Kreis Pinneberg. Freibäder, Beachclubs und Kioske erleben schwere Zeiten diesen Sommer. Die Hoffnung auf einen Besucheransturm lebt aber noch.

Wenig besuchte Freibäder und Badeseen, geschlossene Strandbars und Beachclubs sind Alltag in diesem Sommer. Regen, Kälte und dementsprechend wenig Gäste machen den Betreibern von Sommerhotspots im Kreis Pinneberg zu schaffen.

Einer von ihnen ist Sebastian Eppinger, Betreiber der Cablesport Arena in Pinneberg. Außer sportlich auf Wakeboard und Wasserski zu steigen, können dort Besucher in einem Beachclub entspannen – jedenfalls an schönen Tagen. Beim Treffen mit dem Hamburger Abendblatt steht Eppinger bei 16 Grad mit Regenschirm auf dem Gelände der Arena, es regnet. Mal wieder. Im Hintergrund wagen sich zwei Wakeboarder ins kalte Wasser, die wenigen anderen Gäste haben sich untergestellt.

Der schlechte Sommer ist ein Problem für den Jungunternehmer, insbesondere in Sachen Beachclub. Wegen des bescheidenen Wetters ist auch der Andrang auf den Wassersport gedämmt, bedeutet aber immerhin nicht so starke Einbrüche bei den Besucherzahlen wie bei der mit Palmen und Sonnensegeln ausgestatteten Strandalternative. „Niemand geht in einen Beachclub ohne Sonne, besonders nicht bei unter 20 Grad.“ Umso mehr hofft Eppinger nun auf den für die kommende Woche versprochenen Wetterumschwung.

Eine Hoffnung, die auch andere
Beachclub-Betreiber umtreibt, so auch Harry Woltmann vom Beach Club 28° in Wedel. „Ein Beach Club funktioniert nur bei guten Wetter“, sagt der 44-Jährige. Trotzdem bleibt er positiv gestimmt, berichtet von einer trotz des häufigen Regens guten Saison: „Wir müssen zwar dieses Jahr vieles im Zelt machen, die Stimmung ist aber trotzdem bombig.“ Denn der Strandclub am Schulauer Hafen ist Location für etwa 100 Veranstaltungen pro Jahr – egal, wie schlecht das Wetter ist.

Weniger positiv sieht Klaus-Peter Strehl, Betreiber eines Partyservices und Kioskbesitzer am Naturbad Oberglinde in Moorrege, die Lage. „Vor allem wegen der Ferien und jetzt des schlechten Wetters muss man Angst haben, dass die Leute innerlich das Thema Freibad längst abgehakt haben“, sagt er. Ihn trifft der verregnete Sommer schwer: Bis jetzt hat er dieses Jahr nur ein Drittel des Umsatzes von 2015 gemacht. Verglichen mit 2013 ist es die Hälfte. „In Hochzeiten kommen etwa 1500 bis 2000 Leute pro Tag hier hin. Gerade sind es zehn bis 20, manchmal auch 30“, sagt der 60-Jährige. Ein zusätzliches Problem: Die wenigen Gäste, die auch bei miesen Wetter noch baden gehen, sind die Stammgäste – die täglich schwimmen und danach meist sofort wieder nach Hause gehen, so der Kioskbetreiber. Kaufen würden die Wenigsten etwas. „Es braucht immer einen Anlauf, die Leute ins Freibad zu bekommen, die zwei Wochen schlechtes Wetter machen es nicht besser“, sagt Strehl.

Wer auch im Regen schwimmt, kauft nichts am Kiosk

Andere Freibäder im Kreis Pinneberg haben ähnliche Probleme. „Es kommen nur noch die Stammkunden“, berichtet auch Uwe Scharpenberg, zuständig für das Freibad Quickborn. Das Wasser ist beheizt, trotzdem sind die Besucherzahlen extrem zurückgegangen. Ein Wasserspieletag für Kinder Ende Juli fiel buchstäblich ins Wasser. Scharpenberg nimmt das Wetter der vergangenen Tage dennoch mit Humor. „Heute, als ich beim Freibad war, schwammen vier einsame Gestalten im Becken.“

Peter Latsch von der Bootsvermietung in Barmstedt ist ähnlich stark betroffen von dem schlechten Sommer. „Bei schlechtem Wetter fährt keiner Boot, das ist hundertprozentig bemerkbar in den letzten Wochen.“ Der eine oder andere Naturliebhaber komme zwar gut ausgestattet mit Regenklamotten und paddele auch ohne Sonne los, aber das seien derzeit nur etwa drei Leute pro Tag, sagt der 71-Jährige.

Die Bedürfnisse der Kunden würden sich aber auch bei niedrigen Temperaturen nicht großartig ändern, da sind sich alle genannten Betreiber einig. „Sie ändern sich nicht, werden aber vielleicht wegen des schlechten Wetters nicht befriedigt“, meint Harry Woltmann vom 28°. Sebastian Eppinger sagt: „Man kann zum Glück nicht sagen, dass es schon so weit ist, dass alle Besucher im Beachclub Glühwein kaufen.“ Aber ein wenig gehe der Trend schon zum Heißgetränk gegen die Kälte.

Viel Spielraum, etwas an ihrem Angebot zu ändern, haben die Betreiber nicht. „Bei so einem Wetter kann man machen, was man will, da kommt keiner in einen Beach Club“, sagt Harry Woltmann, dessen Club aufgrund des Regens sogar in den letzten Tagen geschlossen war. Uwe Scharpenberg betont: „Uns sind bei so einem schlechten Wetter die Hände gebunden. Das fehlende Dach ist unser Handicap.“ Da helfen auch keine extra Veranstaltungen, da diese bei schlechtem Wetter kein Publikumsmagnet seien, so der Zuständige für das Freibad Quickborn. Klaus-Peter Strehl aus dem Naturbad Oberglinde sagt: „Abwarten und Tee trinken.“ Er fahre jeden Tag zum Kiosk, warte 30 Minuten und fahre wieder, wenn kein Kunde kommt. In der Pinneberger Cablesport Arena schließen Mitarbeiter bei besonders schlechtem Wetter die Strandbar und öffnen nur den Kiosk.

Bleibt also nur der bange Blick auf die Wettervorhersage. Klaus Peter Strehl setzt auf die kommenden Tage. Schließlich möchte er verkaufen, was im Lager ist, und wünscht sich einen Ansturm im Naturbad Oberglinde. Auch Harry Woltmann setzt alles auf die nächste Woche: „Das Lager ist gefüllt und das Personal startklar“, sagt er.

Er hat die Erfahrung gemacht, dass nach schlechtem Wetter ein Boom kommt. „Deshalb erwarten wir einen Überfall sonnenhungriger Menschen“, sagt er optimistisch. Die Mitarbeiter im Freibad Quickborn hoffen auf eine sonnige Möglichkeit für einen weiteren Kinderspieltag.

Und Sebastian Eppinger von der Pinneberger Wasserskiarena wünscht sich ganz besonders milde Temperaturen beim Open-Air-Sommerkino im Beachclub am kommenden Freitag. Seinen Regenschirm will er da jedenfalls nicht dabei haben.