Kreis Pinneberg. Nur eine Spur sorgt für Stillstand. Verkehrsplaner begründen die Maßnahme mit der gestiegenen Zahl an Unfällen.
Guten Morgen, Stillstand! Das dürfte manch einer ausrufen, der aus dem Kreis Pinneberg kommend morgens Hamburg ansteuert. Seit Beginn der Bauarbeiten in der Hansestadt am geplanten Autobahndeckel wird auch die A 23 allmorgendlich zur Staufalle. Zäh schleppt sich die Blechlawine gen Süden, zeitweise geht zwischen Elmshorn und dem Autobahnkreuz Hamburg-Nordwest gar nichts mehr. Eine Ende Mai geänderte Streckenführung am Knotenpunkt von A 23 und A 7 hat dieses Phänomen offenkundig noch verschärft. Statt Besserung droht sogar noch eine Verschlechterung der Situation: Denn ab Mitte Juli wird ein Abschnitt der A 23 neu asphaltiert. Dann wird es kurz vor der Landesgrenze in Fahrtrichtung Süden noch enger.
Die zuständigen Verkehrsplaner sehen sich immer mehr Beschwerden genervter Pendler ausgesetzt. Sie begründen die Maßnahme mit der zuvor gestiegenen Zahl von Unfällen im Umfeld des Dreiecks Nordwest. Die habe sich seit der Verengung vor einigen Wochen stark reduziert.
Drei bis fünf Crashs am Tag keine Seltenheit
Bei Gerhard Fuchs trudeln Anrufe und Mails von Stauopfern ein. Er ist der Mann, bei dem die Fäden zusammenlaufen, seitdem die Stadt Hamburg und das Land Schleswig-Holstein ihn zum Koordinator für den Ausbau der A 7 gemacht haben. Der Mann, der gern Baustellen-Kümmerer genannt wird, räumt aktuelle Probleme offen ein. Die Entscheidung, kurz vor dem Autobahnkreuz in Richtung Hamburg auf eine Spur zu verengen, sei jedoch alternativlos gewesen, weil es in der jüngeren Vergangenheit vermehrt zu Unfällen gekommen sei. Drei bis fünf Crashs am Tag seien keine Seltenheit gewesen, vor allem weil von der A 7 kommende Laster bei der Zusammenführung mit der Nordsee-Autobahn gleich zwei Spuren wechseln mussten, um dem Rechtsfahrgebot nachzukommen. „Die Zahl der Zwischenfälle ist seit der Verengung auf eine Spur Anfang Juni erheblich gesunken“, sagt Fuchs. Er spricht von nur noch zwei Unfällen, die in der vergangenen Woche aufgenommen worden seien.
Für Autofahrer, die von der A 7 kommen, habe sich die Situation in den vergangenen Wochen sogar verbessert, so Fuchs. „Auch wenn das für Nutzer der A 23 kein Trost ist.“ Zudem sei die Staulage südlich des Kreuzes Nordwest – also im Bereich Bahrenfeld – deutlich entspannter. Wer Richtung Elbtunnel unterwegs sei, könne in diesem Abschnitt womöglich zuvor verlorene Zeit wieder reinholen. Auf die Frage, wann die Einspurigkeit am Ende der A 23 wieder aufgehoben wird, hat Fuchs noch keine belastbare Antwort: „Wir haben eine Analyse des Verkehrsflusses in dem Bereich in Auftrag gegeben“, sagt der Baustellen-Kümmerer. Im Zuge der Studie werde die Autobahn auch einer Kapazitätsprüfung unterzogen. Mit Ergebnissen sei Ende Juli zu rechnen. „Erst nach der Auswertung werden wir über eventuelle Korrekturen an der Verkehrsführung entscheiden“, so Fuchs am Freitag.
