Wedel. Anwohner klagen über Auswurf des Kohlekraftwerks. Studie, die Vattenfall vorgelegt habe, besänftige in der Nachbarschaft niemanden.

Kerstin Lueckow ist genervt. Tritt sie vor ihr Haus, steht sie zuweilen im Regen. Im Partikelregen. Wie andere Nachbarn des Kohlekraftwerks nahe Wedels Elbstrand klagt Lueckow über den Auswurf des in die Jahre gekommenen Meilers. Am vergangenen Wochenende seien erneut gelblich schimmernde Brocken vom Himmel gekommen. Ungefährlich, heißt es vom Betreiber. „Sofort abschalten“, kontert Lueckow.

Die Studie, die das fürs Kraftwerk verantwortliche Unternehmen Vattenfall jetzt vorgelegt habe, besänftige in der Nachbarschaft niemanden, so Lueckow. Wie berichtet, hatte Vattenfall den immer wieder auf Autos und Häusern landenden Auswurf im Labor untersuchen lassen – und war zu dem Schluss gekommen, dass Gips und Flugasche, die auf Menschen, Pflanzen und Tiere niederregnen, nicht gesundheitsgefährdend seien. „Kann doch nicht angehen, dass es immer wieder Probleme gibt, die von den Menschen hier ausgebadet werden. Die sollen das Kraftwerk vom Netz nehmen und das endlich in Ordnung bringen“, so Lueckow erbost. Ein Kraftwerk, das ständig Dreck spucke, sei schließlich nicht auf dem notwendigen Stand der Technik. „Wir schalten jetzt unseren Anwalt ein“, so die Sprecherin der Bürgerinitiative.

Angst um die eigene Gesundheit – nur ein den Protest befeuerndes Element. Laut Lueckow ist es zuletzt zu Schäden auf Glasdächern und Autos gekommen, die nicht zu beheben seien. So greife der Auswurf etwa den Lack von Fahrzeugen an. „Und die Leute hier wissen nicht mehr, ob sie ihre im Garten angebauten Kräuter noch bedenkenlos essen können.“ Die Bürgerinitiative, die bereits den Neubau eines noch größeren Megakraftwerks verhindert hat, erwartet Hilfe vom Land. Das zuständige Umweltministerium müsse einschreiten. Eine Laboruntersuchung, die vom Betreiber des Kraftwerks in Auftrag gegeben werde, sei beileibe nicht ausreichend. Zudem hat Lueckow einen Rundbrief verfasst, der bei allen Nachbarn landet. Darin regt sie an, Vattenfall, das bislang lediglich Waschgutscheine für Autobesitzer auslobt, für Schäden in Regress zu nehmen.