Mirjam Rüscher. European-XFEL-Wissenschaftler Bressler spricht bei Wissen vom Fass im LUSTiS mit Laien über seine Forschung

Schon bei der Einleitung schwirrt mir der Kopf, dabei hat der Wissenschaftler, der dort mit seinem Bier in der Hand steht, bisher nur erzählt, wie er zu seinem Beruf gekommen ist. Atome bewegen sich verdammt schnell, und die beste Art, um zu sehen, wie sie sich bewegen, ist Röntgenstrahlung. Soweit, so gut, das verstehe ich. Der Mann, dem ich zuhöre, ist Professor Christian Bressler. Er ist Physiker und leitender Wissenschaftler bei European XFEL in Schenefeld. An diesem Abend spricht er über seine Arbeit, aber nicht im Hörsaal, nicht in einem Labor, sondern im LUSTiS in Schenefeld im Rahmen der Aktion „Wissen vom Fass“.

Das LUSTiS ist gut gefüllt. Die Besucher blicken neugierig und konzentriert zu Bressler, der mit seinem Bier in der Hand weiterredet. Er spricht über tanzende Moleküle, vergleicht sie mit Soldaten beim Marschieren, weil sie immer gleich tanzen. Es geht um Licht und Zeit. Bressler streift Einstein und die Relativitätstheorie, er sagt, wer reist, der lebe länger, weil die Zeit beim Reisen langsamer vergehe. Zwischendurch ermahnt er sich selbst, nicht abzuschweifen – das Publikum lacht.

Es ist sympathisch, wie der Physiker da vorn steht und spricht, er wirkt entspannt und bringt seine Zuhörer zum Lachen. Hinterher wird er sagen, dass er eine Heidenangst hatte, ob er auch wirklich verständlich erklären würde. Dennoch stehen auf dem Zettel vor ihm, seinem Skript für den Abend, nur vier Stichworte. „Ich mag es einfach lieber frei Schnauze zu sprechen“, sagt der Professor.

Sein Thema ist überschrieben mit „Moleküle als Filmstars“. Mithilfe von Laserpointer und Spaßbrille beschreibt Bressler, wie Zwischenschritte schneller chemischer Reaktionen wie in einem Film festgehalten werden können. Licht durchquere eine Haardicke in der Zeit, in der ein Molekül einmal hin und her vibriert – „also so kurz wie gar nicht“, sagt Bressler. Um die Bewegung von Molekülen aufzunehmen, sei daher eine besonders kurze Belichtungszeit nötig. „Wir müssen also Licht herstellen, das so kurz ist“, sagt Bressler. Klingt einleuchtend.

Ich gestehe, ich verstehe nicht wirklich alles, was Bressler erzählt. Es stört mich aber auch nicht. Denn ich fühle mich trotzdem gut unterhalten, es herrscht eine tolle Atmosphäre. Nach einer halben Stunde hört Bressler auf zu sprechen und blickt erwartungsvoll in die Runde, jetzt ist Zeit für Fragen. Die kommen, wenn auch etwas zögerlich. Muss man Moleküle ausrichten? Wie viele Versuche braucht man für ein brauchbares Ergebnis? Was bringt das eigentlich für den normalen Alltag? „Ich finde es herrlich, dass die Leute einfach aus dem Bauch heraus fragen“, sagt Bressler. Er ist überzeugt: Jeder, der Forschung macht, sollte einem Laien erklären können, was er macht. Dem Wissenschaftler ist das an diesem Abend durchaus gelungen.