Ab Halstenbek nur eine Fahrspur
Zuvor kommen auf Autofahrer, die auf der A 23 gen Süden unterwegs sind, schwere Zeiten zu. Grund ist eine weitere Baumaßnahme, die das Land Schleswig-Holstein verantwortet. Auf einem Teilstück zwischen der Anschlussstelle Halstenbek-Rellingen und dem Kreuz Nordwest wird in Fahrtrichtung Süden ein sogenannter Flüsterasphalt aufgetragen. Die Arbeiten werden laut Fuchs am 22. Juli beginnen und sollen bis zum 27. August andauern. Während dieser Wochen werden Verkehrsteilnehmer bereits ab Halstenbek mit nur einer Fahrspur auskommen müssen. Die Erneuerung der Fahrbahn wurde bewusst in die Ferienzeit gelegt, weil dann weniger Pendler unterwegs sind.
Experten der Polizei empfehlen, die Stoßzeiten zu meiden und sich – wenn möglich – morgens vor 7 Uhr oder nach 9.30 Uhr auf den Weg gen Süden zu machen. Fuchs, der derzeit „täglich vier oder fünf Beschwerden“ entgegennimmt, rät Autofahrern dringend, trotz des Staus auf der Autobahn zu bleiben. Die Landstraßen in der Region und die Hansestadt seien überlastet. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sei auf der A 23 auch bei Stau mit 40 Stundenkilometern noch über dem Schnitt, der im Stadtverkehr erreicht werde. Fuchs empfiehlt zudem, nach dem Kreuz vermehrt die linken Spuren zu nutzen. Zudem sei es sinnvoll, statt an der verengten und zuweilen überlasteten Abfahrt in Stellingen die Anschlussstelle Volkspark zu nutzen. Dort gebe es weniger Probleme.
Verkehr wird am 25./26. Juni elf Stunden umgeleitet. Neun Monate Umleitung für Anlieger
Die A 7 wird in der Großbaustelle in Kürze zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen für eine Nacht voll gesperrt. Diesmal ist der Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Quickborn und Schnelsen-Nord betroffen: In der Nacht von Sonnabend, 25. Juni, auf Sonntag, 26. Juni, wird bei Bönningstedt die Brücke abgebrochen, auf der die Norderstedter Straße über die Autobahn führt. Die Arbeiten sollen abends um 22 Uhr beginnen und am Morgen um 9 Uhr abgeschlossen sein.
Für die Region hat dieser Abriss Folgen, die weit über eine Nacht hinaus wirken: Die von täglich rund 10.000 Autofahrern genutzte Verbindung zwischen Norderstedt und Bönningstedt wird etwa neun Monate lang nicht passierbar sein (wir berichteten) – nämlich bis die neue Brücke fertig ist, die dann sechs statt vier Autobahnfahrspuren überspannen kann. Von der Sperrung ist auch der 295er-Bus betroffen.
Umleitungen auf der A 7 für den Nahverkehr eingerichtet
Autofahrer, die aus Bönningstedt nach Norderstedt wollen, müssen dann über die Bundesstraße 4 bis nach Hasloh fahren, dort rechts in den Garstedter Weg einbiegen und weiter über Hasloher Weg, Friedrich-Ebert-Straße, Friedrichsgaber Weg. Niendorfer Straße, Ohlenhoff und Halloh ausweichen. In der Gegenrichtung gilt die Strecke umgekehrt. Wie berichtet, befürchtet die Gemeinde Hasloh deshalb den Mega-Stau.
Der Autobahn-Verkehr wird vom 25. auf den 26. Juni aus Süden über die U 41 wie folgt umgeleitet: A-7-Anschlussstelle Schnelsen Nord (23) – Oldesloer Straße – Schleswiger Damm (B 447) - Holsteiner Chaussee/Kieler Straße (B 4) – Holsteiner Straße (L 320) – AS Kaltenkirchen (18). Der Verkehr aus Norden wird über die U 70 wie folgt umgeleitet: A-7-Anschlussstelle Quickborn (21) - Friedrichsgaber Straße (L 76) – Bahnstraße (L 76) - Ellerauer Straße (L 76) - Kieler Straße (B 4) – Holsteiner Chaussee (B 4) - Schleswiger Damm (B 447) - A-7-Anschlussstelle HH-Schnelsen (24).