Elmshorn. Newcomerin bringt ihr Debütalbum im August auf den Markt, ist Gast bei „Inas Nacht“ und tritt beim nächsten Reeperbahnfestival auf.

Für die meisten jungen Menschen ist schon der Abschluss der Schule eine aufregende Zeit. Prüfungen, Berufswahl, Eintritt ins Erwachsenenleben, die letzten großen Ferien ... Für Lina Maly beginnt auch musikalisch eine neue Ära. Die 19-Jährige hat neben dem Abitur an der Bismarckschule in Elmshorn ihr Debütalbum „Nur zu Besuch“ aufgenommen, das am 26. August im Handel erscheint.

Sie spielt Klavier und Gitarre, trat schon in der Schule auf

Zwei Jahre hat die junge Frau, die beim international agierenden Musikriesen Warner Music als einzige Künstlerin aus dem Kreis Pinneberg unter Vertrag steht, daran gearbeitet. Lina Maly schrieb die Texte selbst, reiste kreuz und quer durch Deutschland, denn sie hat gleich drei Produzenten. Dazu noch Videodreh zur ersten Single „Schön genug“, Auftritte in angesagten Hamburger Clubs wie der Prinzenbar oder dem Mojo Club, mit Max Mutzke und Alexa Feser auf der Bühne.

Eine aufregende Zeit. Doch die junge Frau, die noch bei ihren Eltern lebt, bleibt bei dem Pressetermin in der Hamburger Speicherstadt, wo Warner Music seine Büros hat, äußerlich gelassen. Dabei hat die Nachwuchskünstlerin gerade ein Interviewmarathon absolviert. Sie wirkt so erfahren im Businessgeschäft. Wie denn das Dorf am Rande Elmshorns, in dem sie lebt, heißt? Das sei doch egal, antwortet sie freundlich, aber bestimmt. Bloß nicht zu viel Privates preisgeben. Wer weiß, wo die Karriere noch hinführt. Ein paar Einblicke in ihr Leben gewährt sie dann doch.

Gefragt, was sie am liebsten hört, holt sie einmal tief Luft und zählt auf: „Fiona Apple, Queen, alt-J, Tallest Man On Earth. Bob Dylan liebe ich, ebenso The Cure, Blur und alles von Damon Albarn. Ich mag OK Kid und Bosse, finde K.I.Z. super witzig. Soulsänger wie Marvin Gaye, Otis Redding, Ray Charles. Und klassische Sachen wie Debussy, Schubert und Strauss“. Die Vorliebe für Peter Gabriel hat sie von ihrem Vater.

Lina Maly aus Elmshorn bei Warner Music in der Speicherstadt
Lina Maly aus Elmshorn bei Warner Music in der Speicherstadt © HA | Anne Dewitz

Zur Musik kam Lina Maly früh: Sie erhält Klavierunterricht, seit sie sechs ist. Außerdem spielt sie seit ihrem 14. Lebensjahr Gitarre. „Mein Bruder Marven hat es mir beigebracht“, sagt sie. Er sei ihr bester Freund. Auf ihrem Facebook-Profil ist ein Video zu sehen, wie sie gemeinsam am Klavier singen. „Wir sind früher zusammen in der Schule oder im Altentreff aufgetreten“, sagt sie. Lina strebt die Karriere als Sängerin an, Marven als Tontechniker.

Sie spiele regelmäßig Basketball, umgibt sich mit Jungs, mit denen sie immer besser klarkommt. „Girlietalk liegt mir nicht so“, sagt sie. Eine andere Leidenschaft ist das Zeichnen und Malen. Darüber lässt sie mit 15 Jahren das Klavierüben schleifen. Ihre Mutter sieht es nicht ein, weiterhin für die teuren Stunden aufzukommen. Ihr Vorschlag: „Du singst doch gern. Willst du nicht Gesangsunterricht nehmen?“ Auch an der Bismarckschule, wo Lina Maly im ästhetische Profilfach den Schwerpunkt Musik wählt, wird sie gesanglich geschult.

Lina Maly singt mal leise und melancholisch, dann wieder nachdrücklich, an anderer Stelle klingt es eher gesprochen als gesungen, manchmal gehaucht. Es lohnt sich, genau hinzuhören. Die junge Frau hat was zu sagen. In ihrem Song „Schön genug“ geht es um den Perfektionswahn unserer Gesellschaft. „Sind wir denn nie schön genug? Ist es hier nie schön genug? Sind wir denn nie schön genug, so wie wir sind?“, fragt sich Lina Maly in dem Stück. Begleitet wird sie von einer sanften Pianomelodie, die langsam Fahrt aufnimmt und um Gitarre und Drums erweitert wird.

Die Lieder, die sie schreibt, klingen oft melancholisch

Mit 18 Jahren hat sie die Zeilen geschrieben, inspiriert von Erlebnissen im Bekanntenkreis. „Ich kenne allein vier Menschen mit psychischen Erkrankungen“, sagt Lina Maly. Auch sie bekommt den Drang zur Perfektion zu spüren. „Es reicht schon, ungeschminkt zur Schule zu gehen. Die Leute gucken dich an und fragen: Lina, geht’s dir nicht gut? Bist du krank? Einfach, weil du ungeschminkt bist. Da merkt man, dass alles ein bisschen verdreht ist.“

Sie stellt in „Nur zu Besuch“ fest: „Wir haben der Zeit ein Stück gestohlen. Sie holt uns trotzdem wieder ein“, und sie wünscht sich in „Wachsen“: „Alle wachsen, doch wer davon blüht auf? […] alle wachsen, doch ich will gedeihen.“ Das klingt philosophisch. Da passt es ins Bild, dass sie sich für ein Philosophiestudium eingeschrieben hat. „Eigentlich möchte ich ja Kunst studieren. Aber meine Bewerbungsmappe ist noch unvollständig“, sagt sie. Und es sieht ganz danach aus, dass ihr dafür auch in den kommenden Monaten neben TV-Auftritten (Inas Nacht), Konzerten (Reeperbahnfestival) und eigener Releasetour nicht viel Zeit bleibt.

Ihre Inspiration für die Songs holt sie sich auch aus Büchern, Filmen, Gesprächen, von Bahnfahrten. „Ich singe in meinen Songs ein bisschen mich selbst an, um mir Mut zu machen, aber es soll auch ein Appell an Freunde sein.“

In der NDR-Sendung „Inas Nacht“ am 16. Juli, 23.25 Uhr, tritt Lina Maly neben Axel Prahl, Rocko Schamoni und Dua Lipa auf. In Köln (28.7.) und Dresden (13.8.) ist sie Support der französischen Sängerin ZAZ. Auf dem Reeperbahnfestival in Hamburg (21. bis 24. September) ist sie auch dabei. Ihr Debutalbum „Nur zu Besuch“ erscheint am 26. August.