Pinneberg. Seit bereits 20 Jahren gibt es nun den Förderverein Landdrostei, der sich 2005 an die Spitze einer Rettungsmission setzte.

Niels Jonas steht am Fenster der Drostei. Sibylle Hallberg hinter ihm. Beider Blick schweift über Pinneberg. Die Stadt, in der das Herz des Kreises schlägt – zumindest wenn es um die Kultur geht. Dass dem so ist, daran trägt der Förderverein, dem Hallberg vorsitzt, großen Anteil. Bis zu 10.000 Euro werden Jahr für Jahr aufgetrieben, um das Kreiskulturzentrum in dem historischen Barockbau mit Leben zu erfüllen.

In diesem Jahr gibt es den Verein seit zwei Jahrzehnten, die Drostei steht seit 250 Jahren. Es wird gefeiert. Und das nicht zu knapp. Die Förderer tragen ihren Teil zum Festprogramm bei.

So wurde kürzlich ein maßgeblich vom Verein auf den Weg gebrachtes Buchprojekt vorgestellt. Unter dem Titel „Kultur – ein langer Weg“ widmen sich Stefanie Fricke und Dieter Beig der wechselvollen Geschichte der Landdrostei. Das im Wachholtz-Verlag erschienene Buch ist für 16,80 Euro im Handel erhältlich.

Hallberg freut sich zudem auf ein für Sonnabend, 4. Februar, geplantes Konzert mit der Hamburger Ratsmusik unter Leitung von Simone Eckert. Ab 19 Uhr erklingen Kantaten von Georg Philipp Telemann. „Es ist das erste Mal, dass wir ein Konzert veranstalten“, so Hallberg. Sie selbst bringt sich auch im Jahr des Drosteijubiläums ein, indem sie ihre Liebe zur Literatur weiterträgt. Am Sonnabend, 18. Februar, widmet Hallberg sich dem Wirken des Schriftstellers Stefan Zweig, beschreibt ab 12.30 Uhr dessen Kampf gegen Barbarei und Nationalismus. Für das Literaturcafé gibt es 2017 mehrere Termine, auch an der vor der Drostei geplanten Festwoche beteiligt sich der Förderverein, der am 17. September das Kinderprogramm mit Kika-Moderator Juri Tetzlaff finanziell unterstützt.

160 Menschen engagieren sich aktuell in dem im Mai 1997 gegründeten Verein, der laut Satzung das kulturelle Engagement der Stiftung Landdrostei voranbringen soll. Eine Arbeit, die aus Mitgliedsbeiträgen sowie Einnahmen des auch für 2017 wieder geplanten Nikolausmarkts finanziert wird.

Ein Problem will Hallberg hingegen gar nicht wegdiskutieren – den Nachwuchsmangel. Mehr junge Menschen würden dem Förderverein gut tun. Schüler und Studenten sind daher vom Mitgliedsbeitrag befreit.

20 Jahre Einsatz für den Kulturstandort – Jonas erinnert sich an dunkle Stunden. 2005 war es, als der Kreis Pinneberg seine finanzielle Unterstützung einzustellen beschloss. Der Todesstoß drohte. „Wir haben gekämpft, Appelle an die regionale Wirtschaft gerichtet und 40.000 Euro gesammelt“, so Jonas. Zu wenig Geld, um das Kulturzentrum am Leben zu erhalten. Der Förderverein hielt den Druck hoch, trug 3000 Unterschriften zusammen. Das Hamburger Abendblatt startete eine Initiative zur Rettung. Letztlich konnte aufgeatmet werden.

Dänische Künstler haben sich angesagt

250 Jahre Landdrostei – für dänische Künstler ein prima Anlass, ihre Werke in Pinneberg zu zeigen. Geschehen wird das während der so genannten Regionalschau, die von Anfang Juli bis Mitte August im Barockbau an der Dingstätte zu sehen sein wird. Kreispräsident Burkhard E. Tiemann war kürzlich gemeinsam mit Martin Musiol von der Künstlergilde sowie Drosteichchefin Stefanie Fricke ins dänische Haderslev gereist, um die Ausstellung im Sommer vorzubereiten.

Gespräche wurden unter anderem mit der Künstlervereinigung Flensborg Fjords Kunst un Kulturforening sowie dem Kunstverein Galleriet Havnekontor geführt. Besonderheit dieser Regionalschau ist, dass sie im Spätsommer auch in Haderslev zu sehen sein wird.

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„Es wurden neue Budgetvereinbarungen mit dem Kreis geschlossen“, erinnert sich Jonas, der selbst seit 2003 in dem Förderverein mitarbeitet. Die Zeiten hätten sich glücklicherweise geändert: „Heute herrscht eine ganz andere Stimmung. Wenn es um die Drostei geht, ist ein großer politischer Konsens erkennbar.“ Für Hallberg geht es bei Kultur beileibe nicht nur um Unterhaltung: „Sie schärft die Sinne und fördert Toleranz in schnelllebiger Zeit.“

Alles rosarot also, wenn es um das Kreiskulturzentrum geht? Nein. Für Jonas und Hallberg gibt es eine offene Baustelle, die seit Jahren nervt. Die Pinneberger Landdrostei ist auch im Jahr 2017 noch immer ein Haus, das Menschen mit schwerem Handicap nicht betreten können. Einen Fahrstuhl gibt es nicht. Steile Treppen dafür jede Menge. Und Toiletten im Obergeschoss, zu denen der Weg beschwerlich ist. „Wir fordern einen Aufzug, je früher desto besser“, sagt Jonas. Dass immer wieder Gründe des Denkmalschutzes dagegen ins Feld geführt werden, kann auch Hallberg nicht verstehen. Einen gläsernen Fahrstuhl am Rand des Gebäudes kann sie sich sehr gut vorstellen.

Konzert: Hamburger Ratsmusik, „Mein Herze singt“, Sa 4.2., 19 Uhr, Drostei, 18 (ermäßigt: 10) Euro, Vvk im Bücherwurm, Dingstätte 24