Kreis Pinneberg. Viele Brücken im Kreisgebiet sind marode. Die Kosten für Sanierungen werden auf zweistelligen Millionenbetrag beziffert.

Viele Brücken im Kreis Pinneberg müssen in den kommenden Jahren saniert werden. Oliver Carstens, Sprecher der Kreisverwaltung in Elmshorn, und Holger Drescher, Leiter der Straßenmeisterei Moorrege, beziffern die Kosten übereinstimmend auf einen zweistelligen Millionenbetrag, den der Kreis stemmen müsse. Einen Teil der Kosten will die Kreisverwaltung über Zuschüsse des Landes Schleswig-Holstein decken.

Einmal abgesehen von den sehr hohen Kosten: Jede einzelne Sanierung wird für die Verkehrsteilnehmer zu einer Geduldsprobe. Das haben zuletzt schon die Arbeiten an der Drehbrücke Klevendeich gezeigt. Wochenlang hatten die Arbeiten die Nerven der Autofahrer strapaziert, weil die kilometerlange Umwege in Kauf nehmen mussten, um in Richtung Haselau und Hohenhorst zu gelangen. Wenig später sorgte die Reparatur der Klappbrücke an der Bundesstraße in Uetersen für weitere Fahrstrecken.

An fast jeder Brücke sind Reparaturen notwendig

„Es stimmt: Wenn eine Brücke wegen einer Sanierung geschlossen werden muss, geht gefühlt oftmals gar nichts mehr im Kreis“, sagt Kreissprecher Carstens. Doch um die Sanierung der Brücken kämen langfristig weder Kreis noch Land oder Bund herum. Laut dem Straßenmeisterei-Leiter Drescher ist bei etlichen Brücken eine Sanierung unumgänglich. „An fast jeder Brücke müssen Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten ausgeführt werden, bei einigen wird sich erst in diesem Zusammenhang zeigen, ob gegebenenfalls noch weiterer Sanierungsbedarf besteht oder möglicherweise sogar ein Neubau erforderlich sein könnte“, sagt Drescher. Ursache für eine anstehende Sanierungen sei nicht eine mangelhafte Wartung. Im Gegenteil: Ohne die zurückliegenden Wartungen und Reparaturen wären etliche Brückenbauten bereits heute abrissreif. Denn die Bausubstanz wird aufgrund der intensiven Brückennutzung kontinuierlich angegriffen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem Mörtel, Beton und Stahl abgenutzt sind und nicht mehr die erforderliche Stabilität garantieren können. Beschleunigt wird der Prozess dadurch, dass immer mehr und immer schwerere Fahrzeuge unterwegs sind. Wie Carstens erklärt, sei vor Jahrzehnten nicht abzusehen gewesen, welche hohen Achslasten heutzutage beim Schwerlastverkehr üblich sind. Ebenso wenig sei vorauszusehen gewesen, dass der Schwerlastverkehr in ganz Deutschland binnen weniger Jahrzehnte dermaßen stark zunehmen würde.

Nicht nur der Kreis Pinneberg leidet unter der Entwicklung. In ganz Deutschland sind die Probleme ähnlich. Etwa in Hamburg, wo die Köhlbrandbrücke ebenfalls für viel geringere Belastungen entworfen wurde, als sie momentan aushalten muss. Sie gilt seit Jahren als Abrisskandidatin.

Zurück in den Kreis Pinneberg. Das sind die größten Projekte der kommenden Jahre: Da ist die Brücke über die Mühlenau bei Bönningstedt. Dort war aufgrund der Belastung die Platte gebrochen und drückte auf das Wellstahlprofil darunter, durch das der Fluss fließt. Der Kreis hat umgehend reagiert. Bis zur abgeschlossenen Sanierung in etwa zwei Monaten wird der Verkehr dort über eine Behelfsbrücke geleitet. Den Kreis kostet allein diese Maßnahme, eine von vielen, die noch anfallen werden, 450.000 Euro.

In Elmshorn ist besonders viel zu tun

Die Stadt Elmshorn muss sich in den kommenden Jahren auf besonders viele Beeinträchtigungen einstellen. Denn dort sind viele wichtige Brücken in die Jahre gekommen. Die Krückaubrücke an der K 23 etwa ist bereits so stark beeinträchtigt, dass ein Gewichts- und Tempolimit verhängt worden ist. 2017 soll sie erneuert werden. „Die Leistungsfähigkeit dieser Brücke ist nahezu erschöpft“, sagt Carstens. Auch dort soll eine Behelfsbrücke errichtet werden. Für die Sanierung, die etwa zwei Millionen Euro kosten wird, seien aber noch politische Beschlüsse und Absprachen mit der Stadt Elmshorn nötig.

Die Brücke über die Gleise der AKN und die Brücke über die Gleise der Deutschen Bahn an der K 23 sind ebenso anstehende Sanierungsfälle für die Straßenmeisterei. Auch hier wurden vom Kreis Tempobeschränkungen erlassen. 2020/21 sollen beide Brücken in Angriff genommen werden. Die Überführung über die Bilsbek an der K 21 bei Kummerfeld soll bereits 2019/20 grundlegend saniert werden. Und ein Jahr vorher hat der Kreis die Brücke über die Mühlenau bei der K 5 bei Ellerbek auf der Agenda. Das Bauwerk ist von 1899 und den aktuellen Verkehrsbelastungen nicht mehr gewachsen.