Kreis Pinneberg. 15.000 Einbürgerung seit 1899 im Kreis Pinneberg. Pinneberger Rentnerin wählt deutsche Staatsbürgerschaft nach 45 Jahren Emigration.

Im Dezember 1899 war es der 25 Jahre junge Däne Wilhelm-Karl Bengtson aus Elmshorn-Hainholz, der sich als erster Bürger im Kreis Pinneberg in den damaligen preußischen Staat einbürgern ließ. 117 Jahre später ist es die gebürtige Schottin Catherine Andresen, 68, geborene McDonald, aus Sterling, die als 15.000 Bürgerin im Kreis die deutsche Staatsbürgerschaft annimmt. In einer feierlichen Zeremonie überreichte Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt der Pinnebergerin mit 71 anderen Migranten aus 29 Ländern im Elmshorner Kreishaus die Einbürgerungsurkunde.

Dabei hat sich für die Schottin – die Staatsbürgerschaft ihres Heimatlandes behält Catherine Andresen weiterhin – die Frage ihrer Nationalität viele Jahre nicht gestellt. Das Hauptmotiv für diesen einschneidenden Schritt sei der Brexit-Entscheid in Großbritannien gewesen, erzählt die Pinnebergerin. „Ich lebe ja schon seit 45 Jahren in Deutschland. Aber ich wollte mich jetzt nicht einer besonderen Zollkontrolle am Flughafen unterziehen müssen, wenn ich von einem Besuch aus Schottland zurückkehre, weil Großbritannien aus der EU ausgetreten ist.“

Fachdienstleiter Uwe Koltzau von der Ausländerbehörde mit dem Dokument der ersten Einbürgerungen seit 1889
Fachdienstleiter Uwe Koltzau von der Ausländerbehörde mit dem Dokument der ersten Einbürgerungen seit 1889 © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Darum habe sie im Frühjahr den Antrag auf Einbürgerung gestellt, erklärt Catherine Andresen. Auch wenn sie sich nicht hätte vorstellen können, dass die Mehrheit im Vereinigten Königreich tatsächlich für den Austritt aus der Europäischen Union votierte, wie es dann geschah. Hinzu kam, dass ihr ein neues Gesetz ermöglichte, die doppelte Staatsbürgerschaft zu behalten und sich nicht für ein Herkunftsland entscheiden zu müssen, erläutert Catherine Andresen ihre Beweggründe. „Da wollte ich dann endlich Nägel mit Köpfen machen“, sagt sie. „Das war ganz allein die Entscheidung meiner Frau“, betont ihr Mann Hans-Peter Andresen.

Kennen- und liebengelernt haben sich die beiden Anfang der 1970er-Jahre, erzählt die Jubiläums-Bürgerin des Kreises Pinneberg. Sie hatte Deutsch in London studiert und wollte die Sprachkenntnisse in Hamburg vertiefen, wo sie dann viele Jahre als Übersetzerin gearbeitet hat. Dabei lief ihr dann der Mann ihrer Träume über den Weg, und es war ihr „eine Herzensangelegenheit“, in Deutschland wohnen und leben zu bleiben. Natürlich besuchten sie regelmäßig ihre Heimatstadt vor den Toren der schottischen Highlands, erzählt Catherine Andresen. Dabei ist ihr Mann ein regelrechter Fan Schottlands geworden. „Das ist ein traumhaftes Land, und die Schotten sind ja so deutschfreundlich“, sagt er begeistert.

400 Einbürgerungen pro Jahr

Rund 400 Bürger, deren Herkunftsland nicht Deutschland ist, ließen sich voriges Jahr im Kreis Pinneberg einbürgern, berichtet Fachdienstleiter Uwe Koltzau.

Alle zwei Monate erhielten sie in einer feierlichen Zeremonie im Elmshorner Kreishaus mit etwa 70 anderen Migranten ihre deutsche Staatsbürgerschaft.

Seitdem die Kreise diese Aufgabe vor ein paar Jahren vom Land übernommen hätten, steige die Zahl der Einbürgerungen rapide an, sagt Koltzau.

In dieser Woche war es die 59. Einbürgerungsfeier, bei der die 15.000 Einbürgerung seit 1899 vorgenommen wurde.

Anfangs waren es längst nicht so viele Menschen, die ihre Nationalität wechseln wollten, wie aus den Archiven der Kreisverwaltung hervorgeht.

Bis zum ersten Weltkrieg 1914 weist die in Sütterlinschrift vermerkte Behördenakte gerade mal 100 Einbürgerungen auf. Am 22. Dezember 1899 die erste, gefolgt von vier weiteren 1900 bis zur 15.000 heute.

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Für ihre Einbürgerung musste die Pinnebergerin nur einige Formalitäten erfüllen, etwa die Geburtsurkunde vorlegen und die finanziellen Verhältnisse offen legen, berichtet sie. Der Nachweis ihrer Sprachkenntnisse wurde ihr nicht abverlangt. Was bei ihr als langjährige Dolmetscherin wohl auch etwas seltsam gewesen wäre.

Darauf könne verzichtet werden, wenn die einzubürgernden Migranten hier in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind oder schon viele Jahre hier leben, erklärt Uwe Koltzau , Fachdienstleiter der Ausländerbehörde. Diejenigen Migranten, für die dies nicht gelte, müssten zusätzlich zum Nachweis, dass sie für ihren Lebensunterhalt sorgen könnten, noch einen Einbürgerungstest ablegen. Bei dem müssten sie spezifische gesellschaftspolitische Fragen zu ihrem neuen Heimatland richtig beantworten.

Stefan Studt (l.), Oliver Stolz und Pinnebergs Vizebürgervorsteherin Ulrike Bues mit Catherine Andresen
Stefan Studt (l.), Oliver Stolz und Pinnebergs Vizebürgervorsteherin Ulrike Bues mit Catherine Andresen © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Alle 72 deutschen Neubürger des Kreises Pinneberg würden „unsere Gesellschaft und Kultur bereichern“, sagt Landrat Oliver Stolz bei der Übergabe der Urkunden an die Männer, Frauen und Familien. „Bringen Sie sich und Ihre Kultur aktiv in unsere Gemeinschaft ein“, riet er ihnen. „Das wird uns weiterbringen. Sie und Ihre Kinder werden die Zukunft Deutschlands maßgeblich mitbestimmen.“

Innenminister Stefan Studt betonte, diese kulturelle Vielfalt zeige sich bereits heute im Land. Jeder achte Schleswig-Holsteiner und jedes fünfte Kind habe einen Migrationshintergrund. Das habe sich auch bei der deutschen Olympia-Mannschaft von Rio de Janeiro gezeigt, sagte Studt. Von den 450 Sportlern seien 80 aus anderen Ländern hierher gekommen, darunter seien zahlreiche Medaillengewinner gewesen. „Das ist eine Bereicherung für unser Land und ein Gewinn für uns alle.“

An die frisch eingebürgerten Mitbürger gewandt, sagte Studt: „Sie alle haben sich zu unserem Land, zu unserer Verfassung, Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Schutz der Menschenwürde bekannt. Sie sind Vorbilder, die hier gebraucht werden.“

Darum sei es ihm „eine Ehre“ gewesen, die 15.000 Einbürgerung im Kreis Pinneberg persönlich vorzunehmen, erklärte Minister Studt. So viele Einbürgerungen wie in der gesamten Geschichte des Kreises Pinneberg habe es landesweit in den letzten fünf Jahren gegeben.