: das Flussneun-
auge. Der Fisch genießt europaweit Schutz und muss nach den Fischereiverordnungen der Länder ganzjährig geschont werden. Neunaugen sind wichtige Bioindikatoren bei der Gewässerbewertung, da sie an die Qualität ihrer Laichgewässer hohe Ansprüche stellen.