Kreis Pinneberg. Umfrage des Unternehmensverbandes: Konjunktur weiter auf hohem Niveau. Personalsuche wird schwieriger. Bürokratieaufwand ist hoch.

Die Konjunktur im Kreis Pinneberg bewegt sich weiter auf einem sehr hohen Niveau. Das ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage des Unternehmensverbandes, die am Montag vorgestellt wurde. „Die Auftragsbücher sind voll“, sagt Verbandsgeschäftsführer Ken Blöcker. „Aber es gibt erste Anzeichen, dass es im nächsten Halbjahr nicht mehr so weitergeht.“ So nehme der Fachkräftemangel dramatisch zu. Jedes zweite der 37 befragten Unternehmen im Kreis Pinneberg sei davon spürbar betroffen. Vor einem Jahr galt dies erst für jeden dritten Betrieb.

Dabei gehe es den hiesigen Betrieben noch relativ gut. Im Nachbarkreis Steinburg konnten drei von vier Unternehmen ihre Stellen nicht ausreichend besetzen. „Das liegt sicher an der Nähe zu Hamburg, die den Kreis Pinneberg für Fachkräfte aus Hamburg attraktiver macht“, meint Mitgeschäftsführer Sebastian Koch.

Vor allem im Handwerk zeige es sich, dass den Betrieben der Nachwuchs fehlt, sagt Blöcker. Auch der Vertrieb sei zunehmend betroffen, sagt Michael Hentrich vom Tiernahrungshersteller Salvana aus Sparrieshoop aus eigener Erfahrung. „Wir finden kaum noch landwirtschaftlich ausgebildete Fachleute für unsere 30 Stellen.“ Darum spreche Salvana schon Studenten vor dem Hochschulabschluss an. Andere Unternehmen machten in den Schulen Werbung und böten Praktikumsplätze an, sagt Koch.

Jedes siebte befragte Unternehmen wolle mehr Mitarbeiter einstellen, was sich aber schwer realisieren lassen werde, wie der Vergleich mit den Vorjahresdaten zeige. Dabei werde dem Frauenanteil eine größere Rolle zukommen, weil der im Kreis Pinneberg unterdurchschnittlich sei, erklärt Blöcker. Drei von vier Unternehmen beschäftigten mehr Männer als Frauen.

Die Konjunkturdaten sind weiter positiv, auch wenn jeder fünfte Unternehmer eine schlechtere Auftragslage erwarte und jeder vierte mit einem geringeren Umsatz für 2017 rechne. Dies habe mit der Verunsicherung zu tun, die sich aus der US-Präsidentschaftswahl ergebe, erläutert Blöcker. 19 Prozent der befragten Unternehmer befürchten deshalb höhere Zinsen im nächsten Jahr und negative Auswirkungen für ihre Betriebe. Blöcker: „Das ist der höchste Wert in unserem Verbandsgebiet von Wedel bis Sylt.“ Die engere Verbundenheit zur Metropolregion Hamburg und höhere Exportquote erklärten dies.

Das hat auch Einfluss auf die Investitionsbereitschaft. Salvana-Chef Hentrich will die Millionen-Investitionen in die Sanierung des eigenen Werks wegen der aktuell niedrigen Zinsen vorziehen. Insgesamt plant jedes dritte Unternehmen, mehr zu investieren. Viele seien wegen der guten Auftragslage praktisch nicht dazu gekommen, erläutert Koch.

Ein Erschwernis für die wirtschaftliche Entwicklung sei weiterhin der unnötig hohe Bürokratieaufwand. 56 Prozent der befragten Unternehmer klagten darüber, dass sie die gesetzlichen Auflagen an Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten oder Teilnahmen an statistischen Erhebungen zunehmend Zeit, Geld und Mühe kosteten.