Wedel. Ein Gutachten zeigt, dass das Neubaugebiet auch finanzielle Risiken in sich birgt. Politiker zeigen sich überrascht vom Ergebnis.
Das Mega-Neubauprojekt Wedel-Nord sorgt in Teilen der Kommunalpolitik für Ernüchterung. Grund dafür ist eine sogenannte fiskalische Wirkungsanalyse, ein 125-seitiges Expertengutachten. Darin geht es vor allem um die finanziellen Folgen für den städtischen Haushalt. Chance oder Risiko? Das ist die entscheidende Frage, die sich aber offensichtlich nicht mit Ja oder Nein beantworten lässt. Das Papier, das noch vertraulich behandelt wird, soll ob seiner Komplexität nur schwer zu durchdringen sein.
Vor diesem Hintergrund hat der Planungsausschuss nun auf WSI-Antrag beschlossen, eine kurze „Übersetzung“ anfertigen zu lassen, die auch ein Normalbürger versteht. Die soll sodann auch öffentlich gemacht werden.
Was viele besorgt, die das Gutachten schon kennen: Das finanzielle Risiko für die Stadt bei diesem Großprojekt, dessen Gesamtvolumen FDP-Vertreter Martin Schumacher auf eine viertel Milliarde Euro beziffert, könnte größer sein als angenommen. „Einige, die das Papier gelesen haben, haben hinterher gesagt: Eigentlich dürfen wir Wedel-Nord nicht bauen“, sagt WSI-Fraktionsschef Joachim Funck. Und SPD-Ratsherr Manfred Eichhorn sagt: „Ich war völlig überrascht. Da sind mir die Augen geöffnet worden.“
In Kürze: Auf der Minus-Seite stehen zunächst mal hohe Folgekosten etwa für zusätzliche Kinderbetreuung und Schulen, die so ein Stadtteil mit 800 bis 1400 neuen Wohneinheiten mit sich bringen würde. Und auf der Einnahmenseite scheint nicht so viel zu holen zu sein, wie es zunächst erschien. Der Stadt selbst gehört nur wenig Fläche, die sie an den in den Startlöchern stehenden Investor Semmelhaack verkaufen könnte. Zudem müsste sie, weil sie das Areal billig gekauft und zu teurem Bauland gemacht hat, im Falle eines Verkaufs zurzeit und noch auf mittlere Sicht den früheren Grundeigentümern Geld in Millionenhöhe zurückzahlen. Und ein Plus an Einkommensteueranteil dank vieler neuer Einwohner würde sich erst in Jahren auszahlen. WSI-Mann Funck sieht schwarze Zahlen erst 2030.
Nun will die Politik erneut beraten. Bis wann es Ergebnisse gibt, bleibt offen. CDU und Linke hätten mitgetragen, einen Rahmenplan für 900 Wohneinheiten erarbeiten zu lassen.