Elmshorn. Torsten Albigs Lebensgefährtin Bärbel Boy hat die neue Stadtmarke entwickelt. Die Menschen würden sich nach mehr Normalität sehnen.

Noch toller, noch hübscher, noch unglaublicher: Mit Superlativen bewerben Städte gern ihre Eigenschaften. Nicht so in Elmshorn. Hier wird Normalität künftig Aushängeschild sein. Am Donnerstag wurde die neue Stadtmarke in der Privathochschule Nordakademie vor etwa 150 geladenen Gästen präsentiert: „Elmshorn supernormal“.

Fünf Jahre lang dauerte es von der ersten Idee bis zur Präsentation. Vor anderthalb Jahren holten sich die Stadtvertreter dann professionelle Hilfe: Die Strategin Bärbel Boy mit ihrer Agentur Boy aus Kiel. Boy, Lebensgefährtin von Ministerpräsident Torsten Albig, und ihr Team haben schon Slogans wie „Der echte Norden“ geprägt und arbeiten für Hamburg Tourismus.

80.000 Euro wurden investiert

Die neue Stadtmarke ist von vielen Elmshornern mitentwickelt worden: „Ein langer Weg mit vielen Interviews, Workshops und Analysen liegt hinter uns“, sagt Elmshorns Wirtschaftsförderer Thomas Becken. Das Ergebnis überrasche und polarisiere, sorge für Begeisterung und Diskussionen gleichermaßen. „Wir haben eine sehr authentische und spannende Stadtmarke kreiert“, ist sich Becken sicher.

Dass die sechstgrößte Stadt Schleswig-Holsteins vor allem eines ist – normal – ist Kernthema der neuen Marke. „Mit dieser außergewöhnlichen Stadtmarke heben wir uns entscheidend von anderen Städten ab“, sagt Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje. „Welche Stadt stellt schon ihre Normalität in den Vordergrund?“ Dabei ist Normalität eben nicht nur: Dröge, altbekannt, Mittelmaß. Sondern heutzutage schon wieder etwas Besonderes. Rund 80.000 Euro wurden in die Markenentwicklung gesteckt.

Pinneberg war schneller, wer ist besser?

Geht es um die Imagekampagne war die Stadt Pinneberg schneller als Elmshorn.

Schon im Jahr 2014 ging City-Manager Dirk Matthiessen mit seiner Marketingkampagne, dem Schriftzug „persönlich. ehrlich. anders.“ und einem knallroten „P“ als Zeichen der Neuausrichtung an den Start.

Er hatte die „Gruppe drei“, eine Agentur aus dem Schwarzwald, ins Boot geholt. Mehr als 100.000 Euro flossen bislang in die Idee von der Marke Pinneberg.

Posierte Bürgermeisterin Urte Steinberg zunächst für ein Plakat als Punkerin, floppte dieser Teil der Kampagne später.

Für den Slogan „Wir können auch anders“ gab es Kritik, weil der Satz von manch einem als Drohung interpretiert wurde.

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Für Hatje gut investiertes Geld, denn auch zwischen den Kommunen nehme der Wettbewerb um Unternehmen und Wohnungsbau zu. „Als Elmshorner brauchen wir uns nicht zu verstecken“, sagt er. Das habe auch eine Befragung der Nordakademie Elmshorn im Vorfeld gezeigt mit dem Ergebnis, die Außenwahrnehmung sei viel besser als die Innenwahrnehmung. Gewerbe seien hier angesiedelt, es gebe eine gute Infrastruktur, die Bürger seien engagiert, das kulturelle Angebot sei vielfältig und Bildungsangebote hervorragend in der 51.000-Einwohner-Stadt. Aus all den positiven Aspekten sei es zunächst schwierig gewesen, das herausragende Thema herauszufiltern. Bärbel Boy sei ein Glücksgriff gewesen. „Sie hat die wesentlichen Facetten der Stadt aus ihnen herausgekitzelt“, so Hatje. Andere Zuschauer im Saal waren zunächst noch skeptisch. Aber gerade kritische Stimmen und eine kontroverse Diskussion um den Slogan sei gewünscht, versichert Boy.

„Wir glauben, dass Normalität eine innovative Positionierung ist, weil es inzwischen Seltenheitswert hat“, sagt Boy. Gerade in einer Welt, die unsicherer und unüberschaubarer werde, in der sich viele Menschen durch Schnelllebigkeit abgehängt fühlen, sehnten sie sich nach mehr Normalität.

Diesen Trend haben offensichtlich auch schon andere entdeckt. So wirbt Giorgio Armani in seiner neuesten Kampagne mit „Nur normal“. Die US-amerikanische Sitcom „The new normal“ beleuchtet die Facetten einer Normalofamilie. Und Jürgen Klopp, Trainer beim FC Liverpool, stellte sich dort als „The normal one“ vor.

Auch das Stadtwappen wurde modernisiert

Das „Supernormal“ lässt sich laut Bärbel Boy vielfältig interpretieren. So steht auf Postkarten gedruckt: „Ist es eigentlich normal, dass Kaffeespezialitäten dreizeilige Namen haben? Dass man seinen Hund Gassi tragen muss? Dass Leute mehr auf ihr Smartphone schauen, als in das Gesicht von Kollegen und Freunden?“ Und die Antworten werden gleich mitgeliefert. „Nein, normal ist das nicht! In Elmshorn gibt es echt leckeren Kaffee, man redet miteinander, und in unseren Sportvereinen engagieren sich viele Elmshorner ehrenamtlich. Das ist unser Normal. Super!“ Auf anderen Karten fällt der Slogan knapper aus: „In Elmshorn kann man super ein ganz normales Leben führen.“ Und klein gedruckt dahinter: „Und umgekehrt.“

Auch das Stadtwappen – auf rotem Grund über blauen Wellen segelnd ein Vollschiff in weiß mit gerefften Bramsegeln am Fock – und Kreuzmast – wurde modernisiert. Das Schiff auf Wellen blieb erhalten. Die neue Stadtmarke wurde noch gleichen Abend auf der stadteigenen Homepage eingeblendet.